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Andacht

What I was made for…

Es ist Freitagabend. Neun Frauen sitzen um einen Tisch und unterhalten sich. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: in ihrem Altern, in ihren Charakteren, in ihren Lebenswelten. Doch haben sie alle ähnliche Erfahrungen gemacht, die ihre Rolle als Frau betrifft: Sie erzählen sich von Erwartungen und Zuschreibungen, die an sie herangetragen werden - und auch davon, dass die eigene innere Kritikerin mitunter eine der lautesten Stimme ist. 

Billie Eilish singt in Ihre Lied "What was I made for" über die Fragen, wozu sie eigentlich erschafft ist und worin der Sinn ihres Lebens liegt. Der Song ist Soundtrack des Filmes "Barbie" und erklingt in dem Moment, in dem die Puppe Barbie ein echter, fühlender Mensch werden will. Barbie will kein perfektes Leben, sondern ein echtes. 

Eine echte, bedeutsame Stimme, ist Gottes Stimme. Die stellt sich oft neben meine innere Kritikerin und spricht: „Du bist da, um geliebt zu werden – und zu lieben. Du bist wertvoll und kostbar in meinen Augen und ich habe dich lieb (Jesaja 43,3)“.
Wenn Paulus in der diesjährigen Jahreslosung sagt: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe! (1. Korinther 16,14)“, dann hoffe ich, dass auch das ein Satz an meine innere Kritikerin ist. Und ich wünsche mir, dass er für alle inneren Kritiker:innen dieser Welt gilt. Damit sie täglich hören: "Sei nicht so streng mit dir. Du bist geschaffen worden, um geliebt zu werden und zu lieben." 

Diese Erkenntnis wünscht Ihnen
Celina Häs
Diakonin im Schuldienst

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„Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“

Das Motto der diesjährigen evangelischen Fastenaktion „7 Wochen ohne …“ passt!
In unserer Kirche rücken wir näher zusammen: Kooperation schließt Alleingang aus. „Komm rüber und lass uns gemeinsam unseren Glauben feiern!“
Um sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie zu unterbinden machen wir potentiellen Täter*innen ihre Alleingänge unmöglich. Wir schauen genau hin und hören auf die Stimme der Betroffenen!
In unserer Gesellschaft sind Alleingänge leider an der Tagesordnung. Rechtspopulistische Tendenzen wollen die Gesellschaft spalten. Als Christinnen und Christen ist das für uns ein absolutes „No go“. Alle Menschen sind Ebenbilder Gottes. „Komm rüber und lass uns gemeinsam unsere bunte und vielfältige Gesellschaft gestalten!“
Auch Gott will nicht allein sein. Er lädt uns ein, unsere Alleingänge aufzugeben. Gottes Liebe möchte unser Leben aufblühen lassen. „Komm rüber, vertrau mir, lass uns gemeinsam den Weg durch Deine ganz persönliche Passionszeit gehen“!

Herzlich grüßt, Dekan Dirk Schmid-Hornisch 

 

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Erkennungszeichen

Erkennungszeichen?!
Kennen wir alle aus unserem Alltag und aus unserer Gesellschaft.

Ein paar Beispiele:

  • Angefangen im frühen Christentum. Hier gab es das geheime Erkennungszeichen des Fisches für die Menschen, die sich Christus zugehörig fühlten.
  • Ein uns sehr bekanntes Erkennungszeichen ist das Hallo und Tschüss sagen, wenn wir anderen Menschen begegnen und uns von diesen wieder verabschieden.
  • Ein gesellschaftliches Erkennungszeichen ist die von den Vereinten Nationen entstandene transnationale Bewegung „Black Lives Matter“, welche sich durch eine symbolische Körperhaltung zu erkennen gibt: die nach oben gestreckte Faust und der Kniefall. Manchmal braucht es eben keine Worte. 

Aber worauf möchte ich hinaus? Zeit für eine kleine Exkursion in die Gebärdensprache. Auch hier funktioniert Kommunikation ohne Worte. Gehörlose Menschen haben sich ein Zeichen zur Kommunikation überlegt, welches ich besonders als Lehrerin im BBZ Stegen und als Gehörlosenseelsorgerin wunderbar finde. Es ist das Erkennungszeichen der Handform „ILY“. Bestehend aus der Buchstabenkombination I, L und Y. Diese weltweit bekannte Handform bedeutet „I Love You“ und kommt ursprünglich aus der amerikanischen Gebärdensprache (ASL). In der Gebärdensprachgemeinschaft ist diese Gebärde weit verbreitet und wird in vielen Ländern als Symbol der Liebe, der Solidarität und des Friedens angewendet. Außerdem soll sie eine positive Emotion darstellen, beispielsweise wird sie bei Gruppenfotos unter gehörlosen Menschen oder vor einem Publikum im Sinne von „Hallo, alles ok“ verwendet.

Ist das nicht ein wunderbares Erkennungszeichen, von dem wir noch alle viel lernen können? Einfach meinem Gegenüber „ILY“ zeigen, natürlich nicht im erotischen Sinne, sondern als Ausdruck der Verbundenheit, der Solidarität und des Friedens. Kommunikation ganz ohne Worte. Das wünsche ich mir und uns allen, dass wir die Wichtigkeit solcher kleinen Gesten erkennen und weitergeben - auf dass es friedlicher auf unserer Welt wird. Also: „I Love You“.

Ihre/eure Merrit Diederichs (Diakonin im Schuldienst und Gehörlosenseelsorgerin Südbaden)

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Eine (unvollständige) Liste

Wovor haben Sie Angst?

Der Autor Christoph Süß hat eine (unvollständige) Liste erstellt - mit Dingen, vor denen Menschen Angst haben, z.B.: „Vor der Klimakrise. Dem Ökofaschischmus. Vor Überfluss. Vor Knappheit. Vor Terroristen. Fundamentalisten. Vor Langeweile. Menschen mit anderer Hautfarbe. Ausländern. Nachbarn. Vor Verblödung. Vor Bakterien und Viren. Vor der Kernkraft. Davor, dass der Strom ausfällt. Vor Windrädern. Monokulturen. Vielfalt. Vor Armut. Demütigung. Der Jugend. Dem Erwachsenwerden. Dem Altern. Vor Giften. Medikamenten. Kleinlichkeit. Heimlichkeit. Engen Räumen. Weiten Räumen. Alzheimer. Nicht vergessen können. Liebe. Einsamkeit. Vor dem Chef. Mobbing. Teilnahmslosigkeit. Vor Isolation. Vor Sattheit. Dem Hunger. Stress. Burn-out. Langeweile. Der Zukunft. Der Vergangenheit…“

Ich füge dieser Liste eine andere Liste an. Eine (unvollständige) Liste mit Dingen, die Menschen Mut macht. Dazu gehört z.B.: Die Gewissheit, dass nach dem Winter der Frühling kommt. Routinen. Veränderungen. Aufbrüche. Neuanfänge. Gewohntes. Vertrautes. Ein Lied. Sonne auf der Haut. Eine Umarmung. Gott. Die Zukunft. Die Gegenwart. Demonstrieren. Zuspruch. Zuhören. Gehört werden. Gesehen werden. Ein Zeichen setzen. Gebet. Sich in der eigenen Komfortzone bewegen. Überraschungen. Wendungen. Unerwartetes. Liebe. Vertrauen. Ein „Ich mag dich“. Ein „Du bist mir wichtig.“ Wenn Dinge ans Licht kommen. Wenn ein „einfach weiter so“ nicht mehr funktioniert. Zu merken, dass es anderen auch so geht wie mir. Kuchen. Oder Schokolade. Manchmal beides. Gesund werden. Hilfe anbieten. Hilfe annehmen. Erinnerungen. Inspiration. Vorbilder…

Ich wünsch Ihnen den Mut, Mutmachendes in Ihrem Leben zu entdecken! Die Liste ist noch lange nicht vollständig. 
Ihre Diakonin Miriam Tepel 

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Segen als Wegbegleitung

Zu Jahresbeginn gab es in unserer Gemeinde einen Gottesdienst mit der Möglichkeit zur persönlichen Segnung, als Wegbegleitung in das neue Jahr.

Die ältesten Segenstexte, die bisher gefunden wurden, war ebenfalls als Wegbegleiter gedacht: es sind kleine Silberrollen mit einem Loch in der Mitte, drumherum ist der sog. aaronitische Segen eingraviert: „Gott segne dich und behüte dich...“

Auch wir Christ*innen nutzen inzwischen diese alten jüdischen Worte, hören den Segen am Ende des Gottesdienstes, bevor wir wieder nach Hause gehen – Segen als Wegbegleitung.

Segen als Wegbegleitung – das sehe ich auch daran, dass der erste Segen ganz am Anfang der Bibel steht, in der Schöpfungsgeschichte. Er gilt den Wassertieren und den Vögeln. Er kommt noch ohne Worte aus: „und Gott segnete sie“ (Genesis 1,22) , steht da ganz lapidar. Erst danach folgt, was das bedeutet: „und Gott sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden“.

Der erste Segen macht das Leben voll, weit, vielfältig und verheißt Zukunft. Segen als Wegbegleitung.

Ihr Pfarrer Philipp van Oorschot 

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Alles in Liebe

Am Anfang des Jahres: eine Losung - ein Lied - ein Video und Gedanken von Gottfried Heinzelmann dazu.

Manchmal reicht es, Schätze zu teilen, die einem zufallen (https://jahreslosung.net/).

Ein entlastender Vorsatz für das Neue Jahr. Ich setze ihn mal gleich um...

Ein Jahr voller Liebe wünscht

Ihr

Dirk Boch, Schuldekan

 

Jahreslosung 2024: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Korinther 16,14)

„Alles gut?“, bei dieser Frage weiß ich nicht, was ich antworten soll. Wie kann in einem Leben "alles" gut sein?
"Alles in Liebe", hier geht es mir ähnlich. Wie kann in meinem Leben „alles in Liebe geschehn“?

Dass „Alles in Liebe“ geschehen soll, ist in mehrfacher Weise verstörend.
Diesen Anspruch kann ich nie ganz erreichen. Und – ein solches Verhalten stößt auf Unverständnis. Trotzdem gilt: „Was ich denke oder sage, was ich tue oder wage:
Alles, alles soll in Liebe geschehn!“ Das doppelte „Alles“ im Refrain kann man als Verstärken und gleichzeitiges Hinterfragen verstehen. Alles – wirklich alles?
Auch die Melodie betont durch Rhythmus und Melodieführung diese Aussage.
Diese Fragen und das Fragmentarische unserer menschlichen Liebe schwingen im Refrain des Jahreslosungsliedes mit.

Doch wie kommt Paulus eigentlich zu dieser vollmundigen Aufforderung?
Er kannte doch „seine“ Korinther genau. Die kleinen und großen Eitelkeiten; die Konkurrenz zwischen „uns“ und „denen“; die Streitigkeiten, die sogar vor Gericht ausgetragen werden. Paulus denkt solche Aussagen immer bezogen auf Jesus Christus.

Das faszinierende „Hohelied der Liebe“ in 1. Korinther 13 beschreibt zuallererst die Liebe, mit der Gott uns in Jesus Christus liebt.
Daraus folgend – aber immer fragmentarisch, bruchstückhaft, unvollkommen – gilt diese Beschreibung der Liebe auch für uns. In den Strophen wird in kleinen Beispielen durchbuchstabiert, wie die Liebe im Alltag konkret werden kann.

Die Zusage Gottes leuchtet in der Bridge auf: „Gott ist die Liebe und er verspricht:
‚Du bist mein geliebtes Kind!‘“ Hier gilt das doppelte „Alles“ ausschließlich als Verstärkung: „Alles, alles, was Gott über mich denkt, alles, alles, womit er mich beschenkt, ist immer voller Wärme und Licht.“
Weil Gott uns zuerst liebt, können wir es täglich neu wagen, seine Liebe in die Welt zu tragen.

Gottfried Heinzmann

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Gott arbeitet unten!

Ein Mensch, der in den Himmel kommt. sucht dort Gott. Es gelingt ihm tatsächlich, bis zu dessen Tür vorzudringen. Aber dort hängt ein Zettel: "Gott arbeitet unten!" steht drauf.

Gott arbeitet unten!

Also, wenn das stimmt, dann ist er ganz in der Nähe. Ganz nahe. Gott kommt mir an Weihnachten ganz nah! Und Ihnen! Weil er hier unten arbeitet. Weil er dabei ist, seinen Job zu tun!

Frohe Christfesttage wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Fritz Breisacher, Ehrenkirchen

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Was sich aus dem Wagenrad entwickelt hat

Seit Wochen füllen sie schon die Auslagen der Geschäfte. Mittlerweile gibt es sie für jede Zielgruppe. Die Rede ist von Adventskalendern. Alle möglichen Interessen und Vorlieben werden da bedient. Von Müll- oder Chipspackungen, den drei Fragezeichen mit Gimmicks für jeden Tag über die Ü18-Editionen mit Erotik-Versprechen. Da sieht das Schokoladentäfelchen hinter dem Papptürchen fast schon alt aus... 
Wie ist der Adventskalender denn eigentlich nochmal entstanden? Früher wie heute ging es darum, sich das Warten auf Weihnachten "erträglicher" zu machen. Sich darauf zu freuen, dass Gott an Weihnachten in seinem Sohn Jesus Christus in die Welt kommt. 1839 hatte der Theologe Johann Hinrich Wichern, der Gründer des Rauhen Hauses und Mitbegründer der Inneren Mission, nicht nur den Adventskranz erfunden, sondern letztendlich auch den Adventskalender. Er stellte auf ein Wagenrad vier große weiße Kerzen für jeden Adventssonntag und für jeden Tag dazwischen bis zum 24.12. kleine, rote Kerzen. 
Was ist daraus nicht alles geworden?*
Ich wünsche dir und Ihnen von Herzen eine lichtbringende, freudvolle und besinnliche Adventszeit mit der einen oder anderen schönen Überraschung! Die Welt und wir können es brauchen. 
Deine / Ihre Heike Siepmann (Diakonin im Ev. Jugendwerk Breisgau-Hochschwarzwald) 


*Bei uns wird übrigens traditionell eine Schnur mit von der Patentante liebevoll gestalteten Wäscheklammern gespannt. Daran hängen dann kleine Überraschungen. Der Kalender ist für die ganze Familie und auch, als die Kinder noch klein waren, konnten sie gut darauf warten, nur alle paar Tage wieder dran zu sein. Und dann gibt es noch "Türchen", die für alle gemeinsam sind: ein Spieleabend, Besuch des Weihnachtsmarktes oder die Kinder kochen ein Überraschungsmenü. 

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Die gute Saat wird aufgehen…

Den Sommer haben wir schon lange verabschiedet. Die Adventszeit kommt erst noch. Draußen ist es oft trübe. Im Herbst kommen manche schweren Gedanken. Auch die Weltlage trägt dazu bei. Wir fragen uns: "Was wird noch werden? Was können wir tun?" 

Jesus macht uns Mut. Im Markusevangelium, Kapitel 4, lesen wir: "Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie."

Da, wo Gott uns hingestellt hat im Leben, da ist es unsere Aufgabe auszusäen und zu vertrauen. Gute Worte können wir weitergeben, Hoffnungen teilen, einander zur Seite stehen, einander zuhören, unsere Kinder und Jugendlichen zur Zuversicht ermutigen.

Im Namen Gottes das Unsere tun und dann darauf vertrauen, dass dieser Same aufgeht. Denn der Same wächst - wir wissen nicht, wie und wann er Frucht trägt. Womöglich erleben wir die Frucht nicht immer selbst. Aber sie wird aufblühen und reifen, wenn es Zeit ist.

Ich wünsche Ihnen diese Gelassenheit, dass Sie Ihre Aufgabe als Christ erfüllen, so wie Sie es eben können und dann loslassen, weil Sie Gott vertrauen. 

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Gabriele Heuß, Pfarrerin in Lenzkirch und Schluchsee

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Grönländische Anteile

Der November macht mir jedes Jahr zu schaffen – grau und kalt, dunkel und nass.

In der Kirche ist die Novemberzeit eine besondere. Wir erlauben uns etwas, was fast nicht sein darf: Wir reden von Scheitern und Schuld (Buß- und Bettag). Wir denken an die Opfer von Krieg und Gewalt (Volkstrauertag). Wir weinen und trauern um unsere Verstorbenen (Totensonntag). Wer es zulassen will, den nehmen die Liturgien der letzten Tage im Kirchenjahr mit in die Tiefen unseres Daseins: Angst, Schuld und Tod.

In dem Buch „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ beschreibt die Ich-Erzählerin, wie sie damit umgeht, wenn die Depression kommt. „Ich nehme den grönländischen Weg. Der besteht darin, dass man in das dunkle Loch hineingeht.“ Smilla schaltet den Strom ab, zieht den Telefonstecker, schließt die Tür und setzt sich allein und still hin. Sie kann das, weil „ich weiß, dass im Tunnel ein kleiner Lichtpunkt ist.“

Wenn ich das Kirchenjahr als therapeutischen Weg betrachte, hat es wohl grönländische Anteile. Wir steigen hinab und verweilen. Wo ist der Lichtpunkt?

Die alten Texte der Bibel, die Liturgien, die Lieder geben den Schmerzen einen Raum. Trauer, Zorn, Hilflosigkeit – es darf sein, was ist. Ich darf sein im Raum Gottes. Gott ist in Jesus Christus ins Grab und hinab in die Hölle gestiegen. Tiefer geht nicht. Ich verstehe oft nicht, warum Gott nicht anders eingreift. Aber er ist da und hält und hält aus. Uns alle. In diesem Raum, wo sein darf, was ist, kann ein Stück Ruhe gewonnen werden. Und Hoffnung. Die brauchen wir dringend. Wo Ruhe eintritt, verliert die Angst. Und funkelt ein kleiner Lichtpunkt.

Ihre Daniela Hammelsbeck, Pfarrerin

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Friede muss her

Der Welt
Gottes Innehalten erhoffen
den Weg der Waffen bezweifeln – verurteilen

sprachlos, hilflos
vor dem Leid der Menschen stehen

Friede
muss her
Friede kleiner Einheiten

die Menschlichkeit im Gesicht der Anderen
sehen

Friede der groß wird
sich vermehrt
wie das Lächeln
das ansteckt

stattdessen
Gewalt und
Tod

Komm, Gott, komm
flüstere ich
und weiß nicht mehr zu
sagen

nur hoffen
auf den
der gesagt hat

„Frieden lasse ich euch,
meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.
Euer Herz erschrecke nicht
und fürchte sich
nicht.“

Pfarrerin Ulrike Bruinings, Hinterzarten

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An ihren Früchten ...

Liebe Leserinnen und Leser,

der Monatsspruch für Oktober erinnert uns an eine Grundwahrheit menschlichen Zusammenlebens:

„Seid Täter des Wortes und nicht Hörende allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“

Diese Mahnung steht im Brief des Jakobus, im ersten Kapitel. Es ist eine Binsenweisheit und allen sofort einsichtig, dass mit Worten allein noch nichts geschafft ist. Auch in der Kirche nicht. „An den Früchten sollt ihr uns Christinnen und Christen erkennen“, sagte eine Generation früher Jesus aus Nazareth. 

Reden kann man viel. Sie kennen das aus den Sonntagsreden, die allzu gern die Grundsätze menschlichen Zusammenlebens - die viel beschworenen Werte des christlichen Abendlandes - in schönsten Farben anpreisen. Am nächsten Tag genügt ein Blick in die Zeitung, um zu sehen, wie wenig davon im politischen Alltag übrig bleibt. Kritik ist also berechtigt. So musste sich auch der baden-württembergische Ministerpräsident vor ein paar Jahren den Zwischenruf eines Abgeordneten gefallen lassen, der lauthals rief: "Nicht schwätze, Herr Ministerpräsident, schaffe!" Was Winfried Kretschmann - schlagfertig und witzig, wie er ja sein kann - darauf geantwortet hat, ist nicht überliefert. Im besten Fall hat er sich die Aufforderung zu Herzen genommen.

Nun ist es natürlich immer sehr leicht, mit derartigen Mahnungen an andere heranzutreten und sie aufzufordern, den Worten auch entsprechend Taten folgen zu lassen. Aber wie steht es um uns selbst? An die eigene Nase fassen und überlegen, was ich so den lieben langen Tag sage, ankündige, verspreche oder wünsche. Und dann mal überprüfen, was nach einer Woche tatsächlich passiert ist. Ich vermute, da kommt einiges zusammen, was uns kleinlaut werden lässt. Und in Zukunft vorsichtiger in dem, was wir reden.

Damit wir uns nicht selbst betrügen und vor anderen unglaubwürdig werden. Das gilt auch für unseren Glauben. Von Gott nur reden ist zu wenig, weil Gott nicht geredet, sondern gelebt werden möchte. Auch das ist eine Binsenweisheit. Aber so ist es: die Wahrheit ist oft ganz einfach.

