„Liebe duldet keinen Angriffskrieg“ - Treffen der weltweiten Christenheit in Karlsruhe eröffnet

Mit einer Plenarveranstaltung ist am 31.08. die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe eröffnet worden. Die Liebe Christi ist keine Gefühlsduselei, sie ist eine Praxis: tatkräftig, verwegen, mutig, widerständig“, erklärte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus (Hannover). „Liebe duldet keinen Angriffskrieg. Dem widerspricht sie“, sagte die Vorsitzende. Zu der neuntägigen Versammlung, die unter dem Leitwort „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ steht, kommen mehr als 4.000 Christinnen und Christen aus rund 120 Ländern zusammen, um gemeinsam zu beten, zu beraten und zu feiern.

In ihrem Grußwort hob die EKD-Ratsvorsitzende zugleich die Symbolkraft des Tagungsortes Karlsruhe als Sitz des Bundesverfassungsgerichtes hervor: „Diese Stadt ist für uns in Deutschland zumindest ein klitzekleiner Vorposten des Reiches Gottes: Weil hier nach Kräften die Menschenwürde hochgehalten und verteidigt wird. Ich wage zu behaupten, dass Jesus sagen würde: Ihr seid nicht fern vom Reich Gottes mit diesem Bekenntnis. Denn ja, es ist ein Bekenntnis, ein Glaubenssatz, eine Kampfansage an die millionenfache Antastung menschlicher Würde, die einen schier verzweifeln lässt.“, so die EKD-Ratsvorsitzende vor den Delegierten.  „Es ist dies die säkulare Form dessen, was wir glauben, dass uns in den angetasteten, entrechteten, unter Gewalt leidenden Menschenbrüdern und -schwestern Christus begegnet und uns zur Liebe ruft.“

Die badische Landesbischöfin Heike Springhart (Karlsruhe) äußerte die Hoffnung, dass die Delegierten der Vollversammlung in einen Dialog treten über zentrale Themen wie den Krieg und den Klimawandel „ehrlich, offen und verbunden im Geist Christi, getragen von der Bewegung Christi“. Die Landesbischöfin zeigte sich überzeugt von der Wirksamkeit der gemeinsamen Gespräche vor Ort. Zugleich erinnerte sie an die deutsch-französische „Geschichte der Versöhnung im Herzen Europas“.

Auch Oberbürgermeister Frank Mentrup (Karlsruhe) verwies auf die positiven Erfahrungen der Stadt Karlsruhe in einem Grenzgebiet. „Es ist unvorstellbar, dass sich unsere Großeltern und auch noch manche Eltern im Schützengraben gegenüberlagen und sich bekämpften.“ Die Vollversammlung könne ein Vorbild sein auch für den Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften und für politische Debatten.

Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium des ÖRK und zugleich die umfassendste Zusammenkunft von Christinnen und Christen weltweit. Sie tritt in der Regel alle acht Jahre zusammen.

Die 11. Vollversammlung des ÖRK findet auf gemeinsame Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Evangelischen Landeskirche in Baden, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), der Union der Protestantischen Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL) und der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz in Karlsruhe (Deutschland) statt.

Die Evangelische Kirche in Deutschland wird in der Versammlung durch eine zwölfköpfige Delegation vertreten. Ihr gehören unter anderem die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber sowie Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Nordkirche) und die Landesbischöfe Friedrich Kramer (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland) und Heinrich Bedford-Strohm (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern) an.


Informationen zur Vollversammlung des ÖRK und zum Begegnungsprogramm unter www.karlsruhe2022.de

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