Inspiration für Zukunftsfragen I Katholische und evangelische Kirchenmitarbeiter im Austausch mit der Wirtschaft

Beim ökumenischen Treffen des Evangelischen Pfarrkonvents des Kirchenbezirks Breisgau-Hochschwarzwald und der katholischen Dekanatskonferenz des Dekanats Breisach-Neuenburg am 29. Juni 2018 in Bad Krozingen und Heitersheim erhielten etwa 50 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchen Inspiration für die Zukunft.

Die Pfarrer und Pfarrerinnen und die hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen und evangelischen Kirchen stehen vor großen Herausforderungen. Sie fragen sich tagtäglich, wie sie den Menschen unserer Zeit einen neuen Zugang zum Glauben und zum Gemeindeleben vermitteln können. „In dieser Situation hilft es, die Perspektive zu ändern und sich von anderen inspirieren zu lassen“, sagt Bernhard Huber, Dekanatsreferent des Dekanats Breisach-Neuenburg, der das Treffen zusammen mit Kollegen beider Konfessionen organisiert hatte. In sechs Gruppen besuchten sie Unternehmen und Organisationen wie den Brandschutzspezialisten Hekatron in Sulzburg, das inklusive Café Artis in Heitersheim, die Demenz-Wohngemeinschaft Mittendrin in Staufen - eine Einrichtung der Sozialstation Südlicher Breisgau - , das Weingut Franz Herbster in Kirchhofen, das Architekturbüro Helmut Bühler in Staufen und sprachen bei einem Rundgang durch den Wald mit einem Forstwissenschaftler. Leitgedanke dieser Besuche war die Frage, wie diese Unternehmen mit Transformationsprozessen umgehen und welche Anregungen sich daraus für die Arbeit der kirchlichen Mitarbeiter ergeben können.

Drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sich beim Brandschutzspezialisten Hekatron nur mit Zukunftsfragen, definierten Megatrends wie demografische Entwicklung, Energiewende und Urbanisierung und leiten systematisch ab, was diese Trends für das Unternehmen bedeuten. Ein fest installiertes Innovationsmanagement ermöglicht jedem Mitarbeiter, sich mit neuen Ideen zu beteiligen und die Idee, für die er brennt, bis ganz nach oben zur Geschäftsleitung zu bringen. „Solch ein Gremium gibt es bei uns nicht, viele gute Ideen versanden zwischen den verschiedenen Ebenen“, sagte der evangelischer Pfarrer Eberhard Deusch. „Es gibt zwar einen Kummerkasten und eine Ideenbörse. Inhalte werden dann aber an den Chef und über den an die Gremien verwiesen und dort trägt sie nicht mehr der vor, der für die Idee brennt“, stellte sein katholischer Kollege fest. Intensiv beschäftigt sich Hekatron damit, welches Angebot ihre Kunden brauchen. Ein Ansatz, der die kirchlichen Mitarbeiter überzeugte, die dringend ehrenamtliche Mitarbeiter suchen und bislang eher daran dachten, was sie von potentiellen Ehrenamtlichen erwarten. „Wie machen wir unser Angebot so attraktiv, dass die Leute sich gerne  bei uns engagieren“, fragte ein Teilnehmer. Auch die Mitarbeiter der Demenz-Wohngemeinschaft orientieren sich an den Bedürfnissen ihrer Kunden. Sie fragen sich, was die Bewohner brauchen, eine Sichtweise, die Gemeindereferentin Ulrike Dondrup anregend fand.

Nach dem Austausch  in den Unternehmen trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der St. Bartholomäus-Kirche in Heitersheim zu einem Gottesdienst. Im hinteren Teil der Kirche berichteten sie, was sie inspiriert hat und da kam einiges zusammen. Vom Forst der Hinweis, dass Nachhaltigkeit ganz viel mit Partizipation zu tun hat, beim inklusiven Café Artis, in dem Menschen mit Behinderungen mitarbeiten, der Pioniergeist, im Architekturbüro Helmut Bühler begeisterten die lichten Räume, die Kreativität ermöglichen. Aus dem Weingut Herbster brachte die Gruppe einen Chasselas mit, einen Wein der alten Sorte Gutedel, der später geerntet und anders ausgebaut wird als der traditionelle Markgräfler Schoppenwein. „Wir haben alte gute Worte, vielleicht muss man die neu entdecken“, war das Fazit dieser Gruppe. Mit dem Kanon „Wenn einer alleine träumt“, zogen die Teilnehmer nach vorne ins Kirchenschiff. Inspiration boten an diesem Tag, am Fest  Peter und Paul, auch die beiden Apostel Petrus und Paulus. Am Beginn der Kirche,  in einer Zeit des Umbruchs, gelang es ihnen, trotz vieler unterschiedlicher Sichtweisen im Dialog zu bleiben und neues Wachstum zu entwickeln. „Die Veranstaltung war leicht und doch wesentlich, die Gespräche waren lebendig und anregend, und es war Energie für Neues da. Wir brauchen in unseren Kirchengemeinden neue Haltungen und neue Perspektiven, um tragfähige Schritte in die Zukunft zu gehen. Davon war bei der Veranstaltung etwas zu spüren“, sagt Bernhard Huber, ein Mitglied der ökumenischen Arbeitsgruppe, am Ende der Veranstaltung.

Gabriele Hennicke

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