Ich wünsche Ihnen einen segensreichen Oktober!
Ihr Pfarrer Dr. Schulze-Wegener, Auggen

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Ich bin nicht gut genug …

Da steht sie vor mir. Das erste Jahr als Lehrerin hat sie hinter sich gebracht. Es ist einer der letzten Abende in den Sommerferien, und plötzlich bricht es aus ihr heraus …
Da ist die Angst, als Lehrerin nicht gut genug zu sein, den Ansprüchen nicht zu genügen. Da ist die Panik, dem allem nicht gerecht zu werden. Ich sehe ihr in die Augen und spüre ihre Angst. Sie ist tief. Sie sitzt unter der Haut. Und sie ist von einer Art, die sich rational nicht beheben lässt. Eine, die wir so oder in ähnlicher Weise doch auch alle kennen: Angst, nicht gut genug zu sein; zu scheitern. Angst, nicht gesehen zu werden; zu riskieren …
Oft erleben wir sie dabei sehr intensiv, und sie scheint uns ohnmächtig werden zu lassen.

Zurück zum Abend. Später erzählt sie von ihrer Idee, sich ihren Lieblingsbibelvers tätowieren zu lassen. Direkt unter die Haut, denke ich - dort, wo die Angst sitzt. Unlöschbar und beständig soll der Bibelvers dort sichtbar sein. Er steht in Matthäus 11,28: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“. Welch eine Zusage in dieser Situation! Gott verspricht uns nicht, dass die Angst sofort verschwindet. Nein - ich glaube, dass wir manchmal auch ein Leben lang mit manchen Ängsten leben müssen. Aber wir müssen es nicht allein tun. Gott schaut sie mit uns an, hält sie mit uns aus und schenkt uns Kraft, mit ihr umzugehen – das zumindest möchte ich zutiefst glauben.  

Kommt her zu mir, alle, die ihr Angst habt, ich will euch Frieden schenken – so wäre meine Übersetzung für sie. Für uns alle. Und ich wünsche uns allen, dass diese Zusage, ob symbolisch, gedanklich oder körperlich, unter die Haut geht - mitten durch unsere Angst und direkt ins Herz, fest verankert und eingraviert.

Ihre
Celina Häs
Diakonin im Schuldienst 

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Auf dem Holzweg

Manchmal bin ich auf dem Holzweg.
Das ist nicht gut, wenn ich den hölzernen Wegweiser nicht gesehen habe,
weil ich ein Brett vor dem Kopf und einen Balken im Auge habe.
Dann ist der Holzweg ein Irrweg.

Manchmal bin ich auf dem Holzweg.
Und das ist auch gut so,
wenn ich mich von den Brettern des Stalls und der hölzernen Krippe
auf den Weg mache zum Holz des Kreuzes.
Weil da Jesus bei mir ist, der gesagt hat: Ich bin der Weg…

Pfarrer Ralf Otterbach, Eggenertal

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Ich - wunderbar

Die 14-jährige Amelie möchte getauft werden. Als Taufspruch hat sie sich ausgewählt: 

„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin.
Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.“ (Psalm 139,14)

Ich staune und freue mich: Da nimmt ein junges Mädchen diese Worte einfach für sich in Anspruch: „Ich bin wunderbar gemacht!“ Nicht: Ich würde gerne ganz anders sein, so wie… Sondern: So wie ich bin, bin ich wunderbar gemacht. So sieht mich Gott: Wunderbar gemacht.

Leihen Sie sich doch auch mal Gottes Blick, sehen Sie sich mit Gottes Augen, glauben Sie es:
Gott hat Sie wunderbar gemacht.

Pfarrerin Christine Heimburger

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Sommer

Erholung, Auszeit, Stress lass nach… zu heiß, zu trocken, zu nass…Erwartungen an „die schönste Zeit im Jahr“, Freizeitstress, volle Autobahn…endlich Zeit für die Liebsten…
Was ist der Sommer für Sie?
Ein sehr alter Choral aus dem Gesangbuch besingt den Sommer:
„Gib, dass der Sommer Deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe…"

Paul Gerhardt, 1653, eine alte Sprache. Und doch ein Gedanke, der modern und zeitlos ist: der Sommer unseres Lebens das sind die Lebensjahre, in denen wir viel erleben, vieles geschenkt wird, viel reifen kann. Jahre des Aufbaus, der Freundschaft, der Familie. Jahre, in denen wir das Leben in allen Facetten erfahren. Der Lieddichter aus längst vergangener Zeit bittet Gott darum, dass all diese Erfahrungen unseren Glauben wachsen und gedeihen lassen. Gerade weil er als Kleinkind die Auswirkungen des 30jährigen Krieges in Deutschland erlebt hat, sucht und findet er überall im Leben das, was lebt, wächst und gedeiht und er macht es groß in seiner Seele. Er besingt die Gärten, die Tiere, die Felder- und sieht in all dem Gottes Gnade. Wenn wir uns in Gedanken auf diesen Stuhl am Meer setzen, nur auf das Rauschen des Wassers hören: was hab ich zu bedenken und zu bedanken? Was ist in meinem Lebenssommer zur Reife gekommen? Was stärkt meine Seele und meinen Glauben?
Sommer- ich wünsche Ihnen von Herzen Zeiten der Stille und der Stärkung.
Herzliche Grüße Ihre Gabriele Heuß, Pfarrerin in Lenzkirch und Schluchsee

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Eingeladen!

Ein Mann machte ein großes Fest. Er lud viele Menschen dazu ein ... „Kommt. Alles ist vorbereitet.“ Die Eingeladenen entschuldigten sich ... Da sagte er zu seinem Gehilfen: ... Geh durch die Straßen und Gassen. Bitte die Menschen herein, die arm, verkrüppelt, blind und lahm sind ... (und auch die) von der Straße ... Mein Haus soll voll werden.
(Lukasevangelium Kapitel 14)


Jesus legt mir hier ans Herz, mich als von Gott ausdrücklich eingeladen zu verstehen, die Einladung anzunehmen und mir von diesem großen Gastgeber Gutes tun zu lassen. „Gib dem Glauben Raum,“ hör ich ihn sagen, „übe dich im Gottvertrauen und nimm Verbindung auf zu dem, der dich von je her schätzt.“

Jesus fordert zwischen den Zeilen aber auch auf, die Einladung Gottes, wie der Gehilfe in der Geschichte, weiterzusagen – mit besonderem Augenmerk auf die, die es schwer haben. Und so sind grenzenlose Tischgemeinschaften ein starkes Echo auf Einladung und Auftrag Jesu – wie der Krozinger Essenstreff „TreffBunt“ im katholischen Gemeindehaus, wo immer donnerstags Menschen an liebevoll gedeckten Tischen Platz nehmen, die nicht alleine essen wollen – und die ebenso, denen üblicherweise kein Platz an unseren Tischen frei gehalten wird. Jeder und jede genießt hier ein leckeres Mittagessen und erfährt Gemeinschaft, Ansehen, Wertschätzung. Ein Vorgeschmack auf das Reich Gottes.


Pfarrer Rolf Kruse 

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Im Sommer in Kontakt kommen

Mehr kennen lernen, auch mehr Menschen kennen lernen, dazu lädt Sie der Sommer ein: An warmen Tagen, an kühlen Abenden spielt sich Leben im Freien ab. Bei Festen, in einem Straßencafé haben Sie die Chance, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Oder möchten Sie die Nachbarin zu einer Tasse Kaffee einladen?
Um in Kontakt zu kommen, muss es kein Festmahl sein, ein Zeichen des Willkommens reicht. 
Wie leben die Menschen um mich herum? Was hat sie geprägt? Was freut und was belastet sie? Wer diesen Fragen nachgeht, erlebt etwas davon, wie Jesus mit anderen Menschen gegessen, getrunken und gefeiert hat.

Eine begegnungsreiche Sommerzeit wünsche ich Ihnen Pfarrer Friedrich Geyer. 

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Ogtern, Prgel und Pfing, Pfing, ng …

Die Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht noch an den schweizerischen Kabarettisten Emil Steinberger und seinen Sketch im Telegrafenamt. Dort mimt er einen Postbeamten, der über einem Kreuzworträtsel brütet und nebenbei Telegramm-Aufträge entgegennimmt. Dass dabei zwangsläufig - und bei Emil Steinberger erwartungsgemäß - einiges durcheinandergerät, wundert niemanden. So wird die Suche nach dem Grautier zum „Egel“, die zum kirchlichen Feiertag zu „Ogtern“ oder alternativ zu „Pgtern“ und die zu einem kirchlichen Instrument zur „Prgel“.

Dann buchstabiert er Pfingsten in seinem legendären schwyzerdütsch: „Pfingschden, Pfing, ng, ng … ja das kchönnte einen G haben“.

Ja - manchmal braucht es seine Zeit und manchen Umweg, bis man zu einer Lösung kommt. Bei Pfingsten und seiner Bedeutung in der Christenheit ist das sicher auch der Fall und führt nicht selten zu kuriosen Interpretationen.

Für mich ist Pfingsten das Fest, wo wir es feiern, dass Gottes Geist uns verstehen und staunen lernt, dass das mit Gott und Jesus und dem Evangelium was mit uns heute zu tun hat. Und zwar im Guten.
Der Heilige Geist - ein Scheinwerfer, der für sich selber im Dunkeln bleibt, aber das hell macht, worum es geht - Musik ins Leben, Rhythmus, Freude, Geborgenheit, neues Leben ...

Fritz Breisacher, Pfarrer

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Der Himmel ist hier. Und Jetzt

„Nehmt meinen Geist – einen besseren Plan habe ich nicht. Nehmt meinen Geist: Schaut euch durch ihn ins Gesicht! Geistvoll, sinnvoll, mehr als mundvoll, geistlich, sinnlich und lebendig.“
(Elke Piechatzek)


In dieser Woche gedenkt die Christenheit Jesu Himmelfahrt. Himmelfahrt ist der Feiertag im absoluten Übergang. Karfreitag, Ostern ist rum. Jesus ist tot und auferstanden.
Er ist schon nicht mehr von dieser Welt und ist doch trotzdem wieder da. Anders. Die Jünger und Anhängerinnen spüren: Der Auferstandene ist zu ihnen zurückgekommen und feiert mit ihnen das Leben.
Ein Wechselbad der Gefühle liegt hinter ihnen.
Trauer und Enttäuschung über alles, was mit Jesus in Jerusalem passiert ist. Hoffnung und Osterfreude über das Unfassbare: Gottes Heil und Jesu Nähe für ihr Leben nach seinem Tod.

Für sie könnte es nun immer so bleiben.
Doch Jesus nimmt noch einmal Abschied.
In der Himmelfahrtserzählung der biblischen Überlieferung geht er mit seinen Anhängerinnen und Anhängern auf einen Berg, segnet die Menschen und verschwindet dann in einer Wolke in den Himmel...
Vorher verspricht er ihnen, dass sie nicht alleine bleiben, sondern einer nach ihm kommen werde. Der Tröster. Er kündigt quasi das Pfingstgeschehen an und verspricht den Seinen ihre Zukunft in seiner Gemeinschaft.

Und erneut finden sie sich im Übergang wieder, im Zwischenraum.

„Nehmt meinen Geist. Einen besseren Plan habe ich nicht.“

Ich mag diesen Feiertag.
Zusammen mit Pfingsten ist er so etwas wie das Erwachsenwerden der christlichen Gemeinde. Vielleicht so etwas wie die Konfirmation aller.
Gott traut uns allen so viel zu. Jesus lässt die Menschen selbständig werden.

Von nun an sind wir gefragt, den Himmel auf der Erde anbrechen zu lassen.
Nicht aus eigener Kraft und nicht alleine – der Geist, der Tröster, die Ruach Gottes, die von jeher schon Schöpfungsatem in der Welt war, soll neu die Menschen ergreifen.
Das ist versprochen. Darauf gehen wir zu.
Inmitten der Zwischenräume Gottes in unserer Welt.
Um den Himmel zu erden, jetzt in diesem Moment.
Mich im weiten Himmel zu verlieren und mich zu entdecken in Gottes Gegenwart.
Gott ist da. Der Himmel ist hier. Und jetzt.


Pfarrerin Ulrike Bruinings 

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Neu anfangen

Ich muss es mir ja eingestehen: Ich bin ein emotionaler Mensch! Vor einer Woche haben wir Ostern gefeiert. Dabei erlebe ich die Wochen zuvor die Passionsgeschichte immer wieder neu. Und jedes Mal bin ich erstaunt, wie viele Facetten des Menschseins sie beinhaltet! Oft lande ich dabei bei Petrus und seiner Verleumdung. Petrus war sich sicher: Niemals wird er seinen Freund verraten! Doch plötzlich stand er da, im Vorhof des Verhörs. Immer wieder wurde er angesprochen und jedes Mal beteuerte er, Jesus nicht zu kennen - bis der Hahn kräht. Mit Petrus spüre ich die Scham – kenne ich das doch zu gut in meinem Leben: Mein Wort nicht zu halten, an meine Grenzen zu kommen – zu scheitern. Wir kennen die Geschichte und wie sie weitergeht! An Ostern feiern wir Auferstehung, ein toter Mensch wird lebendig. Ein Wunder mit der Botschaft: Es geht weiter! Der Tod ist nicht das Ende – er ist überwunden! Nur begreifen kann ich das oft einfach nicht. Deshalb warte ich bis es irgendwann in meinem Herzen ankommt. Derweil lese ich nach Ostern die Geschichte, wie es mit Petrus weitergeht. Johannes berichtet uns, dass Jesu Petrus nach seiner Auferstehung begegnet. Sie treffen am See aufeinander und ich kann nur erahnen, wie sich Petrus wohl gefühlt haben muss. Als sie alleine sind fragt Jesus Petrus: „Liebst du mich?« Er antwortete ihm: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.« (Johannes 21,15) Doch Jesus wird ihn noch zwei weitere Male fragen, bis Petrus sagt: „Herr, du weißt alles! Du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus antwortete: Dann weide meine Schafe.“ (Johannes 21,17).

Drei Mal hat Petrus Jesus verleumdet und drei Mal bekam er von ihm die Chance dies wieder gut zu machen – so scheint es für mich! Jesus deckt das Geschehene nicht zu, aber er vertraut Petrus - trotz allem! Das ist Gnade! Er gibt ihm die Chance neu anzufangen! Und in mir regt sich der Gedanke: Das gilt auch für mich. Neu anfangen zu dürfen. Hinfallen, wieder aufstehen und weitergehen, weil da jemand ist, der selbst den Tod für allezeit überwunden hat! Neu anfangen und mutig sein! Weil ich darauf hoffen möchte, dass ganz am Ende nicht der Tod, sondern die lebendige und bedingungslose Liebe Gottes steht! Für mich eine von vielen Facetten der Auferstehung.

Noch ein wenig länger Ostern im Herzen wünscht Ihnen
Celina Häs
Diakonin im Schuldienst

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Ostermorgen

Reißfest
Reißleine
Reißlinie
Reißnagel
Reißprobe
Reißverschluss
Reißverschlussverkehr
Reißwolf
Reißzwecke
Reißende Flüsse
Reißende Tiere
Reißende Wogen
Reißende Stürme
Reißende Schmerzen
Reißender Absatz
Zerrissen die Verträge
Zerrissen die Fahnen
Zerrissen die Uniformen
Zerrissen die Körper
Zerrissen die Seile
Zerrissen die Netze
Zerrissen die Fesseln


Risse in den Freundschaften
Risse in den Partnerschaften
Risse in den Ehen
Risse in den Familien
Risse quer durch Gebäude
Risse quer durch Generationen
Risse quer durch Gemeinden
Risse quer durch Gesichter
Aufgerissene Augen
Aufgerissene Münder
Zerrissene Trommelfelle
Zerrissen das Herz
Zerrissen die Seele
Zerrissen –
alles
Losgerissen
Rausgerissen
Ausgerissen
Durchgerissen
Mitgerissen
Umgerissen
Fortgerissen
In den Tod gerissen.


Doch da!
Der Vorhang im Tempel – zerrissen *
Auf das Heiligste fällt Licht!
Die Steine auf den Gräbern – weggerissen
In das Dunkelste fällt Licht!
Am Kreuz – mein Schuldschein – zerrissen!
Die Risse und Schatten meines Lebens
liegen hinter mir.
Aus der Dunkelheit des Grabes
trete ich hinaus
ins Helle
und lasse mir das Licht des Ostermorgens
ins Gesicht scheinen.


* Matthäus 27, 51-54


Text und Fotos von Diakon Joost Wejwer, Referent für das Profil evangelischer Kindertageseinrichtungen in Südbaden 

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Finde deinen Beat!

Nach zehn Jahren Jugendwerk, beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Mit knapp 40 Jahren studiere ich den Master in Religionspädagogik - ich möchte voll in den Schuldienst mit Religion einsteigen. Bis vor kurzem war nicht klar, ob der Studiengang überhaupt stattfindet. Nervenkitzel! Und dann ging alles ganz schnell und plötzlich sitze ich in Seminaren. Meine Rolle ändert sich - vom alten Hasen in der Jugendarbeit zum Student, der plötzlich weiß, dass er nichts weiß. Ich bin aus dem Rhythmus - so viele Abschiede und Neuanfänge. Und statt Freude macht sich Angst breit: „Was mache ich da eigentlich?“ Aber ich spüre auch Dankbarkeit für die Menschen, die mich begleitet haben und das noch immer tun.
Meine Tochter übt gerade für das Schul-Musical „Eule findet den Beat“. Morgens beim Frühstück über der Musli-Schüssel hängend summt sie: „Finde deinen Beat“. Und das rührt mich zu Tränen. Diese Eule bin ich gerade. Sie fängt bei null an, hat keine Ahnung von Musik - und ich, naja so fühle ich mich gerade mit dem Religionsunterricht. Aber die Eule macht sich auf den Weg, scheut das Fremde nicht und vor allem: Sie stellt dumme Frage. Und sie singt: „Jedes Gefühl ist erlaubt, wenn du dem Herzen vertraust…“ Bei all dem Nichtwissen, schenkt mir eine Gewissheit gerade Mut: Es wird wärmer, die Tage werden länger und vor allem: Es wird Ostern werden! Der Beat kommt nach und nach… Daran glaube ich und mein Herz vertraut drauf.
Schaffs gut!
Oli Zulauf


Bildquelle: (c) Universal Music GmbH

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7 Wochen ohne Verzagtheit

Die Fastenzeit beginnt, bzw. wir sind mittendrin. Vom Aschermittwoch an sind es mal gerade 7 Wochen Gründonnerstag und Karfreitag.

7 Wochen ohne Verzagtheit- dazu fordert uns die Fastenaktion „7 Wochen ohne“ auf bzw. heraus.

7 Wochen ohne Verzagtheit! Wie soll das gehen angesichts der ungelösten Probleme der Welt, angesichts Klimakrise und Ukrainekrieg? Und wie soll das gehen, angesichts meiner ganz persönlichen ungelösten Probleme und Fragen?

Ich kann mich doch nicht einfach an meinen eigenen Haaren aus meinem Sumpf von Angst und Verzagtheit ziehen!

Ich brauche jemanden, der mir Mut zuspricht, der meine Füße wieder auf den festen Boden der Zuversicht und Hoffnung stellt.

Ich brauche, glaube ich, Jesus, der mir sagt: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Denn wenn ich nicht allein bin, muss ich nicht so verzagt sein.


Pfarrer Ralf Otterbach 

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Hakuna Matata

Neulich wurde mir von meinem Musikprogramm das Lied Hakuna Matata aus dem Film Der König der Löwen vorgeschlagen und ich kam nicht umhin, mir dieses nach langer Zeit einmal wieder anzuhören. Der Ausspruch Hakuna Matata kommt aus dem Afrikanischen und heißt frei übersetzt: „Es gibt keine Sorgen.“
Nach diesem Motto leben das quirlige Erdmännchen Timon und das tollpatschige Warzenschwein Pumbaa. Die beiden möchten den kleinen Löwenjungen Simba aufmuntern und ihm Mut schenken, als dieser sich im Exil befindet. Sie nehmen ihn als Pflegekind auf und zeigen ihm, wie es sich auf die Weise Hakuna Matata leben lässt.
Als ich weiter über diesen Ausspruch nachdachte, kam mir in den Sinn, dass auch die Bibel einen Vorschlag für den Menschen hat, wie ein solches Leben möglich ist:

„Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5,7)

Folge ich diesem Vers, dann kann auch ich alle meine Sorgen loslassen – sie an Gott abgeben und dadurch mein Herz entlasten.  Dazu lädt Gott mich ein und sagt mir zu, für mich zu sorgen. So wird aus einer quälenden, belastenden Sorge plötzlich eine Fürsorge Gottes für mich.
Indem ich auftretende Sorgen nicht behalte, sondern sie an Gott weitergebe, kann ich gelassener durch das Leben gehen – ähnlich dem Motto Hakuna Matata.
Das wünsche ich auch Ihnen! Dass Sie sich in sorgenreichen Zeiten vertrauensvoll an Gott wenden und die Erfahrung machen können, dass Gott Sie damit nicht allein lässt, sondern sogar die Sorgen abnimmt.

Tarik Bechtold
Gemeindepraktikant in Bad Krozingen

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"Ich sehe was, was du nicht siehst..."

… und das bist Du!“
So könnte der Satz enden, würden wir dieses bekannte Kinderspiel einmal mit Gott spielen.
Und vermutlich hätten wir keine Aussicht auf einen Sieg – denn Gott sieht uns allumfassend, sehr viel weitreichender und genauer, als wir es selbst je könnten. Gott sieht uns in allen unseren verschiedenen, bunten Facetten.

„Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Genesis 16,13)

Die Jahreslosung 2023 verheißt uns, dass uns Gott mit seinem liebenden Blick in unserem tiefsten Inneren sieht. Das Schöne und Besondere daran ist, dass dies auch bedeutet, dass Gott hierbei ganz in unserer Nähe ist – uns versteht, uns begleitet und auch in leidvollen Zeiten nicht von unserer Seite weicht.
Von Gott gesehen werden – für mich hat dieser Zuspruch etwas Aufbauendes und Tröstendes, das mir das Gefühl gibt, stets von Gott umgeben und geborgen zu sein.
So gesehen ist es schön, beim Spiel „Ich sehe was, was Du nicht siehst…“ mit Gott nicht gewinnen zu können.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich in diesem Jahr immer wieder daran erinnern werden, dass auch Sie von Gott gesehen sind.


Tarik Bechtold
Gemeindepraktikant in Bad Krozingen

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Von der Saumseligkeit

Kennst du die Saumseligkeit? Unter den 100 schönsten Wörtern der deutschen Sprache ist sie Zuhause. Und überall dort, wo die Uhren ein wenig langsamer ticken. Manche mögen die Saumseligkeit nicht. Weil sie weder besonders zielstrebig ist, noch sorgfältiges Planen ermöglicht. Vielleicht ist sie gerade deswegen so wichtig.
Die Saumseligkeit erlaubt es uns, immer genau dann zu trödeln, wenn es am schönsten ist. Sie ermahnt uns zu einer Pause, wenn wir sie gut gebrauchen können. Woran das liegt? Weil sie selig ist, vollkommen. Sie schmeckt wie Omas Marmelade auf warmem Toast. Und riecht nach einem Spaziergang auf knirschendem Schnee. Sie erzählt Geschichten von Gott und den Menschen. Und vom Leben. Kennst du die Saumseligkeit? Vielleicht triffst du sie genau heute.


Einen guten Start in das Jahr 2023 wünscht Ihnen Diakonin Miriam Tepel. 

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Welches Bild hat nichts zu tun mit dem eigentlichen Weihnachtsfest?

Richtig – beide Bilder nicht!
Der Osterhase ganz sicher nicht. Der gehört in den Frühling.
Aber der Weihnachtsmann doch schon, oder? Denn wie der Name schon sagt: Weihnachtsmann!
Aber halt! An Weihnachten feiern wir eigentlich nicht den Geburtstag von einem dicken Mann im roten Mantel. Eigentlich ist Weihnachten das Fest der Geburt Jesu. Und ist damit mehr, als nur ein Geburtstagsfest.
Es ist die Botschaft, dass Gott in diesem Kind zu uns Menschen kommt, dass er uns nicht alleine lässt, dass Gottes Liebe die Grenze von Himmel und Erde überwindet und die ganze Ewigkeit in unsere Zeit hineinbringt. Weil Gott in diesem Kind, Jesus, zu uns kommt können wir Gott ganz nahe sein.


Pfarrer Ralf Otterbach 

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Es ist wieder soweit

Es ist unübersehbar, dass die letzte Zeit des Jahres angebrochen ist und alles auf eines zuläuft: Die Weihnachtszeit. Für viele sind damit schöne Kindheitserinnerungen verbunden, für andere ist es eine anheimelnde Zeit, gerade wenn sie kleine Kinder oder Enkel haben. Für Geschäftsleute ist es - gerade nach Corona - eine wichtige Zeit, die die meisten Gewinne einbringt. Es ist keine Frage: Weihnachten, die Geburt von Jesus Christus, ist immer noch das zentrale kirchliche und gesellschaftliche Fest des Jahres. Alles läuft darauf zu. Die Vorbereitungen sind schon lange im Gang.
In jedem Jahr stelle ich mir die Frage, wie ich ein wenig mehr Ruhe und Besinnung in diese im Ganzen sehr unbesinnliche Zeit bringen kann. Der Besuch eines Weihnachtsmarktes jedenfalls bringt keine Stille. Vielleicht sollte ich es mal mit Ohrstöpseln versuchen. In jedem Fall möchte ich auf mich und meine Bedürfnisse horchen. Das Lied von Otto Abel-im Gesangbuch Nr. 54 "Hört, der Engel helle Lieder" - gibt mir einen guten Hinweis. „Hört!“, lautet seine erste Aufforderung. Nicht: “Kauf!“ oder: “Macht dies und macht das… Nun aber schnell…“ Sondern: Innehalten und die Ohren spitzen. Hinhören. In sich hinein hören. Was brauche ich, und was kann ich anderen geben, was sie benötigen? Wie entwickele ich mehr Gelassenheit in dieser aufgeregten Zeit?
Papst Johannes XXIII. hat Gebote der Gelassenheit formuliert. Einige sind es wirklich wert, in unserer heutigen Zeit neu gehört zu werden:

  1. Nur heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben. Ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
  2. Nur heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten. Ich werde niemanden kritisieren.
  3. Nur heute werde ich eine gute Tat vollbringen und niemandem davon erzählen.
  4. Nur heute werde ich 30 Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen.

Ich wünsche Ihnen eine stimmungsvolle, gesegnete Weihnachtszeit!
Pfarrer Dr. Schulze-Wegener, Auggen

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Zwischenzeit

Enttäuscht blättert Nadine in dem großen Kalender neben ihrem Bett. Ihr Blick fällt auf das November-Kalenderblatt. „Warum gibt es für den November keine schönen Bilder?“, fragt sie sich. Ihr Geburtstag liegt im November. Daher fällt es ihr jedes Jahr aufs Neue auf, dass die Novemberseiten immer ein wenig blass aussehen. Nichts ist mehr übrig von den strahlenden Farben des Frühlings und vom Ertrag des Herbstes. Und die verheißungsvollen Lichter, die in der Dunkelheit des Winters so etwas wie Wärme versprechen, sind noch nicht wieder aufgehangen. Auch die Feste in der Kirche wirken auf Nadine weniger schillernd. Im November wird für die Toten gebetet und der eigenen Fehlbarkeit bedacht. Ihr Geburtstagsmonat scheint eine Zwischenzeit zu sein. „Wohnst du eigentlich auch in den Zwischenzeiten?“, fragt sie Gott. Weil es ihr gerade so sehr auf dem Herzen liegt.


"Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist."

Meister Eckhart (1260 - 1328)

Segen in den Zwischenzeiten wünscht, 
Diakonin Miriam Tepel 

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Auf der Suche nach Geborgenheit

Nach einem heißen Sommer und einem strahlend schönen Herbst kommt nun der Winter. Ich freue mich darauf. Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Reize, und die möchte ich ganz bewusst erleben.

Es kommt aber auch die Kälte, und viele fürchten die drastisch gestiegenen Energiekosten. Zeit also, sich abends auf dem Sofa in eine Decke zu kuscheln, um zu sparen. Und wenn es im Schlafzimmer zu diesem Zweck kälter ist als gewohnt, sich gut zuzudecken, um nicht zu frieren. Eine warme Decke gibt auch Gemütlichkeit – und ein Gefühl von Geborgenheit. Und das können wir dringend brauchen in dieser unsicheren Zeit. Zuhause sein, geborgen sein – so können wir ausruhen und neue Kraft schöpfen.

Juden tragen zum Gebet den sog. Tallit, den Gebetsmantel. Das ist ein großes Stück Stoff, weiß mit dunklen Streifen an beiden Enden. darin eingehüllt, kann man spüren, wie wir von allen Seiten umgeben sind – von Gott. Gott begegnet uns freundlich und liebevoll. Wer Wärme und Geborgenheit sucht, darf daran denken: Zuflucht ist bei dem alten Gott und unter den ewigen Armen.


Pfarrerin Gabriele Mayer 

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Gottes Schöpfungskraft

Mein Arbeitsweg – von Freiburg nach Bad Krozingen – führt an den Reben vorbei.

Neben den vielen Resten der Ernte, sticht besonders das prächtige Farbenspiel ins Auge, welches durch die bunten Blätter der Reben und Bäume geboten wird. Ein kleiner Blick entlang der Straße genügt bereits und es lässt sich ein farbenfrohes Leuchten erkennen – der Herbst zeigt sein Lächeln in all seiner Pracht.

Gottes Schöpfung hält mit dem Herbst nicht nur genügend Nahrung für den Menschen bereit, sondern bietet auch malerische Landschaften und atemberaubende Schönheit.

Dabei gestaltet sich mein Weg immer wieder etwas anders, bietet diese Jahreszeit doch sehr viel Abwechslung. Egal, ob die Sonnenstrahlen durch die Wolken brechen und sanft das Gesicht kitzeln, ob der prustende Wind für innerliche Aufregung sorgt oder ob der Nebel, welcher sich manchmal wie Magie über die Landschaft legt, zum Träumen einlädt:

Der Herbst, mit allen seinen Facetten, ist ein bewundernswerter Teil der Schöpfung Gottes.

Neulich – zwischen Schallstadt und Norsingen – kam mir ein Psalmwort in den Sinn, welches ich kurz zuvor zufällig gelesen hatte (Psalm 139, 13-14): „Du bist es ja auch, der meinen Körper und meine Seele erschaffen hat, kunstvoll hast du mich gebildet im Leib meiner Mutter. Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar erschaffen bin, es erfüllt mich mit Ehrfurcht. Ja, das habe ich erkannt: Deine Werke sind wunderbar!“

Mindestens ebenso wunderbar und beeindruckend wie der Herbst, offenbart sich Gottes Schöpfung also im Menschen – wir sind mittendrin und ebenfalls ein wertvoller Teil davon.

Sich selbst als kunstvoll gestaltet und als wunderbar erschaffen betrachten, das mag jedoch manchmal eine große Herausforderung sein. Nicht selten gehen wir mit uns äußerst streng um und es fällt nicht immer leicht, sich selbst mit seinen „wunderbaren“ Seiten zu sehen. Doch auch wir gehören zur Schöpfung Gottes und sind somit – ebenso wie der Herbst – ein Kunstwerk seiner bunten Kreativität und Ausdruck seiner Liebe. Vielleicht hilft es an manchen Stellen im Leben, den Inhalt dieses Psalms als eine Orientierung für den Umgang mit sich selbst zu nehmen. 

Gelegentlich kommt mir bei meinem Arbeitsweg wieder dieser Psalm in den Sinn, der mich dazu ermutigt, auch mich selbst als ein wunderbares Werk Gottes zu sehen. Und auch wenn das nicht immer gelingt, zaubert mir der Gedanke an diese Verse zumindest ein Lächeln auf die Lippen und erinnert mich daran: Gottes Liebe ist unerschöpflich.

Mit segensreichen Wünschen grüßt Sie herzlich
Tarik Bechtold
Gemeindepraktikant in Bad Krozingen

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Unterm Sternenhimmel

Da ist Caro, sie sieht das Leid in der Ukraine und es zerreißt ihr das Herz. Sie hat Angst davor, dass der Krieg überschwappt. Da ist Stephan, er hat Lungenkrebs und sieht die wieder steigenden Coronazahlen. Was, wenn er sich dieses Mal ansteckt? Da ist Mara, sie ist Studentin und sitzt gerade frierend in ihrem Zimmer. Gerade so konnte sie sich die Wohnung leisten und nun steigen die Gaspreise? Und da ist Adrian, der die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wenn er an den Klimawandel denkt.

Da sitzen sie, die vier Menschen mit ihren Sorgen und Nöten. Die Welt ist voll davon. Angst, Ungewissheit und Sorge sind immer noch präsent in unseren Köpfen. Und dazu meist noch unsere persönlichen Umstände. Ich merke immer wieder, wie mir dies alles zusetzt. Zunehmend hilft es mir, mich an meine Lieblingsgeschichte in der Bibel zu erinnern. Die Bibel berichtet sie nur kurz und knapp: „Dann führte er Abraham nach draußen und sagte:» Betrachte den Himmel und zähle die Sterne –wenn du sie zählen kannst! So zahlreich werden deine Nachkommen sein.«“ (1.Mose 15, 5+6).

Abraham mit Gott unterm Sternenhimmel - Für mich wird diese Geschichte unter anderem deshalb so wichtig, weil ich sie füllen kann. Und sie klingt für mich so: Abraham war wieder einmal sehr müde. Müde vom Tag und müde vom Leben. So viel hat er schon erlebt und so viel Ungewisses liegt vor ihm. So viele Ängste und Sorgen, aber auch Wünsche und Sehnsüchte füllen sein Herz. Und er setzte sich auf den Berg. Er erzählte Gott alles. Von vorne bis hinten. Und als er fertig war, spürte er wie sein Herz leichter war. Gott hat ihm zugehört -geduldig- und sagte: Abraham, heb deinen Blick! Sieh die Sterne, so zahlreich leuchten sie. So sehr will ich dich und dein Leben segnen.

Gott alles erzählen, es loswerden, eine:n geduldige:n Zuhörer:in haben und jemanden, der ermutigt, kräftigt, stärkt uns segnet. Das, was wir so sehr in unserer Zeit brauchen. Das alles entbindet uns nicht von unserer Verantwortung unser Möglichstes zu tun, damit die Welt eine Bessere wird.  Aber es gibt uns Kraft und Mut- mit Gott an meiner Seite- aufzustehen und weiterzumachen.

Viele Sternenmomente und Segen wünscht Ihnen,

Celina Häs

Diakonin im Schuldienst. 

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Ein denkwürdiger Sommer

Es war ein denkwürdiger Sommer für Lisa. Ein Sommer, der ihr nachhaltig bedenkenswert erschien. So wie eigentlich auch schon der Letzte. Ein Rekord jagte den nächsten. Und für Lisa, deren Twitter-Feed ihr jeden Tag neue Statistiken bekannter Wissenschaftler:innen vor Augen hielt, eine schiere Katastrophe. Fassungslosigkeit und Wut paarten sich mit dem Drang zu Aktivismus und dem Gefühl absoluter Ohnmacht. Sie machte sich Sorgen um diese Welt. Um den Lebensraum auf diesem Planten. Und darum, ob das Ungleichgewicht jemals wieder kippen würde. Immer wieder überkamen sie Zukunftsängste. Meistens direkt morgens, wenn sie mit einer Tasse Kaffee in ihrem Lieblingssessel saß und aus dem Fenster schaute. „Wo wohnt eigentlich die Hoffnung?“, fragte Lisa sich. „Kann sie nicht mal bei mir vorbeischauen?“ Und dann fand sie diesen kurzen Dialog. Und darin einen kleinen Moment der Ruhe, nach dem sie sich sehnte. 


Kurzer Dialog

Du und ich, lieber Gott,
Wir beide wissen es,
Dass deine Welt noch lange nicht
Fertig war, als der siebente Tag
Anbrach.

Du hattest dich dazumal
Darauf verlassen,
Dass deine Geschöpfe
Gehilfen dir würden.
O weh.

Leiden läutert uns nicht
Und durch Schaden wird man nicht klug.
Nur gerissen.
- Herr, du gabst uns die Welt, wie sie ist.
Gib und doch bitte dazu
Das seinerzeit leider
Nicht mitgelieferte
Weltwissen!

- Mascha Kaléko - 


Der nächste globale Klimastreik findet am 23.September statt. 
#peoplenotprofit 

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Christus lebt und segnet

Vor kurzem war ich in Rio de Janeiro, Brasilien, und selbstverständlich besuchte ich diese Sehenswürdigkeit: die große Statue „Christus, der Erlöser“ aus dem Jahr 1931 und 30 Meter hoch.                                          
Imposant steht er da, die Arme ausgebreitet zum Segen, hoch über Rio, hoch über den Menschenmassen, die sich da lärmend und fotografierend versammeln. Viele stellen die segnenden Arme nach und lassen sich quasi als Doppel der Statue fotografieren. Oder meinten sie es segnend, den Segen Christi weitergebend?                                                                                        Einen Moment lang hätte ich mir Stille gewünscht, um zu lauschen, um die Botschaft dieses Monuments lebendig werden zu lassen. Denn es stimmt: Christus lebt und er segnet. Da waren die vielen Touristen, stellvertretend für die Völker der Welt. Da sah man die Favelas mit ihren armen Bewohnern unterhalb des Monuments und recht nahe die Villen der Reichen. Ich sah die Tiere, die neugierig die Touristen im Auge behalten, Affen und Nasenbären, die sich gerne füttern lassen - sie stehen stellvertretend für die ganze Schöpfung, für die Tiere der Welt. Allen gilt sein Segen!
Christi Arme segnen aber nicht nur - sie laden auch ein, an seiner himmlischen Wirklichkeit teilzuhaben. Wie nötig haben wir das! Christus segnet und lädt ein, damit wir zur Ruhe kommen in einer Welt, die sich in Aufruhr befindet. Damit wir besonnen werden und besonnen und hoffnungsvoll mit anderen reden, gerade jetzt. Manche Mächtigen denken womöglich, sie könnten Jesus wie einen Talisman oder ein kleines Souvenir in seine Tasche stecken. Aber da irren sie.
Nach gut zwei Stunden machte ich mich auf den Rückweg, zusammen mit vielen anderen. Diese Wahrheit bleibt: so wie die Statue dort steht über Rio de Janeiro, so breitet Jesus unerschütterlich die Arme über uns aus.
Amen


Gabriele Heuß, Pfarrerin in Lenzkirch und Schluchsee

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Ferragosto

15. August, Ferragosto in Italien: Jeder, der kann, ist am Strand, auf dem Land, in den Bergen. Partys, Feste, Konzerte, buntes ausgelassenes Leben!
Kaiser Augustus hat den Römern damals diesen freien Tag geschenkt. Aber eigentlich gab’s das schon lange vor ihm: diesen wunderbaren Tag, die Auszeit vom Alltag, Zeit für Ruhe und Begegnung, Fest und Feier. Und das nicht nur einmal im Jahr, sondern an jedem siebten Tag. So steht’s in der Bibel.
Am Sonntag lassen wir es uns gut gehen und lassen uns an Gott erinnern, der hat uns diesen Tag ja geschenkt.
Jeden siebten Tag, nicht nur einen Tag im Jahr, wie damals bei Augustus. Jeder siebte Tag, das sind 52 Tage im Jahr. Das sind über 7 Wochen!
Bald sind die Ferien zu Ende. Das ist natürlich schade. Ich muss wieder zurück an die Arbeit. Aber die nächste Auszeit ist schon in Aussicht – am nächsten Sonntag. Gott sei Dank!


Rainer Heimburger

 

 

 

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Die Mischung macht's

Ohne Arbeit kein Urlaub und ohne Urlaub keine Arbeit. Nach Phasen der Arbeit brauche ich, braucht der Mensch, Momente der Entspannung, der Ruhe und des Luftholens. Nur so kann ich mich neuen Herausforderungen stellen und neue Kraft für meinen Alltag sammeln.

Diese Erfahrungen finden sich auch in der Bibel wieder. Gott selbst macht am 7. Tag Pause (Gen. 2, 2). Der Mensch soll diesem Beispiel folgen. Ein Psalmbeter wünscht sich eine Auszeit von seinem Alltag (Ps. 55, 7). Der Priester Esra ruht sich nach der Wanderung in Jerusalem aus, bevor er mit der Arbeit beginnt (Esra 8, 32). Und auch Jesus sucht die Ruhe vor den Menschenmassen, die ihn immer wieder umgeben.

Pause, Urlaub, Ruhe – Grunderfahrungen und -bedürfnisse des Menschen. Letztlich kommt es auf die Richtige Mischung an, zwischen Arbeit und Urlaub, Hektik und Ruhe, Stress und Entspannung. Und doch stelle auch ich fest, dass es nicht immer so einfach ist, die richtige Balance zu finden und dann zu halten. Aber ich versuche es und bitte Gott dabei um Hilfe und seinen Segen:

Der Herr gebe dir Platz zu ruhen in seiner Burg und in deinem Herzen Offenheit für die Begegnungen auf deiner Reise (irischer Segen).


Diakon Torben Bremm 

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"Das darf doch nicht wahr sein!"


Das war mein Ausruf vor Kurzem. Mittlerweile sind wir mitten im Jahr 2022 angekommen und es lief bisher überhaupt nicht so, wie ich es mir am Anfang ausgemalt habe. Einige Niederschläge, Schicksalsschläge und doofe Begebenheiten haben das Jahr bisher geprägt und irgendwie vergesse ich dabei zu oft den Blick für das, was gut läuft und schön ist.
So ist das im Leben! Es gibt Zeiten, da wirkt alles verwoben und verworren.
Und da erinnere mich an Gedanken von Corrie ten Boom. Eine Christin, die zur Zeit des Nationalsozialismus lebte: „Unser Leben ist wie ein riesengroßer Teppich. An ihm wird ständig gewebt und gearbeitet. Farben und Fäden werden zu einem Muster zusammengefügt. Jedoch ist das Problem, dass wir diesen Teppich nur von der Rückseite sehen. (…) Die Farben passen oft nicht zusammen, das Muster scheint nicht zu stimmen, es gibt manche Knoten und überall hängen Fäden heraus. Ein Teppich von der Rückseite: Keiner würde sich ein solches Exemplar in die Wohnung legen.
Bis an unsere Todesgrenze sehen wir unseren Lebensteppich nur von der Rückseite. Dann aber, im Licht der Ewigkeit, wird er umgekehrt sichtbar. Und plötzlich fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Es ist ein farbenprächtiges, herrliches sinnvolles Muster. Die Rückseite mag uns noch so sehr verwirrt haben. Mit einem Mal haben wir ein sinnvolles Ganzes vor uns.“

Welch schöne Hoffnung- Vieles werde ich nicht verstehen; manches sogar erst nach diesem Leben erkennen. Und vielleicht sind einige Knoten meines Lebens in diesem Teppich verwoben, die nicht in das Muster passen werden. Aber es ist mein Leben – ein Kunstwerk.
Und in all dem Wirrwarr kann ich mir Gewiss sein:
„Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.“
Apg. 17, 26b-27a.


