In die Luft werfen

„Den Sommer genießen – das schaffe ich einfach nicht in diesem Jahr!“, sagt eine Freundin. Das liegt nicht etwa am Wetter. Nein, es ist die „Weltlage“, die es ihr so schwer macht mit der Sommerfreude: Corona, die Flutkatastrophe in der Eifel, jetzt die furchtbare Dramatik in Afghanistan. Sommerliche Leichtigkeit, Unbeschwertheit kommen da nicht auf.

Die Gefühlslage im Land hat sich gravierend gewandelt: laut einer Befragung haben mehr als 62% der Deutschen in diesem Sommer Sorgen und Ängste. 69% der Jugendlichen fühlen sich von starken Zukunftsängsten geplagt. „Die Zuversicht ist weg“, so die Überschrift einer Umfrage unter Menschen mittleren Alters.

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16, 33), sagt Jesus. Dieser Satz gehört zu meinen Lieblingsversen, er ist mir in diesen Monaten neu wichtig geworden. Jesus sieht unsere Angst – er redet sie nicht weg. Aber er macht uns Mut: „Seid getrost“ – fürchtet euch nicht. Denn ich bin stärker als die Welt mit ihrer Angst, ich bin viel größer als all euer Fürchten. Darum könnt, darum dürft ihr eure Angst immer wieder ein Stück beiseite legen. Jesus hebt die Angst nicht auf, weist sie aber klar in ihre Schranken. 

Die jüdische Schriftstellerin Rose Ausländer, die den Nazigräuel ausgesetzt war, beginnt ein Gedicht mit den Worten: „Wirf deine Angst in die Luft“. Da trotzt eine der Furcht mit einer fast schon spielerischen Leichtigkeit. Und da ist sie, die Leichtigkeit, nach der wir uns so sehnen in diesem Sommer. Wirf deine Angst in die Luft! Noch ist der Sommer nicht vorbei!

Ihre Daniela Hammelsbeck, Müllheim

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