Glauben muss immer auch hinterfragt werden

Der evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh hat zu Ostern an den untrennbaren Zusammenhang von Religion und Freiheit erinnert. „Wenn der Osterglaube wirklich in unserem Alltag und vor allem in unseren Herzen ankommen soll, dann geht das nur in Freiheit“, erklärte Cornelius-Bundschuh. Anstelle eines fundamentalistischen Verständnisses von Religion sei es notwendig, „in Freiheit auch Fragen an den Glauben“ zu stellen, so wie es in der Bibel bereits der „ungläubige Thomas“ getan habe. "Zugleich durchbreche Ostern die Spirale der Gewalt und stehe für den gewaltfreien Kampf für Frieden und Gerechtigkeit, wie ihn auch die Ostermärsche praktizierten“, sagte der Landesbischof.

„Ostern ist ein Fest, aber es ist auch ein Kampf um die Köpfe und die Herzen der Menschen und um ihre Hoffnung. Wer auf das Osterlicht vertraut, darf zu den Bildern des Todes in dieser Welt nicht schweigen. Damit nicht der Eindruck entsteht, Macht und Gewalt hätten doch das letzte Wort“, erklärte der Landesbischof. Er erinnerte an die zentrale Bedeutung von Ostern als Fest des Lichtes, gerade für die bedrängten Christen in vielen Ländern der Welt. So sei es beeindruckend, wie syrische Christen sich gegenseitig in der Hoffnung stärkten, dass „die Macht des Todes schon gebrochen ist; auch wenn sie sich in diesen Jahren so schrecklich aufbäumt.“

Cornelius-Bundschuh erinnerte an die Kraft vieler Osterlieder, die am Sonntag und Montag in den Gottesdiensten gesungen werden: „Sie besingen eine Erfahrung von Auferstehung mitten im Dunkel des Lebens“. Über den Gottesdienst hinaus seien Lieder notwendig, „die die Menschen in ihrer Not ernst nehmen und ermutigen, die sie aufrichten und stärken, die wir einander zu singen.“ Ostern sei aber auch ein Fest der Natur, die Gott den Menschen geschenkt habe: „Wir feiern, dass der Boden aufbricht und die Blumen und Sträucher blühen. Wir freuen uns am Frühlingslicht, das wärmt und neue Kraft schenkt“, sagte der Landesbischof.

Cornelius-Bundschuh würdigte, dass in diesen Tagen „zum sechzigsten Mal Menschen überall in Deutschland auf den Ostermärschen ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt setzen“. Er rief die Bundesregierung dazu auf, „mutiger zu sein und keine Kriegsschiffe nach Saudi-Arabien zu liefern“. Ein „Sieg gegen die Mächte des Todes ist nicht auf dem Schlachtfeld zu gewinnen; da bekommt der Kreislauf der Gewalt nur immer neuen Schwung; da wird der Hass nur wieder neu angeheizt; da wächst nur immer neue Schuld“, sagte Cornelius-Bundschuh. Er äußerte die Hoffnung, dass die Kirche „im Geist von Ostern für viele Menschen zu einem Kraftzentrum wird, gemeinsam neue Wege des Friedens und der Gerechtigkeit sucht und sich aufrecht macht in den Fußstapfen von Jesus Christus."

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