Diese Gewissheit wünscht Ihnen,
Celina Häs
Diakonin im Schuldienst

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Wo sich Gott dazu gesellt

Job und Privates unter einen Hut bekommen, Kinder erziehen, sich gesund ernähren - von all diesen Herausforderungen hat Simon schon eine Menge gehört. Auch, dass eine kaputte Waschmaschine ziemlich nervig sein kann. Und trotzdem: In Simons Leben spielen andere Dinge eine Rolle. Seine größte Herausforderung sind Menschen. Er trifft sie ständig. Und es fällt ihm schwer, sie zu verstehen, ihre Gesichter und ihre Körper zu deuten. Häufig merkt er, dass es bestimmte soziale Regeln gibt, denen alle folgen - aber ihm gelingt das einfach nicht. Am schwierigsten ist es für Simon, wenn viele Menschen auf einmal da sind. Dann prasseln hundertmillion Eindrücke auf ihn ein und Simon kann nicht unterscheiden, welche wichtig sind und welche nicht. Am liebsten mag es Simon, wenn er sich auf alles vorbereiten kann. Wenn er genau weiß, was auf ihn zukommt. Aber so funktioniert das Leben scheinbar nicht.
In der Kirche hat Simon gehört, dass Jesus viele tausende Menschen um sich herum versammelt hat. Die begeistert zuhörten, was er zu erzählen hat. Und auch wenn er selber gerne dabei gewesen wäre, alleine der Gedanke daran, mit 5000 Menschen Essen und Trinken zu teilen, macht ihn völlig verrückt. Und dann entdeckt Simon plötzlich einen Satz: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18.20) Simon überlegt: Vielleicht braucht er, keine großen Menschenmassen, um Gott zu erfahren. Auch wenn es nur wenige Menschen gibt, die er gut an seiner Seite ertragen kann, könnte es doch sein, dass sich Gott trotzdem zu ihm gesellt.


Miriam Tepel, Diakonin 

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Pfingsten

Was mir Pfingsten bedeutet in diesem Jahr –
wo der Krieg in der Ukraine immer weitergeht und das Zerstören –
wo wir immer neu spüren, wie das Klima sich verändert –
und wissen: wir tun zu wenig dagegen –
wo ich manchmal den Kopf hängen lassen will…

Da nährt das Pfingstfest in mir das Vertrauen: Gottes Geist ist da in unserer Welt.
Die Kraft des Heiligen Geistes ist da –
trotz allem, kann mich verändern und beflügeln, kann Hilfe schaffen und Leben mitten im Tod.

Hanns-Dieter Hüsch hat einmal diese Worte dafür gefunden:
«… [Gott] schickt seit Jahrtausenden
Den Heiligen Geist in die Welt
Dass wir zuversichtlich sind
Dass wir uns freuen
Dass wir aufrecht gehen ohne Hochmut
Dass wir jedem die Hand reichen ohne Hintergedanken
Und im Namen Gottes Kinder sind
In allen Teilen der Welt
Eins und einig sind
Und Phantasten dem Herrn werden
Von zartem Gemüt
Von fassungsloser Grosszügigkeit
Und von leichtem Geist.
Ich zum Beispiel möchte immer Virtuose sein
Was den Heiligen Geist betrifft
So wahr mir Gott helfe.»*

Ihre Christine Heimburger, Pfarrerin.

(*Hanns Dieter Hüsch/Uwe Seidel: «Ich stehe unter Gottes Schutz, Psalmen für Alletage», 2/1997, S. 63)

 

 

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Selten so angeregt nachdenklich

Mir geht's jedenfalls häufig so: ist ein Fest abgehakt, ist es oft schnell vergessen. Dieses Mal ist es anders. Selten hat mich Ostern so angeregt nachdenklich hinterlassen, und das noch Wochen später.

Es liegt diesmal an unseren Konfis. Die hatten sich der Aufgabe gestellt, den Ehrenstetter Kreuzweg mit eigenen Gedanken zu gehen. Daraus ist ein überaus beeindruckendes Video entstanden.

Hier unten sehen Sie nur die letzten Sekunden des Videos ... und alle Konfis, die sich daran beteiligt haben. Ich kann Ihnen diesen Appetizer (und dann auch das komplette Video) nur empfehlen.

Selten war ich nach Ostern so angeregt nachdenklich ...

Ihr Fritz Breisacher

 

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Was Jesus mit einem Aal zu tun hat

Schon Aristoteles war ratlos: Woher kommen nur die Aale? Nie gelang es Menschen, Aale bei der Paarung zu sehen. Erst im 19. Jahrhundert hat man herausgefunden, dass sämtliche Aale in Europa und Nordamerika aus ein und derselben Region stammen: In der Sargassosee, einem Areal im Atlantik, schlüpft der Aal und macht sich auf die lange Reise zu den Kontinenten, wo er zum Süßwasserfisch wird. Nach einem – teilweise langen Leben (Aale werden bis zu 80 Jahre alt) – macht sich der Aal auf den Weg zurück in die Sargassosee. Erst auf dem Weg dorthin wandelt er seine Verdauungsorgane um zu Geschlechtsorganen. Anschließend kann er keine Nahrung mehr verarbeiten, sondern lebt ganz für seinen Nachwuchs.

Der Aal ist auf Arterhaltung aus. Am Ende eines erfüllten Aallebens gibt er sich selbst auf und nimmt seinen Tod in Kauf, um Nachkommen zu zeugen.

Gott ist auf Menschenerhaltung aus. Er kam in Jesus Christus herab in unsere Welt, gab seine Privilegien auf und nahm den Tod in Kauf, um seinen Menschen Leben zu schenken.

„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (Johannes 10,11)

In der Woche von Misericordias Domini – dem „Schäfchensonntag“ – ist mir das ein echter Trost: Wir haben einen Gott, dem wir alles bedeuten. 


Pfarrer Sebastian Bernick 

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Lean on me

Welch eine Herausforderung, in diesen Zeiten einen Impuls für diese Homepage zu schreiben... Angesichts der Weltlage, von der Pandemie der letzten zwei Jahre gezeichnet, in Zeiten eines Krieges, der so nahe ist, nicht vergessend, dass es noch mehr Kriege und Krisenherde weltweit gibt. Kein Wunder, dass eine aktuelle Studie den Menschen zwar Hilfsbereitschaft, aber auch sehr viele Zukunftsängste attestiert.
So viel Karfreitag überall: Verzweiflung, Bedrückung, Ängste.
Im Radio läuft der alte Song „Lean on me“ und fängt meine Stimmung gut auf: „We all have pain, we all have sorrow” und dann “lean on me, when you not strong and I´ll be your friend, I´ll help you carry on”. Der Musiker Bill Withers schrieb den Song 1972 in Erinnerung an erlebte Kirchenlieder in seiner Jugend. Vielleicht kein Wunder, dass auch bei mir diese Assoziation aufploppt. Ich fühle mich getröstet und gestärkt. Eine österliche Erfahrung mitten im bedrückenden Alltag! Hoffnung und Zuversicht: Christus ist auferstanden!

Gesegnet Ostern wünscht Ihnen und Ihren Lieben,
Heike Siepmann

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Frostblüte

Die Frostblüte… ein besonderes Frühlingsbild – Anfang April – dem Ostermonat.

In den Nächten kann es nochmal Frost geben… gefährlich für die frischen Blüten.

Ein Landwirt hatte die rettende Idee: Wenn man die Blütenpracht in den frostkalten Nachtstunden mit Wasser besprüht, hüllt sie das in einen dünnen Mantel aus Eis. Und der bewahrt die Blüte - wie ein Iglu die Eskimos - vor dem Erfrieren.

Der Landwirt wagt es, Frost gegen Frost zu setzen! Er arbeitet nicht gegen den Frost, sondern mit ihm.

Die Bibel erzählt von Maria Magdalena, die das im Blick auf Jesu Tod lernen musste:

Maria Magdalena, die liebende Frau wollte Jesu Leib balsamieren, um wenigstens etwas zu bewahren. Sie muss Jesus loslassen - "Rühr mich nicht an!" - und bekommt ihn gerade darin ganz neu als ihren Freund und Meister geschenkt. Damit Neues werden kann, muss ich Altes loslassen!

Ohne Tod kein neues Leben. Ohne Passionszeit kein Ostern!

Und was wird aus der Frostblüte: eine kräftige Frucht mit vielen Samen. Es lohnt sich!

 

Dirk Boch, Schuldekan - nach einer Idee des Gottesdienstinstitutes Nürnberg

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Oli muss mal... Manchmal kommt man alleine nicht in den Flow...

eine neue Folge von Oli muss mal...

             ...reden...

... diesmal auf der schwarzen Skipiste am Feldberg...

             ... und irgendwie am Ende auch am Strand von Korsika...

 

Und wen die Bedeutung des eigenen Vornamens interessiert - hier ein link: https://www.vorname.com/

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Ich habe Sehnsucht - nach Frieden

Ich habe Sehnsucht nach einem starken Gott.

Einem Gott, der aus Schwertern Pflugscharen macht und die Speere zerbricht.

Einem Gott, der die Mächtigen vom Thron stößt und die Armen erhöht.

Einem Gott, der Gerechtigkeit auf der Erde wachsen lässt und den Frieden stark macht.

Ich habe Sehnsucht nach einem starken Gott.

Und will mich von ihm stärken lassen, damit ich selbst gerecht handle

und Frieden stifte, wo ich kann.

Dort wo ich lebe, da wo ich bin.

Denn Gerechtigkeit und Frieden fangen im Kleinen an.


Ralf Otterbach 

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Verleih uns Frieden gnädiglich

Der Krieg in der Ukraine erschüttert. Viele Menschen sind verunsichert. Wer das Gefühl hat, den Boden unter den Füßen zu verlieren, sucht manchmal Halt im Gebet. Aber selbst das fällt gerade vielen schwer. Die Worte wollen nicht kommen. Dann tut es gut, sich Worte zu leihen. Worte, die man nicht erfinden muss, sondern die aus einer Tradition stammen. Worte, die möglichst so alt sind, dass sie schon viele tausend Male gesprochen wurden. In der Erschütterung nicht erfinden müssen, und trotzdem nicht stumm bleiben müssen.

In Kriegszeiten sind die Worte "Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten!" solche guten "Leihworte". Sie sind ein Seufzer, ein Gebet, ein Schrei nach Hilfe. Martin Luther hat einen Wechselgesang ins Deutsche übersetzt, der schon zu seiner Zeit eine lange Tradition hatte. Der ganze Ruf lautet: 

Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.

Wir wollen diese Worte nutzen, um uns zusammenzutun. Wir wollen uns gemeinsam unter diesen Ruf stellen. Darum werden wir in den kommenden Tagen immer wieder Aktionen mit dem Hashtag #verleihunsfrieden versehen. Es werden Aktionen sein, in denen wir einander in der Erschütterung Halt geben und uns gemeinsam für den Frieden einsetzen. In Gottesdiensten, Menschenketten, gemeinsamem Singen. Das tun wir im öffentlichen Raum, in den Social Media-Kanälen, in unseren eigenen Gemeinden und Häusern. 

Das Symbol für unsere Gemeinsamkeit ist die Menschenkette. Wir glauben daran, dass wir miteinander verbunden sind. Wir zeigen es mit unseren eigenen Händen aber auch mit Menschenketten aus Papier. Und mit dem Ruf, der so alt ist, dass er schon Martin Luther Halt geben konnte: "Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten!" Machen Sie mit! Reichen Sie Hände (und ja, waschen Sie sie regelmäßig)! Folgen Sie dem Hashtag #verleihunsfrieden!

Bitten wir gemeinsam um Halt! Geben wir einander Halt!


Autor: Frank Muchlinsky 
@ evangelisch.de

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Über den Frust im neuen Jahr

von Diakonin Gianna Baier 

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Wie Bäume werden

Aus meinem Arbeitszimmer sehe ich auf einen großen, alten Nussbaum. An kalten Wintertagen wohnt dort ein Eisvogel. Dieser Baum ist wie ein Zeichen: er hat tiefe Wurzeln, ausreichend Wasser und Licht und schon so manchem Wind und Wetter getrotzt. Gern wäre ich so wie dieser Baum: standhaft und doch beweglich in Zweigen und Blättern, ruhig und doch voll Kraft.
Wir Menschen können werden wie Bäume: wachsen und gedeihen, mit festem Halt in der Erde und in Zweigen und Blättern dem Himmel entgegenwachsen.
Wir können Zuflucht bieten und ein Zeichen des Lebens für andere sein. Leben gegen die vielen kleinen Tode im Alltag, frisch wie sprudelndes Quellwasser. Selig ist der Mensch, der über Gottes Worte nachdenkt und sie im Herzen bewahrt. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der grünt und blüht und Früchte bringt. Ich möchte wachsen wie ein Baum: immer weiter zum Himmel, zum Leben.

Ihre Gabriele Mayer 

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Größer als ich

Gerade ein paar Tage alt ist dieses Jahr. Erinnern Sie sich noch an Ihre Wünsche und Vorhaben, die Sie sich für dieses Jahr 2022 vorgenommen haben? Vielleicht haben Sie aber auch ganz bewusst darauf verzichtet, um nicht enttäuscht zu werden, oder um sich nicht selbst unter Druck zu setzen. Ich selbst versuche es kaum noch, mir für ein Jahr besondere Ziele zu setzen, soviel läuft oft anders als gedacht. Gerade die Zeiten in der Corona-Pandemie zeigen das allzu deutlich. Mir hilft es, alles in Gottes Hand zu legen, auf Gottes Nähe und Begleitung zu vertrauen. Nicht um passiv das Leben auf mich zukommen zu lassen, sondern um zu spüren, es gibt da jemanden, der größer ist, mehr ist, als all unsere menschlichen Bedürfnisse es ausdrücken können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Gottes Segen im neuen Jahr.
Herzliche Grüße,
Ihr Pfarrer Rainer von Oppen     

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Wer zu mir kommt ...

Die Jahreslosung für 2022 steht im Johannesevangelium 6, 37. Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“.

Wie oft in unserem Leben müssen wir in unserem Leben auf jemanden zugehen oder an eine Tür anklopfen? Wie oft ist das verbunden mit einem Gefühl der Unsicherheit! Werde ich Hilfe bekommen oder bleibe ich gedemütigt zurück? Wird es zu einer Verständigung kommen oder wird sich das Miteinander noch verhärten?

Im Laufe unseres Lebens klopfen wir an manche Tür und an manche Herzenstür - und auch andere sind schon so auf uns zugekommen. Wie wohl tut es, wenn wir da nicht vor die sprichwörtliche Wand rennen oder kalt abgewiesen werden!

Wir kennen allerdings auch die harte Realität: Hackordnungen, Ausgrenzungen, Machtspiele. Jesus setzt für uns einen ganz anderen Maßstab fest, wie es unter uns zugehen soll. Er macht den Anfang: vor ihm müssen wir nicht „so tun als ob“- alles dürfen wir ihm anvertrauen: die Freuden, aber auch das Zerbrochene, Schwierige, Schlechte. – Trauen wir uns, mit ihm zu sprechen und so offen zu sein. Er macht uns ein unbezahlbares Geschenk - geben wir es weiter, so gut wir können.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr 2022!
Herzliche Grüße Ihre Pfarrerin Gabriele Heuß
Lenzkirch-Schluchsee

 

 

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Ein Licht, das verbindet

Meines Wissens habe ich noch nie eine ältere Dame (oder Herrn) gegen ihren Willen über die Straße begleitet. Wenn aber andere erfahren, dass ich Pfadfinderin bin, wurde ich schon häufig danach gefragt.
Was ich selbst mit dem Pfadfinden verbinde? Natürlich „schwarz Zelten“, Kluft tragen, auf Hajk (Wanderung) gehen und das Friedenslicht. Denn seit vielen Jahren wird in der Adventszeit das Friedenslicht in der Geburtsstadt Jesu entzündet (- übrigens auf Initiative des Österreichischen Rundfunks). Pfadfinder*innen aus ganz Europa holen es in Wien um es an Krankenhäuser, Seniorenheime, Kindergärten, Kirchengemeinden und andere zu verteilen. 
Auch in unserer Badewanne wird das Friedenslicht sicher aufbewahrt und an Weihnachten an Nachbarn, Freunde und Verwandte weitergegeben und damit die Kerzen am Christbaum entzündet. Und so verbreitet das in Bethlehem entzündete Licht die frohe Botschaft, verbunden mit der Hoffnung auf Frieden und dem Wunder, dass Gott sich in diesem Stall in Bethlehem selbst schenkt.
Ich wünsche Ihnen und euch eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit,
Ihre/eure Heike Siepmann


Gott,
du bist ein Gott des Lichtes und des Friedens.
Du bist ein Gott der Liebe und der Hoffnung.
In unserer Welt, die oft so finster ist, so friedlos und kalt,
so lieblos und resigniert
kommen wir zu Dir mit diesem kleinen Licht.
So wie es brennt in dieser dunklen Zeit,
so entzünde auch unsere Herzen,
dass es warm und hell werde in uns und durch uns.
Mach uns zu Boten dieses Lichtes
und deines Friedens.


Übrigens: Bei uns in der Region kann das Friedenslicht am 19.12.2021 von 19-20 Uhr in Staufen in der katholischen St. Martins-Kirche, Kirchstraße 17, abgeholt werden.

 

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Worauf warten Sie?

Auf die nächste Gehaltserhöhung? Den Sommerurlaub? Dass die Tochter mal wieder zu Besuch kommt? Dass alles leichter wird? Auf das Ende der Pandemie? Auf Schnee? Menschen warten auf vieles im Leben. Und je nach Alter, Wohnort, Gesundheitszustand und dem materiellen Wohlstand können die Ziele des Wartens sehr verschieden ausfallen. Eines aber dürfte immer gleich sein: Wenn der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, ist die Freude nur von kurzer Dauer und weicht einer eigenartigen inneren Leere. Die muss man dann aushalten oder durch neue Sehnsüchte  füllen. Und es geht wieder von vorn los, denn schließlich will jede Sehnsucht irgendwann einmal erfüllt werden. Wir stehen am Beginn der diesjährigen Adventszeit, in der sich Christinnen und Christen ganz bewusst auf die Geburt Jesu an Weihnachten vorbereiten und seine Ankunft erwarten. Mit der Menschwerdung Gottes verbinden sich dann ganz konkrete Hoffnungen. In einem niederländischen Adventslied heißt es treffend:
„Die Liebe geht nicht mehr verloren. Das Unrecht stürzt in vollem Lauf. Der Tod ist tot. Das Volk jauchzt auf und ruft: “Uns ist ein Kind geboren.“ (Jürgen Henkys in EG 20,4)
Ich glaube, dass es dieser eine Wunsch ist, der ganz oben steht und alle anderen umfasst: dass die Liebe nie mehr verloren geht. Etwas wichtigeres gibt es nicht.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit!
Pfarrer Dr. Schulze-Wegener, Auggen

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Jeder meiner Fehler ...

Jedes Jahr um diese Zeit, packe ich eines meiner Lieblingslieder aus. Freunde, Jugendliche im Jugendkreis und meine Schüler:innen im Unterricht müssen es sich anhören. Das Lied "Jeder meiner Fehler" von Radio Doria zeigt für mich deutlich, was der Buß- und Bettag, den wir in den nächsten Tagen begehen werden, meint.

In unserer Gesellschaft ist das Buße tun und das Erinnern an unsere Schuld, die wir auf uns geladen haben, in Verruf gekommen. Die Fokussierung auf das Schlechte im Menschen lassen wir lieber in Lutherzeiten zurück. Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Ich halte das auch für eine gute Entwicklung. Denn das Schlechte in uns sehen wir ziemlich schnell.

Für mich ist aber der ehrliche Blick auf unsere Fehler und auf Menschen, an denen wir schuldig geworden sind, ein wichtiges Puzzleteil in unserem Leben. Der Buß- und Bettag ist für mich deshalb auch eine Art Bilanz ziehen. Eine Bilanz, in der ich erkenne: Ich bin ein Mensch, ich bin begrenzt. Ich bin nicht perfekt und zu meinem Leben gehört es dazu Fehler zu machen. Ich komme nicht drum herum.

Diese Erkenntnis lässt mich demütiger werden und macht es mir leichter, zu meinen Fehlern und meiner Schuld zu stehen. Ehrlicher zu mir, zu Gott und zu meinem Nächsten zu sein. Sie hilft mir meine Fehler nicht zuzudecken, sondern sie auch vor dem Anderen und Gott zu benennen und um Entschuldigung zu bitten.

Eine heilsame Sache für mein Gegenüber – und für mich.

Und dann gibt es da auch noch die Schuld, die tief in mir sitzt. Die mich selbst manchmal so schwer belastet und fast zerbricht. Für sie muss ich Verantwortung übernehmen und dennoch darf ich in all dem wissen: „Auch wenn unser eigenes Herz uns anklagt, ist Gott größer als unser Herz. Denn er kennt uns durch und durch.“ (1. Johannes 3,20)

Dieser Bibelvers nimmt mir nicht meine Schuld und meine Verantwortung, aber er schenkt mir Hoffnung, dass Gott mein Herz und meine Reue sieht. Er schenkt mir Hoffnung auf Vergebung und dass Gott größer ist als mein Scheitern.

Zurück zu meinem Lieblingslied: Das lasse ich lieber selbst sprechen: https://video.link/w/KKlIc

Einen ehrlichen und heilsamen Buß- und Bettag wünscht Ihnen,
Celina Häs
Diakonin im Schuldienst

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Lene leuchtet

Kurz bevor Lene auf den Button „Veröffentlichen“ klickt, atmet sie noch einmal tief ein. Ihr Blick fällt auf die blaue Tasse mit dem Blumenkranz, aus der schon ihre Großmutter Kaffee getrunken hat. „Die Leuchtende“ steht mit weißen Buchstaben in der Mitte des Kranzes. Dass der Vorname ihrer Großmutter dieselbe Bedeutung hat, wie Lenes eigener Name, zaubert ihr auch heute noch ein Lächeln ins Gesicht. Nicht immer hat Lene das Gefühl, dem Programm dieses Namens gerecht zu werden. Zugegeben, es wäre auch ein fast unmenschlicher Anspruch, permanent als Licht der Welt erkannt zu werden. Und gleichsam fragt sich Lene oft, ob das nicht genau der Mindestanspruch an sich selber sein müsste.
Als sie mit ungefähr 17 Jahren entdeckte, dass sie eine besondere Begabung für Sprache hat, fing Lene an, ihre Gedanken aufzuschreiben. Mal in Gedichtform. Mal als Geschichte. Und später, so mit Mitte zwanzig, dann als Thesen-Video. Das war neu. Niemand vor ihr hatte so etwas schon mal derart erfolgreich gemacht. Ein Freund hatte Lene sein Kameraequipment geliehen. Und sie fand Gefallen daran, mit ihren Wörtern und der Art und Weise, wie sie sie erzählte, zu spielen. Dass sie damit so schnell über 40.000 Menschen erreichte und ihnen offensichtlich aus dem Herzen sprach, hatte sie selber überrascht. Und gefordert. Neben dem großen Zuspruch gab es auch genug Menschen, die sie angriffen. Mit Hassnachrichten und manchmal sogar persönlich auf der Straße. Die Drohungen setzten ihr zu. Und immer wieder überlegte sie, ob sie ihr Talent nicht an anderer Stelle einsetzen sollte.
Lenes Blick fällt nochmal auf die Tasse ihrer Großmutter. Sie atmet aus. „Hier sitze ich nun und kann nicht anders“, denkt sie. Und drückt mit der Maus auf den entscheidenden Knopf.


von Miriam Tepel 

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Alles hat seine Zeit

Ich sitze in meinem Sessel und schaue aus dem Fenster. Es regnet. Ich kann es nicht leugnen: Der Herbst macht sich breit. Es gibt die einen, die den Herbst lieben: Endlich Zeit für Tee und einem guten Buch. Und es gibt die anderen, die den Herbst nur schwer akzeptieren können. Zu denen zähle ich. Der Herbst ist nicht meine Jahreszeit. Es wird dunkler, kälter, nässer und düster. Die Blätter fallen von den Bäumen und die Welt scheint zu „sterben“. Für mich ist das oft wie Abschied nehmen, dabei hänge ich noch im Sommer fest. Ich will an den langen Sommernächten festhalten. An der Sonne, die mich wohltuend umarmt hat. Da fällt es mir manchmal schwer positiv und dankbar zu sein, obwohl ich das doch so sehr will.

Dann erinnere ich mich an eine meiner Lieblingsbibelstellen: Alles hat seine Zeit (Prediger 3,1-8). 

Hier finde ich nicht nur Zeit zu lachen und zu tanzen, sondern auch Zeit, zu weinen, zu klagen und sogar zu hassen. Salomo, der Verfasser dieser Zeilen, spricht aus, was wir manchmal nicht zu denken wagen. Und dennoch: Es hat seine Zeit – und somit auch seine Daseinsberechtigung. Oft versuchen wir unsere unangenehmen Gefühle einfach zu verdrängen, als wären sie nicht da. Gott räumt ihnen dagegen Zeit ein – vielleicht weil sie wichtig sind, um zu leben, leben zu teilen, zu verarbeiten und zu heilen. 

Gott schaut sie mit uns an und hält sie mit uns aus.

Und so hat alles seine Zeit:

Im Herbstwind zu tanzen und wehmütig dem Sommer nachzuhängen; die letzten Sonnenstrahlen auf sich wirken zu lassen und die Endlichkeit des Jahres- ja vielleicht auch des Lebens zu spüren. Mit dem Regen zu weinen und die gesegneten Lichtblicke im Herbst zu genießen. Abschied zu nehmen und darauf zu hoffen, dass irgendwann wieder der Frühling kommt. 

Vor allem eine gesegnete Zeit wünscht ihnen,

Celina Häs

Diakonin im Schuldienst

    

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Wer bist du?

Nach einem Jahr im Dienst habe ich immer noch nicht das Gefühl, mich überall richtig vorgestellt zu haben. Sei es in der Gemeinde oder im Schulkontext. Immer wieder taucht die Frage auf: Wer sind Sie eigentlich? Meine Antwort: Mein Name ist Torben Bremm. Ich bin Diakon in der evangelischen Kirche Neustadt und Hinterzarten. Mehr Zeit bleibt meistens nicht, obwohl noch so vieles ungenannt bleibt. 

In der letzten Zeit kam mir dabei immer wieder Mose in den Kopf, der Gott fragt: „Was ist, wenn sie mich fragen: ‚Wie heißt er?‘ Was soll ich ihnen dann sagen?“ Gott gibt Mose daraufhin eine Antwort die zum Nachdenken anregt: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ (Exodus 3,13-14).

Mose fragt Gott nach seinem Namen und erhält eine kurze und zugleich ausführliche Antwort. „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Im ersten Moment wirkt die Antwort vielleicht etwas unbefriedigend. Aber Gottes Name und damit die Beschreibung Gottes ist einzigartig. Gott hat viele Facetten. Einige sind uns bekannt, viele sind uns unbekannt. In den Begegnungen mit Menschen offenbart sich Gott immer wieder. Als ein Gott der hinsieht, hinhört, mitfühlt, für die Menschen da ist und gleichzeitig unverfügbar und unbegrenzt ist. Gott lässt sich nicht festschreiben auf bestimmte Eigenschaften oder einen bestimmten Namen. 

„Ich werde sein, der ich sein werde“ als Aufforderung Gottes an Mose und an die gesamte Menschheit: Lern mich kennen. Ich bin mehr, als ich in einer kurzen Vorstellung in Worte fassen kann. Mehr als ihr Menschen euch vorstellen könnt. Eine genaue Erklärung würde jeden Rahmen sprengen.

Genau diesen Gedanken habe ich nun auch bei meinen Vorstellungen im Kopf. Zu mir und meiner Persönlichkeit gehört mehr als ich hier in Worte fassen kann. Schließlich sind Vorstellungen für mich Einladungen zum Kennenlernen.

​​​​​​​Ihr Torben Bremm 

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In die Luft werfen

„Den Sommer genießen – das schaffe ich einfach nicht in diesem Jahr!“, sagt eine Freundin. Das liegt nicht etwa am Wetter. Nein, es ist die „Weltlage“, die es ihr so schwer macht mit der Sommerfreude: Corona, die Flutkatastrophe in der Eifel, jetzt die furchtbare Dramatik in Afghanistan. Sommerliche Leichtigkeit, Unbeschwertheit kommen da nicht auf.

Die Gefühlslage im Land hat sich gravierend gewandelt: laut einer Befragung haben mehr als 62% der Deutschen in diesem Sommer Sorgen und Ängste. 69% der Jugendlichen fühlen sich von starken Zukunftsängsten geplagt. „Die Zuversicht ist weg“, so die Überschrift einer Umfrage unter Menschen mittleren Alters.

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16, 33), sagt Jesus. Dieser Satz gehört zu meinen Lieblingsversen, er ist mir in diesen Monaten neu wichtig geworden. Jesus sieht unsere Angst – er redet sie nicht weg. Aber er macht uns Mut: „Seid getrost“ – fürchtet euch nicht. Denn ich bin stärker als die Welt mit ihrer Angst, ich bin viel größer als all euer Fürchten. Darum könnt, darum dürft ihr eure Angst immer wieder ein Stück beiseite legen. Jesus hebt die Angst nicht auf, weist sie aber klar in ihre Schranken. 

Die jüdische Schriftstellerin Rose Ausländer, die den Nazigräuel ausgesetzt war, beginnt ein Gedicht mit den Worten: „Wirf deine Angst in die Luft“. Da trotzt eine der Furcht mit einer fast schon spielerischen Leichtigkeit. Und da ist sie, die Leichtigkeit, nach der wir uns so sehnen in diesem Sommer. Wirf deine Angst in die Luft! Noch ist der Sommer nicht vorbei!

Ihre Daniela Hammelsbeck, Müllheim

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Wenige Worte

8-10 Sätze soll der Gedankenimpuls lang sein.
Kann man eigentlich mit so wenig Worten wirklich Wichtiges aussagen? 
Man kann!
"Ich liebe dich!", sind nur 3 Worte, aber sie verändern vielleicht ein ganzes Leben.
Gott sagt mir: Ich liebe dich, du bist mir wichtig, du bist mein Kind!
Wenige Worte nur, aber wenn sie mir wichtig werden, verändern sie das Leben.
Zum Guten - Gott sei Dank!

Ihr Pfarrer Ralf Otterbach 

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Unverschämt! Beten

„Neige, HERR, dein Ohr und höre!
Öffne, HERR, deine Augen und sieh her!“ (2. Könige 19,16)

Erster Gedanke: Was für eine Unverschämtheit, denke ich, als ob Gott taub und blind wäre! Gott sieht und hört doch (sowieso) alles!

Zweiter Gedanke: Genau so bete ich auch: Ich bitte Gott, herzuhören und herzusehen! 

Dritter Gedanke: Vielleicht hilft das vor allem mir? Indem ich Gott bitte, herzuhören und herzusehen, auf meine Ängste, auf meinen schwerkranken Freund, auf diese Ungewissheit, wie die Pandemie sich entwickelt…, bin ich dem allem nicht mehr allein ausgeliefert: den Sorgen, den Ängsten, dem Gefühl der Ausweglosigkeit.

„Wenn nichts mehr hilft, hilft nur noch beten,“ lese ich bei Andreas Zachmann (PB 7-8/2021). 

Mir hilft Beten. Mir hilft es, Gott alles anzuvertrauen – auch wenn er es vielleicht schon weiß. Denn dann fühle ich mich nicht mehr allein ausgeliefert, kann vertrauen, dass er seine Hand drüber hält oder zumindest mit im Spiel hat.

Das Bibelwort für den August: eine Ermunterung zur Unverschämtheit.

Ihre Christine Heimburger 

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Ich bin da...

Gut vier Monate ist sie bei uns - unsere kleine Tochter. Die erste Kennenlernphase haben wir hinter uns. Nun wissen wir schon einiges voneinander. Wir können Babylaute einordnen, wissen wie unsere Tochter gerne liegt und getragen wird. Und wir wissen was sie beruhigt. Immer wieder aus allen Ecken unserer Wohnung rufen wir unserer Tochter zu: Ich bin da! Wenn sie im Stubenwagen liegt, aufwacht und ruft - unsere Antwort: Ich bin da. Wenn wir zusammen ins dunkle Schlafzimmer gehen und unsere Tochter beunruhigt ist: du brauchst keine Angst haben: Ich bin da! Wenn ein plötzliches Geräusch für Erschrecken oder Weinen sorgt: Ich bin da! Mama und Papa sind da! Diese drei Worte beruhigen unsere Tochter.

Am Ende seines Evangeliums erzählt uns Matthäus, dass Jesus Christus nach seiner Kreuzigung und Auferstehung seine Jünger in Galiläa trifft. Er hinterlässt ihnen "letzte Worte". Dazu zählt auch das Versprechen: "Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt!" Ich bin da - das ruft uns Jesus zu - aus jeder "Ecke unseres Lebens" - hinein in jede Situation, die uns beunruhigt, verunsichert, sorgenvoll macht und lähmt.

Sophie Scholl, die im Mai diesen Jahres ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, war in ihrem Widerstand gegen das Hitler-Regime ganz wesentlich von ihrem Glauben an Jesus Christus motiviert. Selbst in den schrecklichen Tagen in der Gestapo-Haft in Ulm hat sie der Glaube an Jesus Christus getragen. Sie hat sich darauf verlassen, was Jesus ihr und uns zuspricht: Ich bin da. Von diesem Versprechen wusste sie sich getragen. In einem Brief schreibt sie, dass Jesus das Rettungsseil sei, das Gott ihr zugeworfen habe. An dieses Rettungsseil klammere sie sich, um nicht im Angstmeer zu versinken. Das schenkt ihr Ruhe.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie Ruhe finden in dem Versprechen: Ich bin da. Wie unsere kleine Tochter, wie Sophie Scholl, wie all die Frauen und Männer des Glaubens, die sich darauf verlassen haben.


Diakon Florian Böcher, Evangelische Kirchengemeinde Ihringen am Kaiserstuhl



 

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Grenzenlos

Im Sommer vor Corona hatte ich das Glück zu heiraten. Alles war ganz wunderbar. Wir durften am Abend sogar tanzen, ganz ohne Maske und PCR-Test, und Flitterwochen gab es hinterher auch noch. Weil mein Mann und ich uns auf einer kleinen griechischen Insel kennengelernt hatten, nahmen wir es auf unser Gewissen, einen Ferienflieger in die Ägäis zu buchen. Wir rundeten beim Kompensationsbeitrag ordentlich auf und schworen uns, nach dieser Flitterwochen-Ausnahme künftig nur noch mit dem Rad in die Ferien zu fahren.

Tief hingen beim Abflug die Wolken über Basel. Umso beeindruckender war dann der Start: Beim Aufstieg durch die Wolken waberte noch der Nebel vor dem Flugzeugfenster. Die Maschine stieg weiter, der Nebel wurde licht und lichter ‒ plötzlich dann gleißende Helligkeit. Oben himmelblau, so weit das Auge blickt, unten brautkleidweiße Wolkenwatte, flächendeckend, von links nach rechts. So blieb es, volle zwei Flugstunden lang, bis zur Landung. Dreitausend Kilometer weit. Gefühlt: unendlich weit. 

„Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist“ (Ps 36,6): Vom Ferienflieger wusste der Psalmbeter nichts, als er in poetischen Bildern seine Gotteserfahrung zum Ausdruck brachte, rund 100 Generationen vor uns. Ihm reichte die Beobachtung, dass sich der Himmel hinter dem Horizont fortsetzt, wohingegen das Land irgendwann am Meer endet und dies Meer wiederum am Land. Daher fiel ihm, dem Beter, das Sprachbild vom Himmel ein, als er so etwas Unbegrenztes, Überbordendes, in ihrer Fülle nicht Begreifbares wie Gottes Güte fassen wollte – in Worte. 

Weil er an andere weitergeben wollte, wie er seinen Gott erfahren hat: Als unendlich lebensfördernde Wirklichkeit. Als Gnade mit reichlich Überschuss. Unberechenbar, alle Grenzen sprengend, nicht aufhörend. So wie das Endlosblau des Himmels, das keinen Abschluss findet, nicht über den Wolken und nicht hinter dem Horizont – so ist Gottes Güte. Überall, allumfassend. Unsere Vorstellungskraft übersteigend.

Wir aber haben es lieber berechenbar. Was wir nicht begreifen können, macht uns nervös. Wir schätzen Überschaubarkeit, setzen die Dinge gern in Beziehung zueinander, rücken sie ins rechte Verhältnis, trennen oben und unten, außen und innen, rechts und links. So orientieren wir uns in den Unübersichtlichkeiten dieser Welt. 

Gottes Güte aber, so haben es Menschen schon lange vor uns erfahren, sprengt den Rahmen. Wer auf diese Erfahrung vertraut – entweder, weil er sie selbst erlebt hat oder weil er anderen vertraut, die ihm davon berichten –, kann furchtlos seiner Wege ziehen. Auch durch dunkle Lebenstäler: „Herr, Du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott“ (Ps 36, 7.8). 

Diese Zuversicht wünsche ich uns, 
Ihre Britta Goers, Pfarrerin

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Was mich reich macht

Eine Bankfiliale bietet ein Siedlungshäuschen zum Kauf an. Baujahr 1950. Über den Preis staune ich wirklich: Sensationelle 950.000 Euro soll das Heim kosten - und es ist noch nicht einmal Kernstadt. Ja, Grundstücke sind in Südbaden teuer. Häuschen auch. Aber dass sie unerschwinglich sind, wusste ich nicht. Wie soll das eine vierköpfige Familie bezahlen? Ich kann‘s jedenfalls nicht und werde das auch nie können.  „Ja“, sagt mir mein Nachbar, „wer im Dreiländereck ein Haus hat, ist wirklich reich“! Und er muss es wissen, denn er arbeitete 30 Jahre lang in der Immobilienbranche.

Aber ist es das Haus, das mich wirklich reich macht? Ein oder mehrere Grundstücke, vielleicht sogar in der Schweiz? Ein Sparbuch mit sechsstelligen Summen, für die wir neuerdings Negativzinsen zahlen müssen? Bin ich reich, wenn ich dreimal in den Urlaub fahren kann? Und einen Tesla vor der Tür habe? Was braucht ein Mensch für dies bisschen Leben?

Ich schaue in meine Wohnung und blick auf all die Dinge, die ich kaum benutze. Man müsste mal wieder ausmisten! Im Inneren weiß ich genau, was mich reich macht: Liebevolle Begegnungen, Menschen, die mir zuhören können, ein Besuchskater, der sich freut, wenn ich Futter für ihn habe, ein stilles Gebet im Gottesdienst. Und wenn ich hin und wieder höre: schön, dass Du jetzt grad für mich da bist! Darauf kommt es an! Soll das olle Häuschen doch kaufen, wer will!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Sommerzeit!
Ihr Pfarrer Dr. Schulze-Wegener

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Dranbleiben!

„Dranbleiben!“ lautet das Motto der Woche der Diakonie 2021. Es verbindet auf  dem dazugehörigen Plakat eine junge Frau mit einem älteren Herrn gestützt auf einen Stock. Das erinnert erfrischend klar, direkt und schnörkellos an den bleibenden Auftrag der Kirche und ihrer Diakonie. Dieser Auftrag lautet: dranbleiben an den Menschen, die in Not sind – und helfen, wo´s geht; dranbleiben an denen, die keine Lobby haben und kaum Ansehen genießen; dranbleiben an der gebotenen Liebe, dem Glauben und der Hoffnung in der Spur Jesu.

Es ist ein großes Geschenk von unschätzbarem Wert, dass unzählige ehren- und hauptamtlich Tätige in Kirche und ihrer Diakonie in diesem Sinne drangeblieben sind – auch unter Pandemiebedingungen – und weiter dranbleiben! Und so wird, was wir für die diakonischen Aufgaben übrig haben, unter ihren Händen gewiss zu reichem Segen werden.

Apropos Segen. Davon leben wir alle letztlich viel mehr als wie oft ahnen. Und so sehe ich mich und dich mit dem Motto der Woche der Diakonie  auch aufgefordert, am Lob Gottes dranzubleiben und ausdrücklich einzustimmen: „Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen!“ (Palm 36,6)

Bezirksdiakoniepfarrer Rolf Kruse, Bad Krozingen

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Keiner kann zwei Herren dienen

„Kein Knecht kann zwei Herren dienen…Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lukas 16,13) - so steht es in der Losung zum 1. Juni 21. 

Aber ohne Geld geht es halt nicht. Was jetzt? Wem diene ich? Hab ich eine Wahl? Ja, ich sehe genau hin und merke: ich kann ein tolles Haus haben, aber schenkt es mir und anderen Geborgenheit? Ich kann wunderbare Reisen machen, aber freut sich meine Seele und werde ich dankbar? – Ohne Geld geht es nicht. Aber eines wissen wir doch auch: das Wesentliche ist nicht käuflich. Das Wesentliche ist Geschenk, das Wesentliche verdanken wir der Gnade Gottes. Treue, Freundschaft, Hoffnung, Glaube, Mitmenschen … unbezahlbar. Geld ist kein Selbstzweck. Es muss uns und zugleich auch anderen dienen. Unser Herr ist einzig und allein Gott.   

Herzliche Grüße Ihre Pfarrerin Gabriele Heuß, Gemeinde Lenzkirch-Schluchsee

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Öffne deinen Mund

Der biblische Spruch für den Monat Mai lautet: „Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen!“ (Sprüche 31,8)
Dieser Spruch regt mich fast provozierend an: Eigentlich müsste er im Wahlprogramm von politischen Parteien stehen. Jedenfalls von denen, denen es wirklich um die Menschen geht. Sich der tiefen Wahrheit dieses Spruchs zu öffnen, wäre wirklich ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit und Frieden. Deswegen kann ich mich den Worten von Pfarrer Krogull nur anschließen, der schrieb: „Alle Eltern sind eingeladen, ihren Kindern diese Einsicht weiterzugeben. Eines Tages werden diese vielleicht Verantwortung tragen in Politik oder Wirtschaft, in Rechtsprechung oder Forschung. Wes Gottes Kinder werden sie dann sein? Hoffentlich werden sie Kinder des Gottes sein, bei dem nicht das Recht des Stärkeren gilt.“

Es grüße ich Sie herzlich, Ihr Pfarrer Rainer von Oppen, Neustadt (Schwarzwald)     

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Was Mut macht

Wenn mir jemand sagt: Ich bin bei dir – das macht Mut. 

Wenn ich den ersten Schritt gehe und merke, es geht vorwärts – das macht Mut. 

Wenn ich Gleichgültigkeit durch Anteilnahme austausche – das macht Mut. 

Wenn ich nicht nur an mich denke, sondern auch an andere - das macht Mut. 

Wenn mir jemand sagt: Du bist gut – das macht Mut. 

Wenn mir jemand etwas zutraut – das macht Mut. 

Wenn ich Gott im Gebet alles sagen darf – das macht Mut. 

Wenn ich den Segen Gottes zugesprochen bekommen - das macht Mut. 

Wenn Gott mir sagt: Ich bin bei dir - das macht Mut. 

 

Ihr Ralf Otterbach 

 

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Glauben im Horizont der weltweiten Christenheit

In meiner letzten Berufsphase habe ich mich auf ein Wagnis eingelassen: Die Kombination einer Gemeindepfarrstelle mit der des landeskirchlichen Beauftragten für Mission und Ökumene. Kurz vor meinem Ruhestand blicke ich dankbar auf diese Jahre zurück. Es war kein unverbundenes Nebeneinander, sondern eine gute Verbindung zweier Aufgaben, die zum Wesen der Kirche gehören. Nahezu Sonntag für Sonntag mit einer Gemeinde Gottesdienst feiern und zugleich Begegnungen mit Geschwistern aus anderen Erdteilen und Glaubenstraditionen. Auf einem Ökumenetag in Karlsruhe beispielsweise feierten wir einen Gottesdienst mit Beteiligung und Elementen von orthodoxen Christen aus Osteuropa und charismatischen Christen aus China. Da führt der Heilige Geist zusammen, was wir oft trennend erleben. Oder ich denke an die Begegnung mit unseren Geschwistern aus Indonesien. Gäste aus Bali beindruckten mit ihren Tänzen zu biblischen Geschichten. Das Evangelium fand Ausdruck in den Bewegungen der Tänze. Auch aus unseren Partnerkirchen in Kamerun und Nigeria konnten wir mehrfach Gäste in unserer Gemeinde willkommen heißen und mit ihnen Gottesdienst feiern und gemeinsam in der Bibel lesen.
Diese Nähe zu den Menschen vor Ort und in der weltweiten Christenheit hat mich sehr geprägt und ich bin sicher, dass unser Glauben immer diesen großen Horizont hat.


Pfarrer Eberhard Deusch, Landeskirchlicher Beauftragter für Mission und Ökumene und Gemeindepfarrer in Umkirch

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Warum hast du mich verlassen?

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“. Diese letzten Worte Jesu am Kreuz sind für mich die schlimmsten in der Bibel. Jesus schreit seinen Schmerz hinaus – und Gott hilft einfach nicht. Wie bei so vielen Menschen – nach einem vernichtenden Befund, auf Intensivstationen, am Grab. Sie, wir, schreien „Warum?“ und Gott bleibt stumm. Wir fühlen uns wie Jesus: gottverlassen. 
Aber Jesus schreit seine Frage nicht ins Leere. Er schreit: „Mein Gott, warum?“ Fragt Gott, betet – trotz allem. Wer betet, hofft; hofft noch und wirft sich dem verborgenen Gott in die Arme.

Rainer Heimburger 

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Der göttliche Funken steckt in jedem Menschen

Der 1. März ist der "Weltweite Tag des Rollstuhl". Der 21. März der "Down-Syndrom-Tag". Tage an denen die Welt entschieden hat: Wir fördern Inklusion, nehmen Menschen mit Beeinträchtigung besonders wahr. Es ist bezeichnend, dass wir hierfür Tage brauchen, dass es (noch) nicht selbstverständlich ist, dass Menschen in verschiedenen Facetten kommen.

Gerade aus christlicher Sicht, und hiervon bin ich überzeugt, sollten solche Merkmale keine Rolle spielen. Im Buch Genesis können wir lesen, dass der Mensch nach Gottes Abbild erschaffen wurde. Ein göttlicher Funke der in jedem Menschen steckt, ein Stück „Perfektsein“ im Menschen – ein Stück, nicht das Ganze. Das trifft auf jeden von uns zu, niemand ist perfekt, jeder hat seine Stärken und seine Schwächen. Doch dies macht den Menschen nicht aus, definiert ihn nicht. Manche können nicht gut zeichnen, dafür aber gut singen. Andere können nicht gut singen, dafür gut tanzen. Manche sind nicht so sportlich, dafür blitzgescheit. Kein Mensch sollte darüber definiert werden, was er nicht gut kann. Stattdessen sollten wir uns vor Augen halten, was die Stärken eines jeden Menschen sind. Und wir sollten uns immer im Hinterkopf bewahren: Jeder Mensch hat seinen Wert, unabdingbar und universal geltend. Jeder Mensch trägt einen göttlichen Funken in sich. 

Haben wir diesen Kerngedanken verinnerlicht, dann hilft es uns, Inklusion wirklich zu leben. Es fällt plötzlich einfach, Menschen mit Beeinträchtigung als einen vollendeten Menschen wahrzunehmen. Nicht die Beeinträchtigung definiert unser Gegenüber dann, sondern wir erkennen die Beeinträchtigung als kleines Puzzleteil des Menschen. Wir können einander wahrnehmen, wertschätzend gegenübertreten. Wenn wir lernen in unserem Alltag offenen Auges auf die Menschen zuzugehen, die Menschen anzunehmen wie sie sind und uns dabei vor Augen halten, dass jeder Mensch von gleichem Wert ist, dann gelingt uns nahezu automatisch schon gelingende Inklusion.

Ihr David Schmitz (DI Hügelheim) 

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FrüherhatmandieWörteraneinandergereiht

FrüherhatmandieWörteraneinandergereiht.

Erst später hat man sie durch Abstand, Kommas und Punkte getrennt.

So wurde das Glaubensbekenntnis gegliedert:

(Ich glaube an Jesus Christus) ….

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben.

So ist es Pontius Pilatus, der Jesus Christus leiden ließ.

Möglich sind auch diese Sinneinheiten:

(Ich glaube an Jesus Christus) ….

gelitten,

unter Pontius Pilatus gekreuzigt,

gestorben und begraben.

Jetzt liegt es an uns zu entdecken:

Worunter hat Jesus gelitten?

Worunter leidet er heute noch?

So wird mir das Glaubensbekenntnis zum Eingang in die Passionszeit:

Jesu Leiden und meine Umkehr gehören zusammen.

Eine nachdenkliche Passionszeit wünsche ich Ihnen - seien Sie behütet

 

Friedrich Geyer, Pfarrer in Stegen

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Und täglich grüßt das Murmeltier

„Und täglich grüßt das Murmeltier“: Jedes Jahr am 2. Februar wird in einem kleinen US-amerikanischen Städtchen ein Murmeltier geweckt um das Wetter vorherzusagen. Der Starreporter Phil Connors, gespielt von Bill Murray, muss darüber berichten. Und er ist genervt: von der Provinz, dem Schnee, den Menschen. Als der Tag vorbei ist, ist er einfach nur froh. 

Aber am nächsten Tag ist immer noch der 2. Februar und am übernächsten ebenfalls. Phil Connors steckt in einer Zeitschleife fest. Die Tage fühlen sich alle gleich an. Dieses Gefühl kenne ich im Moment nur allzu gut.

Phil Connors kriegt das kalte Grausen. Aber Tag für Tag lernt er die Menschen um sich herum besser kennen. Er weiß, wer gleich ausrutschen wird und kann den Herrn auffangen. Er weiß, wessen Auto nicht anspringt und kann anschieben helfen. Und langsam entwickelt er einen Blick für die kleinen Besonderheiten und Schönheiten der Menschen um sich herum.

Gott verspricht uns: „Schaut her, ich schaffe etwas Neues! Es beginnt schon zu sprießen –merkt ihr es denn nicht?“ Ich wünsche mir offenen Augen für das Kleine und Kleinste um mich herum. Einen offenen Blick für das, was sich verändert, was besser wird und sogar gut. Diesen Blick wünsche ich mir, auch wenn sich alle Tage wie der 2. Februar anfühlen. Und Ihnen wünsche ich diesen Blick auch.

Ihr Philipp van Oorschot 

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Veränderungen

Ich will 
mich 
verändern lassen
hineinwachsen
in die, die ich sein kann

der Fluss des Lebens
zeigt manchmal kaum
die Bewegung auf
still fließe 
ich
vom Ich im Gestern
ins zukünftige Sein
Veränderung 
schleicht sich hinein

spinnt Wege und Pfade
hinterlässt Spuren
zeichnet Lebensbilder
voller Möglichkeiten
und dichter Gefühle

Stille

Veränderung 
hat viele Gesichter

gemeinsam
verändern wir uns
je einsam gefangen
verbunden, gehalten
herausgefordert
durch die Welt

Gott steckt in
der Veränderung
ist Wandel
ist stetig der Gleiche
ist mit mir
auf dem Weg
„Siehe, ich mache alles neu!“

 

Pfarrerin Ulrike Bruinings 

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Wieder und wieder: Barmherzigkeit

Die Challenge Barmherzigkeit geht weiter...

Durchatmen! Diesmal im Sitzen eine kurze Zwischenbilanz (unter 3 Minuten): hier oder durch einen klick unten auf Video.

Mehr bedenken wir diesmal beim coronakonformen Kaffeekränzchen unter "Pfarrerstöchtern".

Wie hält's Du's mit der Barmherzigkeit und der Jahreslosung "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist."? 

Die Fragen beim Kaffeekränzchen stellt diesmal Oli Zulauf - und Antworten sucht Dirk Boch - und hoffentlich jede/r von Euch!

Bleibt behütet!
Dirk Boch

 

P.S. Hier die links zum "ersten Akt" mit Oli Zulauf und mir:

Jahreslosung für Eilige 

Jahreslosung „long shot“ - eine Reise durch Pfaffenweiler 

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Jahreslosung 2021 - "für Eilige" und "long shot"

Puuh, nach dem turbulenten Jahr 2020, bin ich gleich der erste, der einen Impuls schreiben darf. Aber warum schreiben, wenn man auch filmen kann? Zusammen mit Dirk Boch habe ich eine kleine Reise durch meinen Heimatort Pfaffenweiler unternommen und den Versuch gewagt, mich der Jahreslosung für 2021 anzunähern. 

Das Ergebnis sehen Sie hier: 

Jahreslosung für Eilige: klicken Sie auf das Video unten oder auf https://youtu.be/vOQxnU0h-sU

Jahreslosung „long shot“ - eine Reise durch Pfaffenweiler: https://youtu.be/OIDj0tBzhlU

Bleiben Sie behütet und gesegnet! 

Ihr Oli Zulauf 

Bezirksjugendreferent

 

P.S. zum ersten  Update der Barmherzigkeits-Challenge geht's hier

P.P.S. zum zweiten Update der  Barmherzigkeits-Challenge geht's hier

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Nun also doch

Und nun also doch – wir sind wieder im Lockdown. 
Hatten wir doch die Hoffnung, dass gerade an den Weihnachtstagen alles so ziemlich wird wie „immer“. 
Normalität wollen wir; Vertrautes brauchen wir – gerade jetzt. So schön haben wir uns das vorgestellt. Und nun? Doch der harte Lockdown - noch vor Weihnachten.
Beim Nachdenken über Weihnachten 2020 bleibe ich bei der Weihnachtsgeschichte hängen: Eine Teenagerin und ihr Verlobter müssen sich hochschwanger auf den Weg machen. Ungewissheit und Angst treiben sie um. Werden wir das schaffen? Wann kommt das Kind und wo werden wir sein? Und noch mehr: Welche Folgen wird die Schätzung haben? Was wird sich dann für unser Leben ändern?
Ungewissheit und Angst umtreiben mich auch heute in diesen Zeiten!
Wie wird es weitergehen? Welche Folgen wird der Lockdown haben? Was macht Corona mit unserer Gesellschaft, mit unserer Gesundheit und letztendlich auch mit mir?
Und da merke ich: Vielleicht sind wir dieses Jahr Weihnachten näher, als die Jahre zuvor. 
Gott sei Dank – wissen wir, wie die Weihnachtsgeschichte weitergeht. Das Licht, die große Hoffnung und die unendliche Liebe werden im Stall geboren. Ein großer König, Ratgeber und Friedefürst.
Und auch ganz besonders dieses Weihnachten gilt das für uns.
„Wir müssen Weihnachten nicht retten“, so drückt es Susanne Niemeyer aus. Wir haben das große Glück, dass Weihnachten uns rettet. Gott wird Mensch und verspricht uns: „Ich bin bei dir, was auch kommen mag. Ich nehme alles in Kauf, auch den Tod. Ich will dir nahe sein. Dir bin ich geboren.“ 
Ein „ganz besonderes“ Weihnachten wünscht Ihnen
Celina Häs
Diakonin im Schuldienst 

 

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Wenn ich hoffe, dann hüpfe ich

Wie halte ich das durch? frage ich mich immer öfter, seit klar ist: Corona wird noch lange nicht vorbei sein. Was trägt mich durch diese herausfordernde Zeit? Wie kriege ich Boden unter die Füße? - Das sind Fragen nach der Hoffnung. 
Hoffnung kommt von „hüpfen“. Klingt lustig, ist aber wahr. Das Wort „hoffen“ hat seinen Ursprung in „hopen“, hopsen, hüpfen. Hoffen lernt man nicht durch Stillsitzen. Hoffen hat mit Bewegen zu tun. Wenn ich hoffe, dann hüpfe ich aus der Gegenwart hinaus in das, was noch nicht da ist, aber das gut sein wird.
Fulbert Steffensky formuliert das so: „ Die Hoffnung … ist eine wundervolle untreue Buchhalterin, die die Bilanzen fälscht und einen guten Ausgang des Lebens behauptet, wo dieser noch nicht abzusehen ist.“ (F. Steffensky, in: Der andere Advent, Verlag Andere Zeiten, Hamburg 2018/19)
Adventszeit ist Hoffnungszeit. Auch, ja gerade 2020. Hoffnung haben wir bitter nötig. In diesem Jahr habe ich mir vorgenommen, das Hoffen zu üben, jeden Tag ein bisschen mehr. Einfach so zu tun, als hoffte ich. Als glaubte ich Gottes Verheißung, die Welt zu retten und zu heilen. Und der Hoffnung zu erlauben, die Bilanzen zu fälschen. Wenn die Erfahrung sagt: Das geht nicht gut aus, zuzulassen, dass die Hoffnung behauptet: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Vielleicht hilft es mir beim Hoffnung-Üben ja, wenn ich immer mal wieder hüpfe. Einfach so.
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Daniela Hammelsbeck

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Und an jedem Tag wartet die Morgendämmerung

Gerade in dieser Zeit, in der sich unser Leben so sehr auf die Bewältigung und den Umgang mit der Pandemie konzentriert, ist es gut, einen Blick über den Tellerrand hinaus zu werfen. Dazu einige Zeilen von Pfarrer Moto-poh Alfred Esimai aus Kamerun: 

„Die Kirche ist zu Zeiten wie diesen noch stärker gefragt. Ihr liebevoller, fürsorglicher Dienst an allen sollte in Zeiten wie diesen auf ganz besondere Weise lebendig werden. Wir müssen Wege finden, wie wir inmitten unserer gegenwärtigen schwächenden Umstände weiterhin von der Liebe Gottes zur gesamten Schöpfung Zeugnis geben können. Als Christinnen und Christen weltweit schätzen wir die unbesiegbare Hoffnung, dass unser Gott gestern, heute und für immer derselbe ist. Dass an jedem Tag die Morgendämmerung auf uns wartet. Unser Glaube an Gott schützt uns nicht vor Prüfungen, sondern versichert uns, dass Gott selbst uns begleitet. Der Herr sagt auch in der gegenwärtigen Zeit der Not: „Siehe, ich bin alle Tage bei dir - bis ans Ende der Welt.“ (Matthäus 8,28). Möge der Herr mit dir sein, dich behalten und dich segnen. 

Den Kontakt nach Kamerun pflegt Pfarrer Eberhard Deusch, Landeskirchlicher Beauftragter Mission und Ökumene und Gemeindepfarrer in Umkirch. 

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Ist das gerecht?

Arbeiter werden morgens um 6.00 Uhr vom Weingutbesitzer angestellt und arbeiten von früh bis spät in den Reben, auch in der Mittagshitze. Die letzten Aushilfen werden um 17.00 Uhr angestellt, die Abendkühle weht durch‘s Land.
Am Abend bekommen alle den gleichen Lohn, ein Silberstück.
Ist das gerecht?
Gegen diese Gleichbehandlung protestieren, die den ganzen Tag gearbeitet haben: Das ist ungerecht.
Jesus aber hat dieses Gleichnis erzählt und meint: Gottes freie Entscheidung ist es, mehr zu geben, als verdient wurde. So bekommt jeder Arbeiter für seine Arbeit in den Reben mit einem Silberstück so viel, dass eine Familie einen Tag davon leben kann. Wäre es weniger, reichte es nicht zum Satt-Werden.
Was für eine Gerechtigkeit ist das?
Keine Gerechtigkeit nach Verdienst. Gottes Gerechtigkeit orientiert sich am dem, was zum Leben nötig ist – jetzt und in alle Ewigkeit.
Diese Gerechtigkeit fordert mich heraus: Mir steht nicht zu, zu bemessen, was andere Menschen bei Gott verdienen. Und manchmal mindestens genau so schwer: Gott will mich beschenken – ich brauche es.

Ihr Friedrich Geyer 

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So wie der Wind

... den niemand je sah...

so geht es los... das Lied...

zugerufen wurde mir dieses Lied bei einer Fortbildung zum Thema "Videos drehen"... 

also habe ich versucht, ins Bild zu setzen, was ich hörte... und je länger je mehr auch fühlte... 

viele Widerstände hatte ich zu überwinden...

... es ist nicht mein Musikgeschmack... so gar nicht...

mit jedem Bild - mit jedem Schnitt - mit jeder Wiederholung... veränderte sich das...

und nun werde ich es nicht mehr los: das Kribbeln im Bauch - die Ahnung, was es heißt:

"Gott kommt mir nah - so wie der  Wind - ganz nah - unsichtbar!"

mir hilft das - gerade in diesen Zeiten...

es tröstet und stärkt mich...

darum gebe ich mein kleines Video hier weiter....

https://youtu.be/Jn0c5TOdaQE

Ihr

Dirk Boch

 

 

P.S. und ja, früher wollte ich mal Schlagersänger werden...

und ja: Ich hab erlebt, worum es in dem Liedchen geht!

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„Zwei mal drei macht vier widdewiddewitt und drei macht neune, wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt.“

Vor 75 Jahren wurde erstmals der Kinderbuchklassiker „Pipi Langstrumpf“ von Astrid Lindgren veröffentlicht. In einer Zeit erschienen, in der es eher ungewöhnlich war, dass Kinder nach dem „Lustprinzip“ leben und auf Regeln eher pfeifen. Aber offensichtlich hatte man erkannt, dass dieses „stärkste Mädchen der Welt“ das Herz auf dem rechten Fleck hat, ihren Freunden Selbstvertrauen vermittelt und für Menschlichkeit und Mut steht. 

Da werden die Diebe zwar zunächst auf den Schrank verbannt, aber zum Schluss feiert und isst man zusammen und Pipi schenkt ihnen zum Abschied jedem ein Goldstück. 

Ein Kinderbuch, das heute auch als Warnung für die sogenannten „Helikopter-Eltern“ stehen könnte (und da fasse ich mich mitunter an die eigene Nase;-)).

Die weise Astrid Lindgren hat diesem Mädchen jedenfalls einen wunderbaren Satz in den Mund gelegt: „Das habe ich noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Oder um es frei nach Psalm 18,30 zu sagen: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“

Und? Wann haben Sie in letzter Zeit etwas zum ersten Mal gemacht? (Ich bin zum ersten Mal mit Anhänger gefahren. Es hat geklappt! Und ja, genau unsere „Silberlilly“, der alte amerikanische Wohnwagen ist da – aber das ist eine andere Geschichte...)

Heike Siepmann

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Altweibersommer

Altweibersommer in Deutschland: Schöne, warme Tage im September und frühen Oktober.

Altweibersommer? Tatsächlich hat die Bezeichnung nichts mit älteren Damen zu tun. Mit dem Begriff "weiben" wurde im Altdeutschen das Knüpfen von Spinnweben bezeichnet. Bei sonnigem Wetter kühlt es sich in den klaren Herbstnächten stark ab, so dass in den Morgenstunden durch den Tau die Spinnenweben deutlich zu erkennen sind. Die glänzenden Fäden glitzern im Licht wie langes, silbergraues Haar.

Mit dem Glauben geht es mir ähnlich. Eigentlich ist Gott ja immer da - eigentlich. Aber es braucht bestimmte Situationen, da erkenne ich, wie Gott seine Fäden in meinem Leben gesponnen hat.

Rainer Heimburger, Dekan

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Ein Lagerfeuer unter dem Wüstenhimmel

Impuls von Pfarrer Philipp van Oorschot, Kirchzarten

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Was haben wir nötig?

Wenn mich jemand fragen würde, was ich jetzt, im August 2020, am dringendsten brauche, liegt die Antwort auf der Hand. Sie fällt mir auch sofort ein. Urlaub. Abstand vom Gewohnten. Etwas anderes sehen und erleben. Andere Menschen, andere Länder, andere Sitten. Nach den doch recht anstrengenden Monaten, die hinter uns allen liegen, ist das verständlich. Auf andere Gedanken kommen. Keine Coronaverordnungen lesen. Keine Nachrichten sehen. Zu mir selbst finden. Oder: sich weitmöglichst ablenken lassen. Ich gebe es zu, dass in all meinen Gedanken der religiöse Kontext zunächst einmal keine Rolle spielt. Den muss mir ein Theologe aus dem vorletzten Jahrhundert in Erinnerung rufen. Der Däne Sören Kierkegaard (1813-1855). Er sagt: „Gott nötig haben, ist des Menschen höchste Vollkommenheit“.

Fein, denke ich. So wäre mir das jetzt - mitten im Sommer 2020 - nicht eingefallen. Habe ich Gott nötig? So wie das tägliche Brot, die Ärzte, stabile Gesundheit, gute Luft, treue Freude, Familie und meine Arbeit?

Ich weiß nur, dass Gott mich nicht nötig hat. Keinen Menschen vermutlich. Aber umgekehrt ist es doch so. Wer hat die Erde so gemacht, wie sie ist? Wer hat mir - ganz unverdient - das Lebens-Notwendigste als Geschenk gegeben? Wem verdanke ich meine Geisteskraft oder die immer wieder neu wachsende Zuversicht auf eine gute Zukunft? Mir selbst jedenfalls nicht. Mit meiner eigenen Vortrefflichkeit ist es nicht weit her. Natürlich habe ich Gott nötig. Zum Leben, zur Hoffnung, zu einem festen Glauben, der auch den todbringenden Mächten etwas entgegen setzen kann. Ob darin die Vollkommenheit liegt, von der Kierkegaard spricht, weiß ich nicht. Muss ich auch nicht, denn darüber wird irgendwann ein ganz anderer entscheiden. Gewiss ist mir, dass ich dann allerdings eines ganz sicher nötig habe: Gottes Barmherzigkeit.

Pfarrer Dr. Gernot Schulze-Wegener, Auggen

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Die Heilung des Blindgeborenen

Impuls von Pfarrerin Laura Artes, Bötzingen

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Sommer ist, was in deinem Kopf passiert

Sommerliche Urlaubsgedanken von Pfarrer Fritz Breisacher, Ehrenkirchen

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If it doesn’t challenge you, it doesn’t change you

Eigentlich wollte ich zu einem ganz anderen Thema einen Film drehen. Schön mit einem Bistro-Tisch im Garten, zwei Kameras mit verschiedenen Aufnahme-Perspektiven. Bisschen intellektuell halt - und dann kam irgendwie alles anders.

Auch hier gilt: If it doesn’t challenge you, it doesn’t change you ;)

Viele Grüße - und bleib behütet!
Dein Oli Zulauf
Bezirksjugendreferent

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Mein Herz ist voll: Wo ist ein Gott wie du?

"Sei gnädig! Jeder Mensch, dem Du begegnest, hat Verletzungen und innere Kämpfe, von denen Du nichts ahnst. Sei gnädig!" Diese Nachricht auf meinem Handy legt mich für kurz lahm. Ich bin auf dem Weg zu einem Gespräch. Heute rede ich Klartext! So geht es nicht weiter! Und dann: diese Nachricht - sei gnädig! Das nimmt mir den Wind aus den Segeln. Ich hatte mir meine Argumente schon so vielversprechend zu recht gelegt. Und nun diese Nachricht. Sie verändert alles.

Innere Kämpfe von denen ich nichts ahne? Ich weiss um meine inneren Kämpfe - die sind mitunter heftig. Davon ahnt vermutlich auch niemand etwas. Schon garnicht wer mit mir "ins Gericht" geht. Mir wird bewusst wie sehr ich aus der Gnade der Menschen um mich herum lebe. Und natürlich von seiner: Gott.

Im Buch Micha lese ich: "Wer ist ein Gott wie du, der die Sünde vergibt und die Missetaten seines Volkes verzeiht?" Bei ihm, Gott, fängt es an. Er vergibt uns - wie oft wohl schon? Da können und dürfen wir es nicht anders tun; zumindest ernsthaft bemühen müssen wir uns!

Der Sohn Gottes, Jesus, beschreibt sich selbst mit genau zwei Eigenschaften: "Ich bin gütig und von Herzen demütig!" Wie der Vater so also auch der Sohn? Naja, in jedem Fall sollten wir - seine Nachfolger*innen - dafür bekannt sein: Güte und Demut - mit uns selbst; und mit den anderen: "Denn wir ahnen nichts von ihren Verletzungen und inneren Kämpfen!"

Florian Böcher, Diakon in Ihringen am Kaiserstuhl
 

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Menschen(s)Kinder!

In den ersten christlichen Gemeinden, erzählt Lukas in der Apostelgeschichte, waren die Leute „ein Herz und eine Seele. Nicht ein Einziger betrachtete irgendetwas von dem, was ihm gehörte, als sein persönliches Eigentum; vielmehr teilten sie alles miteinander, was sie besaßen.“[1] Menschenskinder! Als ob sie eine große Familie wären ...! Nach menschlichen Maßstäben machbar war und ist das nicht. Deshalb wertet Lukas diese beeindruckende  Verbundenheit und ihre Folgen als Gottesgeschenk: „Die ganze Gemeinde erlebte Gottes Gnade in reichem Maß.“[2] Doch das bewahrte sie nicht vor Rissen im Fundament. Es menschelte schon immer mächtig auch unter Christenmenschen – wie könnte es anders sein.

Und so erzählt Lukas nur wenig später von Unregelmäßigkeiten bei der Verteilung der allen gemeinsamen Güter an die Bedürftigen: Die griechischstämmigen Leute bekommen weniger als die mit jüdischen Wurzeln![3]

Gruppenegoismen beginnen um sich greifen – und mit ihnen Entfremdung. Jetzt braucht es dringend eine gute Ordnung. Und so werden Diakone berufen, der Gemeinschaft zu dienen, indem sie das allen Gemeinsame unparteiisch und gerecht verwalten. 

Gerechtigkeit also tritt an die Stelle selbstloser Liebe, damit weiterhin alle zu ihrem Recht kommen; denn alle sind schließlich (Menschen-)Kinder Gottes. Ohne Ausnahme.  

Die gute und gerechte Ordnung anerkennt das Recht derer, die wir – aus welchen Gründen auch immer – aus dem Blick verlieren. Sie schafft relative Gleichheit unter den Bedingungen der bedrohten oder zerbrochenen Gemeinschaft. Und sie ist immer vorläufig und verbesserbar. 

Zum Kern unserer Berufung als Christenmenschen gehört es, empfindlich zu bleiben gegen jede Form von Ungerechtigkeit, mit unseren Möglichkeiten an der Verwirklichung von guten und gerechten Ordnungen mitzuwirken und dem Nächsten beizustehen, erst recht, wenn er/sie in Not ist. Die  Woche der Diakonie vom 27. Juni bis 5. Juli unter dem Motto „Menschen(s)kind“ erinnert uns kraftvoll an Berufung und Auftrag in der Spur Jesu.

Bei allem Einsatz für Gerechtigkeit wird uns unser Glaube davor bewahren, uns selbst maßlos zu überschätzen. Wir können Menschen nicht zu einem Herz und einer Seele machen – und brauchen es auch nicht. Aber Gott trauen wir es schon zu. Und so hoffen wir unverbesserlich, dass er das schaffen und schenken kann – einmal auch so, dass es kein Zurück mehr gibt. Menschenskinder! Dann ist Gott da, wo er schon immer hinwollte mit uns und unserer Welt. Dann ist das Reich Gottes da, das Jesus verkündet hat und um das wir im Vater unser immer wieder bitten. 

Pfarrer Rolf Kruse, Bad Krozingen

[1] Apg 4,32 NGÜ

[2] Apg 4,33b NGÜ

[3] vgl. Apg 6

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Pfingsten – Unser Beistand ist da!

Was wir an Pfingsten feiern, ist für den ein oder anderen schwer greifbar. Flammen, die vom Himmel kommen? Menschen, die plötzlich fremde Sprachen sprechen? Ein Gemeindewachstum von 12 auf 3000 innerhalb kürzester Zeit?

Eine schöne Erfahrung mit dem Heiligen Geist für die Leute damals. Aber was hat das mit uns heute zu tun?

Immer noch beeinträchtigt Corona unser Leben und unsere Sozialkontakte durchaus schmerzhaft. In dieser Zeit gelten die Worte Jesu auch für uns heute: „Ich will den Vater bitten und er wird euch einen Tröster geben, einen Beistand, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ (Joh 14,16).

Der Heilige Geist, der uns beisteht. Einer, der Halt gibt, der Trost spendet, der Mut zuspricht und uns mit Weisheit segnet. Auf diese Weise ist Gott bei uns. In unseren Herzen verankert. Vor ihm können wir im wahrsten Sinne des Wortes unsere Masken fallen lassen. Gerade in dieser Zeit, in der wir oft an unsere Grenzen kommen, hilft er uns das ein oder andere zu schaffen, woran wir selbst vielleicht nicht glauben können. Und dann stehen wir da - wie die Jünger damals - und sind erstaunt, was aus uns heraus passieren kann.

Aber auch Gemeinschaft herstellen ist eine Tätigkeit des Heiligen Geistes. Er lässt mich spüren: Ich bin nicht allein. Ich bin verbunden. Mit Gott, aber auch mit den Menschen um mich herum - auch dann, wenn ich nicht direkt mit ihnen in Kontakt sein kann. Ihn wirken lassen können wir auch, indem wir für jemanden beten, einkaufen gehen und Anteil nehmen an den Sorgen der anderen. Oder indem wir Abstand halten, Mundschutz tragen und uns solidarisch verhalten. In all dem steht uns der Heilige Geist bei und segnet uns:

„Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.“ (Römer 15:13)

Schöne Pfingsten und Geist-reiche Begegnungen wünscht Ihnen
Celina Häs, Gemeindediakonin im Schuldienst

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Händewaschen hilft!

30 Sekunden soll man die Hände waschen, damit alle Viren weg sind. Wer keine Stoppuhr stellen will, möge zwei Mal „Happy Birthday“ singen oder „Bruder Jakob“.

Im Internet habe ich noch eine weitere Idee gefunden: man könnte auch das Vaterunser beten. Das dauert – in mittlerem Tempo gesprochen – ebenso 30 Sekunden und ist wahrscheinlich mindestens so bekannt wie „Bruder Jakob“. Die Idee gefällt mir, und so hat das Vaterunser bei mir seit Wochen Hochkonjunktur. Ich bete es mehrfach am Tag. Vertraute Worte, die mich trotz Abstandsregeln mit Menschen in der ganzen Welt verbinden. Vertraute Worte, in die ich mich einfach hineinfallen lassen kann. 

Beten beruhigt. Wenn ich bete, vertraue ich mich einem anderen an und kann loslassen, was mich umtreibt. 

In diesen besonderen Zeiten schätze ich neu, was für ein Geschenk Jesus uns mit dem Vaterunser gemacht hat. Worte für ein Gespräch mit Gott, das niemals abreißt. Selbst wenn ich Gott nichts mehr zu sagen weiß, diese Worte halten das Gespräch in Gang. Auch am Waschbecken. „So sollt ihr beten“, sagt Jesus. So ist es recht. Mehr braucht es nicht. 

Händewaschen hilft – und mitsamt dem Vaterunser gewiss noch mehr!

Bleiben Sie behütet!
Ihre Daniela Hammelsbeck, Müllheim

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"Solidarität mit den Partnerkirchen"

Die ganze Welt ist betroffen von dieser Katastrophe. Unser tägliches Leben ist auf den Kopf gestellt. Angst und Unsicherheit auf der ganzen Linie.
Aber jedes Land scheint ganz damit beschäftigt zu sein, die eigenen Infektionszahlen niedrig zu halten, eigene Maßnahmen durchzuführen. Das ist ja sicher auch vordringlich. Da sind wir ja schon froh und dankbar, wenn wir miteinander solidarisch umgehen und jene Gruppen nicht aus dem Blick verlieren, die besonders hart betroffen sind.

Aber mitten in diese Situation, die uns voll und ganz fordert, erreicht uns auch der Hilferuf aus unseren Partnerkirchen. 

Die gemeldeten Infektionszahlen aus Afrika klingen harmlos. Aber wer wird in Kamerun, Nigeria, Südsudan, Indien schon getestet? Was besagen da Zahlen? Länder, in denen das Leben schon ohne Corona katastrophal ist: Länder, in denen der Staat zwar auch einen Shutdown anordnen kann, den Menschen aber keine Hilfen bietet. Wer nicht arbeiten kann, droht zu verhungern. Wer krank wird, hat kaum Behandlungsmöglichkeiten. Unser früherer Kollege Alfred Moto-poh schrieb neulich in einer WhatsApp: „Es bricht Panik aus!“ oder aus Nigeria die verzweifelte Frage: Was geschieht, wenn jetzt die Farmer nicht auf die Felder gehen, um anzupflanzen?“

Solidarität heißt auch, in dieser Krise nicht nur mich und meinen direkten Nachbarn zu sehen. Auch wenn Grenzen geschlossen sind, wenn keine Flüge stattfinden, christliche Solidarität hat den nahen und den fernen Nächsten im Blick.

Infos und Gebete aus unseren Partnerkirchen finden Sie unter https://www.ekiba.de/html/content/gemeinsam_gegen_covid_199195.html?evangelische-landeskirche-in-badet/spende

Aber auch die beiden Missionswerke, mit denen wir verbunden sind, informieren auf ihren Seiten und stellen ihre Hilfsprojekte vor.

www.ems-online.de oder auch www.mission-21.org

Pfarrer Eberhard Deusch,
Landeskirchlicher Beauftragter für Mission und Ökumene und Gemeindepfarrer in Umkirch

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... es ist eingebettet in die Osterzeit!

Er ist mit Menschen zusammen, die mit dem Corona-Virus infiziert sind. Wird mein Sohn angesteckt? Wo kann ich mich angesteckt haben?

Ich höre Nachrichten, die erschrecken, andere sollen beruhigen.

Was mich beschäftigt, was geschieht, ist eingebettet in die Osterzeit: Jesus Christus ist nicht bei den Toten zu finden, obwohl er gestorben und begraben war. Gott hat ihn auferweckt. In diesem Licht leben Sie. Mein Sohn und ich leben in diesem Osterlicht. Es bleibt rätselhaft, welche Wege Gott gegangen ist und welche Wege Gott für uns vorsieht.

Aber was auch geschieht, es ist eingebettet in die Osterzeit: Gott wendet an den dunkelsten Orten und in den dunkelsten Zeiten den Tod in Leben. Das radiert meine Sorgen nicht aus, aber ich kann ihnen etwas entgegenstellen: Jesus Christus ist die Auferstehung und das Leben. Viel haben wir von Gott zu erwarten – manchmal mutet er uns zu zu warten. Die Wartezeit können wir im Sinne Gottes nutzen: Dass wir Leben erhalten und fördern, sei es im Umgang mit dem Corona-Virus oder mit Geflüchteten, die auf der Suche nach einem menschenwürdigen Leben sind.

Gott behüte Sie und alle Menschen, wenn Sie gehen,
und Gott segne Sie und alle Menschen, wenn Sie zurückkehren,
jetzt und in Ewigkeit.

Pfarrer Friedrich Geyer, Stegen

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Füreinander beten...

Liebender Gott,

vielleicht drängender als sonst bitte ich Dich,

für die Menschen, die krank sind und im Sterben liegen – wenn möglich um Heilung – in jedem Fall um Trost und Begleitung.

für die Menschen, die sich um Erkrankte und Sterbende kümmern – um Kraft, Liebe und Schutz für ihr eigenes Leben.

für unsere Gesellschaft – um Zusammenhalt, Verantwortung und Einsicht in die je eigenen Möglichkeiten.

für die Menschen, die von der Angst überwältigt sind – um sich und um andere – um Beistand und Hoffnung.

für die Menschen, die einsam sind – um Menschen, die sie sehen.

für die Menschen, deren Existenz bedroht ist, die nicht wissen, wie es weiter gehen kann – um Hilfe, Ideen und Kraft.

für die Menschen, die große Verantwortung tragen - in Politik, Verwaltung und Wirtschaft – um Mut, den weiten Blick und Weisheit.

für die Menschen, die in Medizin und Wissenschaft nach Heilmitteln forschen – um Entdeckungen und langen Atem.

für unsere Welt – um Solidarität mit den Schwächsten und grenzüberschreitende Gemeinschaft.

Liebender Gott – du spürst mein Tasten und meine Sehnsucht nach Heilung, Veränderung und Normalität.

Berühre und stärke mein Herz und das der Menschen, die ich Dir ans Herz lege...

Umarme uns mit Deiner Güte und Nähe.

Berge uns in Deinem Frieden.

Amen.

 

 

Danke für Ihr Gebet!

Ihr
Dirk Boch

 

Weitere Impulse und Gedanken finden Sie auf dieser Homepage unter "AKTUELLES": https://ekbh.de/corona-gedanken-und-impulse

 

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Lassen Sie uns ABBA machen!

Ich habe eine Frage an Sie: Wie halten Sie es mit dem Gebet in öffentlichen Kontexten? Beispielsweise mit Jugendlichen oder dem Seniorenkreis? Genauer gefragt: Wie sprechen Sie Gott im Gebet an? Ich habe das lange Zeit sehr klassisch mit der Anrede „Herr“ gemacht. Bis mich meine Kollegin vorsichtig darauf hinwies, dass sich bei dieser Anrede doch sehr mein nordbadischer Akzent durchsetze und ich dann den „Häärrn“ anrufe. Seit dem verwende ich die Ansprache „Guter Gott“. Immer noch klassisch, aber nicht ganz so kurpfälzisch.

Und jetzt wird es etwas intimer. Wie beten Sie denn für sich, so ganz im Privaten? Und mir geht es jetzt nicht nur um die Ansprache Gottes, sondern um die Frage ganz generell, wie sie beim Gebet vorgehen? Haben Sie da eine Struktur? Bei mir ist es so: Wenn ich nach einem langen Tag endlich im Bett liege, möchte ich den Tag mit einem Gebet abschließen. Nur schwirren dann tausend Gedanken in meinem Kopf, ich bekomme sie einfach nicht geordnet und hänge dann plötzlich an der Frage, was ich morgen noch alles zu erledigen habe und irgendwann bleibt mir nur: „Sorry, Gott! Ich habe mich ablenken lassen. Du weisst, was ich brauche.“

Seit neuestem nutze ich „ABBA“. Nein, nicht die Band! Auf diese „Gebets-Methode“ hat mich Pastor Engel gebracht, ein junger Pastor der Nordkirche, der auf YouTube sehr aktiv ist, sozusagen ein „göttlicher Influenzer“. ABBA bezieht sich auf die Anrede, wie Jesus Gott angesprochen hat. Es bedeutet mehr als Vater. Ich kenne Menschen, die ihr Gebet mit „Papa“ beginnen. Ich finde es immer ein wenig befremdlich. Aber eigentlich drückt es genau das aus. Abba kann man am ehesten mit Papa übersetzen. Ein Papa ist ein liebender Vater, einer der zuhört, der eine innige, ehrliche Beziehung auf Augenhöhe mit seinen Kindern haben möchte - mit allem, was halt für einen Papa zum Leben dazugehört. Eigentlich eine angemessene Ansprache für Gott - auch wenn ich wie oben beschrieben eher der klassische Typ beim Gebet bin.

„ABBA“ als Eselsbrücke hilft mir meine Gedanken zu ordnen und meine Anliegen, mein Gebet so vor Gott zu bringen, dass ich den Tag gut abschließen kann.

Hier also eine kleine Anleitung, so wie ich es mache:

A - Anrufung: Hier nutze ich alle Begriffe und Namen, wie ich Gott ansprechen möchte. „Mein Gott, Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, du bist der, der immer war und immer sein wird, du bist der, der genügt, du bist El Schaddai.“

B - Bekennen: Hier bekenne ich alles, was heute nicht gut gelaufen ist, die Fehler, die ich gemacht habe und wem ich etwas schuldig geblieben bin.

B - Bedanken: Ich bedanke mich für alles, was mir heute Gutes widerfahren ist, was geklappt hat, für was ich eben dankbar bin - und ganz wichtig: Ich bedanke mich auch für das, was nicht gut lief (siehe 1. B). Denn es erdet mich und wenn ich die richtigen Konsequenzen aus meinen Fehlern ziehe, dann bringt mich das als Mensch weiter. Dafür danke ich Gott.

A - Anliegen: Ich bringe alles vor Gott, worum ich bitten möchte. Das wissen Sie selbst am Besten, worum Sie bitten möchten :). Natürlich darf man alles vor Gott bringen, aber ich achte darauf, dass es nicht zu „banal“ ist wie „bitte lass den Bus morgen pünktlich kommen oder den SC gewinnen“.

Probieren Sie es doch mal aus! Und wenn es Ihnen ähnlich wie mir geht - lassen Sie uns „Chaos im Kopf“ fasten, zumindest am Ende des Tages :)

Ihr Oliver Zulauf

 

 

Bild: Pixabay © pasja 1000

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Luther und Corona

Schon immer mussten Menschen mit Epidemien umgehen. In der Pestzeit 1527 erhielt Martin Luther die Frage aus Breslau: Ob man vor der grassierenden Krankheit fliehen oder bleiben und helfen solle? Er antwortete damals mit der Postille „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“.

Da ich heute morgen irgendwie etwas Zeit habe, habe ich die paar Seiten mal gelesen. - Das ganz „Büchlein“ kann man im Netz lesen (s.u.) Wer die WA zuhause hat, kann gerne mal wieder Latein schmökern. ;-)

Die Fragen sind anders als heute, klar. Aber manche Ähnlichkeit ist dann doch wieder verblüffend.
Hauptbild für Luther ist das „brennende Haus“. Hier hilft man doch mit und löscht, so gut man kann! Er argumentiert aber auch erstaunlich seelsorgerlich: Wer Angst hat und kein Amt vertreten muss, der könne fliehen ...

Eine zusammenfassende Applikation hab ich als Appetitmacher hier mal angefügt. Wer Zeit und Lust hat, kann ja selbst mehr lesen ...

Peter Boos, Pfarrer in Königschaffhausen

... Gebrauche die Arznei, nimm zu dir, was dir helfen kann, räuchere Haus, Hof und Gasse, meide auch Personen und Stätten, wo dein Nächster dich nicht braucht oder wieder gesund ist, und verhalte dich wie einer, der ein allgemeines Feuer dämpfen helfen wollte. Denn was ist die Pest anderes als ein Feuer, das nicht Holz und Stroh, sondern Leib und Leben auffrißt?

Und denke so: Wohlan, der Feind hat uns durch Gottes Zulassen Gift und tödliche Ansteckung hereingeschickt.

So will ich zu Gott bitten, daß er uns gnädig sei und es abwehre. Danach will ich auch räuchern, die Luftreinigen helfen, Arznei geben und nehmen, Orte und Personen meiden, wenn man mich nicht braucht, damit ich mich selbst nicht vernachlässige und dazu durch mich vielleicht viele andere vergiftet und angesteckt werden und ihnen so durch meine Nachlässigkeit eine Ursache des Todes entsteht. Will mich allerdings mein Gott haben, so wird er mich wohl finden; so habe ich doch getan, was er mir zu tun gegeben hat, und bin weder an meinem eigenen noch an anderer Leute Tod schuldig. Wenn aber mein Nächster mich braucht, will ich weder Orte noch Personen meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen, wie oben gesagt ist. Sieh, das ist ein rechter, gottfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn oder frech ist und auch Gott nicht versucht.

Martin Luther, Ob man vor dem Sterben fliehen möge (Martin Luther, Ausgewählte Schriften, Inselausgabe 1982, Bd.II, S.241f ; WA 23,338ff)

Auch online als PDF zu lesen: https://jochenteuffel.files.wordpress.com/2020/01/luther-ob-man-vor-dem-sterben-fliehen-moege-insel-1.pdf

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So viel Freude absagen

Großer Gott, 
so viel Freude 
absagen. 

So viele Pläne 
durchstreichen. 

So viel Unsicherheit 
aushalten 
in uns und um uns herum,

das tut weh. 

Lass uns 
nicht mutlos werden 
in den Zeiten des Verzichts.

Hilf uns, 
andere,  
neue Freude 
zu suchen 
und zu finden. 

Amen. 

Pfarrerin Eva Böhme, Sulzburg

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Einfach mal nichts tun!

„Man dient Gott auch durch Nichtstun, ja durch keine Sache mehr als durch Nichtstun. Deshalb nämlich hat Gott gewollt, dass vor anderen Dingen der Feiertag so streng gehalten werde. Siehe zu, dass Du dies nicht verachtest“, schreibt Martin Luther 1530 seinem Freund Philipp Melanchthon. 

Gutes Programm für die Fastenzeit: „Einfach mal nichts tun.“ Trag ich mir gleich in meinen Kalender ein. Sonntags sowieso. Aber vielleicht auch mal eine Stunde zwischendurch: Ich setz mich in die Frühlingssonne, freue mich am Leben und tue einfach nichts – und diene Gott. 

Nichtstun soll außerdem wahnsinnig gesund sein. Na dann! 

Dekan Rainer Heimburger

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Den Körper nicht vergessen ...

Und es geschah in der folgenden Zeit: Er wanderte von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn und auch einige Frauen ... Sie unterstützten Jesus und die Jünger mit ihrem Vermögen. (Lukas 8, 1-3)

Wären Jesus und seine Freunde allein unterwegs, würden sie wahrscheinlich vergessen etwas zu essen. Oder ihnen würde das Geld ausgehen. Aber sie sind nicht allein. Einige Frauen sind bei ihnen. Die Frauen kümmern sich um Jesu Bedürfnisse, weil er sie wie wir alle hat. Er muss essen, seine Zehennägel kürzen, seine Ohren sauber machen, aufstoßen und nachts schlafen. Niemand predigt über das Aufstoßen Jesu. Die Körperlichkeit Jesu steht selten im Mittelpunkt unseres Interesses. Was schade ist in dieser Welt, in der nur Wenige ihre körperlichen Bedürfnisse vollständig befriedigen können. Ein körperloser Jesus kann Verbrechen gegen den Körper nicht glaubhaft verurteilen. Ein bedürfnisloser Jesus bietet Menschen wenig, deren leidende Körper ständiger Pflege bedürfen. Das Zensieren von Angaben zu seinem Körper verstärkt die Scham, die viele Menschen über ihren eigenen Körper empfinden. Das Herunterspielen seiner körperlichen Bedürfnisse unterbewertet das körperliche Leben und überbewertet das geistige Leben. Wir haben kein rein spirituelles Leben. Wir leben in und mit unserem Körper. Die Frauen um Jesus verstehen das. Während sein Körper atmet, kümmern sie sich darum. Und wenn er stirbt, gehen sie mit Salben ans Grab.

Philipp van Oorschot, Kirchzarten. Mit Dank an Mary Luti für die Inspiration (https://www.ucc.org/daily_devotional_needy_jesus)

Image by Peggy und Marco Lachmann-Anke from Pixabay

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Die Peanuts ...

Kennen Sie Charles M. Schulz? 

Am 12. Februar ist sein 20. Todestag. Er ist Autor und Zeichner der bekannten Serie “Die Peanuts.“ Ich bin mit den heiteren, manchmal auch besinnlichen oder traurig wirkenden Personen rund um Charly Brown und der unverwechselbaren Lucy, die alles besser wusste, aufgewachsen. Schulz besaß die wunderbare Gabe, die Menschen zu erheitern und mit seinen Ansichten vom Leben, von Glück und Unglück, in zahllosen Episoden zum Nachdenken anzuregen. Niemals aufdringlich oder belehrend. Er selbst war von Depression geplagt und versuchte, seine  wechselhaften Stimmungen mit den Geschichten zu meistern.

„Glück“, schrieb er einmal, „ist nicht lustig.“ Aber natürlich auch nicht immer traurig. Lachen können ist eine Lebenshilfe. Humor kann helfen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, traurige Momente zu verarbeiten und anderen Menschen Freude zu schenken. Neidisch sein ist natürlich möglich und manchmal gibt’s auch gute Gründe dafür. Hilfreich ist es meistens aber nicht. Besser wird sein, mit einem Witz über peinliche oder unglückliche Situationen hinweg zu kommen, vor allem, wenn wir nicht ändern können, was schräg läuft. Die bevorstehende Fastnachtszeit gibt uns viele Gelegenheiten, es mit dem Humor auszuprobieren.

Pfr. Gernot Schulze-Wegener, Auggen

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Dein Glaube reicht - Gedanken zur Jahreslosung 2020

Mit leeren Händen und vollem Kopf
komme ich bei dir an.
Bist du nicht der, von dem man sagt,
dass er uns helfen kann?
Du sagst: alles ist möglich
denen die glauben.
Und ich frag: wie geht das -
dir ganz zu vertrauen?
Glaube und Zweifel wohnen beide in mir
und so ehrlich ich kann, ruf ich zu dir:

Ich glaube, hilf meinem Unglauben.
Ich traue auf dich und versuche zu laufen.

Komm, nimm mich an deine Hand.
Ich warte darauf, dass mich deine Hoffnung ergreift.
Jesus, komm, nimm mich an deine Hand.
Ich glaube, dass dein Glaube für uns beide reicht.

Mit müden Füßen und bebendem Herz
such ich den Weg zu dir.
Hab mich verrannt, finde nicht raus,
egal was ich probier.
Du sagst: die, die mich suchen,
werden mich finden.

Und ich frag warum seh ich nicht mehr als die Blinden?
Herr, öffne du meine Augen und bring mich aus meiner Unsicherheit,
denn ich glaube, hilf meinem Unglauben.
Ich traue auf dich und versuche zu laufen.

Komm, nimm mich an deine Hand.
Ich warte darauf, dass mich deine Hoffnung ergreift.
Jesus, komm, nimm mich an deine Hand.
Ich glaube, dass dein Glaube für uns beide reicht.

Mit diesen Gedanken zur Jahreslosung 2020 von Martin Mohns und Matthias Weida wünsche ich Ihnen ein gesegnetes neues Jahr!

Florian Böcher, Gemeindediakon in Ihringen am Kaiserstuhl

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Ohne Furcht!

Einer der wichtigsten Sätze aus der Weihnachtsgeschichte lautet: „Fürchtet euch nicht!“
Das klingt gut und ermutigend. Müssen wir uns denn fürchten? Müssen wir uns vor der Zukunft ängstigen?

In dem berühmten Kinofilm: Rendezvous mit Joe Black gibt es darauf eine anrührende Antwort. Der Tod, der in Gestalt eines smarten blonden jungen Mannes auf die Erde kommt (gespielt von Brad Pitt), soll einen gealterten sehr erfolgreichen und integren Geschäftsmann (gespielt von Antony Hopkins) abholen und ins Jenseits begleiten. In der Schlusszene fragt der Alte, bevor sie den Berg hinaufgehen und den Blicken der Zuschauer entschwinden:  “Muss ich mich fürchten?“ Darauf antwortet der Tod: “Männer wie du müssen sich nicht fürchten!“

Gern würde ich das Menschen sagen, die zu mir kommen und denen die Furcht ins Gesicht gezeichnet ist. “Bleib ruhig, es wird dir nichts Schlechtes geschehen. Ein Mensch wie du muss sich nicht fürchten!“

Ein Mensch wie du … das kommt mir oft in den Sinn. Man könnte auch sagen: Ein Mensch, der wie du Lebenskrisen meistert, der tapfer ist, und der mit Jesus Christus verbunden ist und in seinem Schutzraum lebt, muss sich nicht fürchten. Vor niemandem. Vor nichts. Weihnachten bietet dafür den Grund in der umfassenden Heilsgeschichte, in die Gott uns Menschen hineinzieht: “Euch ist der Heiland geboren!“. Das bedeutet, dass Gott menschliche Züge annimmt, die Furcht erlebt und aushält. Und schließlich überwindet.

Es gibt in unserem Leben Furcht, Angst, Schmerz und Tod. All dies gehört zu unserem Leben dazu und es hat keinen Wert, es zu leugnen. Aber die Macht über mein Leben haben diese Kräfte verloren. Ich hänge an Christus, er geht an meiner Seite und gewährt mit eine Hoffnung, die immer weiter reicht als mein Sehen und Verstehen. Deshalb feiern wir Weihnachten und lassen uns die himmlische Botschaft immer wieder sagen: “Fürchtet euch nicht!“ Und wir dürfen sie gerne weitersagen. Nicht nur zur Weihnachtszeit!

Pfarrer Dr. Gernot Schulze-Wegener, Auggen

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Alles auf Anfang?

Alle Jahre wieder: Advent. Zeit des Wartens. Der Erwartung. 

Alles richtig.
Aber: dieses Jahr nicht!

Alle warten.
Aber worauf?

Alles ist schon vollbracht: in der Krippe - am Kreuz.
Alles auf Anfang. Dieses Jahr nicht.

Adventskalender - mal umgekehrt: nicht warten und sich die Wartezeit versüßen -  sondern geben - abgeben für Menschen in Not. Nicht meine Idee - sondern eine facebook-Beute: "Im Dezember jeden Tag ein neues haltbares Produkt wie Honig, Müsli, Zucker, Teigwaren, Reis, Mehl, Öl, aber auch Hygieneartikel, in eine Kiste packen und dann einer bedürftigen Familie, Institution, etc. vorbeibringen. Freude bereiten mit wenig Aufwand/Kosten.///Eine Idee von Streetlife Wien"

Oder wie wär's damit: jeden Tag im Dezember einen Menschen beschenken ... überraschen ... Denn Weihnacht ist!!! ... seit 2000 Jahren: Gott als Mensch unter uns ... Wieder nicht meine Idee - sondern Gottes Idee.

Darum will ich nicht warten - kann es kaum erwarten - also los...

Dirk Boch, Pfarrer
Schuldekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Ewigkeitssonntag? Totensonntag?

Am 24. November haben Prediger*innen die Wahl: Ewigkeitssonntag (Matthäus 25) oder Totensonntag (Johannes 5)? Ich hab mich in diesem Jahr für Totensonntag entschieden. 

Ich werde sagen: Tod ist ein richtiger Mist! Selbst wenn er uns manchmal wie eine Erlösung vorkommt. Er kommt doch eigentlich immer zu früh. Niemand sagt doch: „Ich sterbe gern.“ 

Ich werde aber auch sagen: Okay, wir wissen nicht, was im Moment des Todes passiert. Aber wenn Gott der Schöpfer der Welt und die Quelle des Lebens und der Liebe ist, wenn das so ist, dann liegt doch die Vermutung nahe, dass das Leben und die Liebe nicht so einfach im Nichts endet, oder? 

Und dann ist da ja noch die Sache mit dem leeren Grab Jesu. Da kommst du doch ins Grübeln. Ob der Tod wirklich so endgültig ist? An Ostern springt eine Tür auf. Aber „Stopp!“. Davon hören wir dann am 12. April 2020.

Rainer Heimburger, Dekan

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„Aber ich bin noch nicht fertig!“

Vier Konfis basteln noch eilig; der Duft von Kleber liegt in der Luft und von Farbe. Es ist gar nicht so einfach, die eigenen Erfahrungen mit Gott auf einem Karton festzuhalten: ich sehe verwirbelte Farben, eine offene Türe, einen Weg vom Dunkel ins Licht, auch ein Kreuz und einen Regenbogen.

„Aber ich bin noch nicht fertig – da fehlt noch was!“ Unter Protest werden die noch unfertigen Kunstwerke vorgeführt. Und ja, sie sind nicht fertig: ich sehe weiße Flecken, Skizzen, Umrisse. Doch die Konfis können auch dem etwas abgewinnen: „Unser Bild von Gott ist halt noch nicht fertig.“ „Gott passt eh nicht auf ein Bild.“ „Da kann man dann später was ergänzen, was man jetzt noch nicht sieht.“

Eine tolle Erkenntnis, finde ich. Mein Bild von Gott braucht die Möglichkeit, größer zu werden, sich zu verändern, skizzenhaft zu bleiben, unfertig. „Aber ich bin noch nicht fertig, Gott, mit dir.“ Für mich klingt das nach einem Glaubensbekenntnis.

Pfarrer Philipp van Oorschot, Kirchzarten

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Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt

Es sind zwar noch fast zwei Jahre bis die weltweite Christenheit mit Teilnehmenden aus über 380 Mitgliedskirchen bei uns in Baden zu Gast sein wird.
Doch wir sind auf dem Weg dorthin. Diese Bewegung kommt in dem Motto der Vollversammlung, die seit Anfang des Jahres feststeht, zum Ausdruck.

Die Liebe Christi bewegt! Damit bringen wir gemeinsam zum Ausdruck, was das uns Bewegende ist, wenn wir uns in dieser Welt engagieren und uns für Frieden und Gerechtigkeit weltweit einsetzen. Bewegt von der Liebe Christi zu sein geht damit viel tiefer, als nur nach Gesetzen und Ordnungen zu rufen, so wichtig diese für unser Zusammenleben sind.
Das Motto zeigt auch auf, wohin sie uns bewegt. Sie bewegt uns zur Versöhnung und sie eint diese Welt. Unter diesem Leitgedanken erscheint all unser Bemühen um ein gelingendes und gerechtes Miteinander in diesem besonderen Licht der Liebe Christi. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen Pastor Dr. Olav Fykse Tveit sagt dazu: „Unsere Einheit mag unvollkommen sein, aber sie hat Dimensionen, deren Motor die Liebe Christi zu uns, zur ganzen Menschheit und zur ganzen Schöpfung ist.“ Damit stellt er sie auch in eine Linie mit dem, was die letzte Vollversammlung in Südkorea der Christenheit mitgegeben hat. „Es schafft außerdem eine gute Verbindung zum Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens als einem Bild, das die ökumenische Bewegung beschreibt.“

Es wäre schön, wenn wir in den beiden Jahren bis zur Vollversammlung dieses Motto bereits in unseren Gemeinden und in den vielfältigen ökumenischen Begegnungen zum Leuchten bringen würden.
Wir werden auch hier im Süden unserer Landeskirche Begegnungen mit den Gästen aus der ganzen Welt haben und ich wünsche uns, dass dies uns bereichert.

Pfarrer Eberhard Deusch, Landeskirchlicher Beauftragter für Mission und Ökumene und Gemeindepfarrer in Umkirch

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Unser Kastanienbaum

Jetzt hat es begonnen. Unser prächtiger Kastanienbaum verliert seine Blätter. In ein paar Wochen wird er kahl und schwarz dastehen – ein trauriger Anblick. Aber ich weiß: Jetzt im Herbst wird bereits kommendes Wachsen vorbereitet. Im Winter trägt der Baum dann den Frühling schon in sich.

So ein Baum ist für mich ein Symbol für den Weg Gottes mit uns Menschen und auch ein Symbol für die Hoffnung. Auch in uns Menschen ist so viel von Gott angelegt und will sich entfalten, will Ausdruck finden. Aber manchmal brauchen wir dazu auch eine schöpferische Pause, in der sich die Kräfte zurückziehen und sammeln, damit wir sie dann wieder neu entfalten können. 

So, wie Gott es dem Noah nach der großen Flut versprochen hat: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1.Mose 8,22).  Ich wage, darauf zu vertrauen, dass Gott mir Neues schenkt, auch und gerade dann, wenn die Zeiten trübe sind.

Rainer Heimburger, Dekan

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Wo dein Schatz ist ...

"Häuft keine Schätze auf der Erde an – wo Motten und Würmer sie fressen und wo Diebe einbrechen und sie stehlen. Sondern häuft euch Schätze im Himmel an – wo weder Motten noch Würmer sie fressen und wo keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“

„Kreissparkasse, Filiale Himmel. Mein Name ist Engel, was kann ich für Sie tun? - Haben sie ihre Kundennummer? Ach, Sie rufen das erste Mal an. Na, macht nichts. Nein, eine Kopie Ihrer Taufurkunde brauche ich nicht. Das geht hier alles ganz formlos. Also, wie kann ich Ihnen helfen?

Sparkonto, aha. Aha. Eine Einzahlung? Schätze sammeln im Himmel? Ja, da haben heute schon viele angerufen deshalb. Hat der Pastor denn keine Einzahlungsformulare verteilt? Kleiner Scherz, hihi. Die meisten fragen eher nach Krediten, via Stoßgebet. Haben Sie sicher auch schon genutzt. Das können Sie jetzt auch über Twitter – Ach, Sie haben keinen Computer. Also: wegen Ihres Sparbriefes. Zunächst eine Frage: Werden Sie verfolgt? Wir haben Sonderkonditionen für alle, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Steht in unseren Kreditbedingungen. Die kennen Sie sicher; bei Ihnen heißt das vermutlich Bergpredigt. – Ja. Also nicht verfolgt. Gut. Na dann. Wollen Sie eher regelmäßig sparen oder eine einmalige Einlage machen?

Einmalige Einlage geht als Versprechen, großes Indianerehrenwort und Gelübde. Gelübde bietet die beste Rendite, ist aber lebenslang bindend. – Ach, ins Kloster wollen Sie nicht. Nein, dann empfehle ich Ihnen die regelmäßigen Sparanlagen. Da haben wir andere Wange hinhalten, den Feind lieben, Almosen geben, beten, fasten, nachsichtig sein. Beziehungsaufgaben nennen wir das. – Na, Sie werden ja wissen, wie Sie mit den Menschen in ihrer Umgebung umgehen. Soll ich nochmal aufzählen: andere Wange hinhalten, den Feind lieben, Almosen geben, beten, fasten, nachsichtig sein. Das steht jedenfalls im Kleingedruckten, Sie wissen schon, der Bergpredigt. Unser Sachbearbeiter Matthäus hat sich da viel Mühe mit gemacht.

Wie viel Sie brauchen? Da ist jeder anders … Nein, das ist kein Eintrittsgeld und hier oben können Sie die Schätze auch nicht ausgeben. Ja, ich weiß. Der Irrtum ist verbreitet: Also, Sie sammeln das eher für sich. ... Was das bringt? Also mir persönlich wird immer mal erzählt, dass sich die Beziehungen zu den Nachbarn wohl verbessert haben, gerade durch das Modell: liebe deine Feinde. Sie können ja mal berichten. Wie ich höre, haben Sie da auch Diskussionen wegen dieser Hecke. Aber sagen Sie mir mal: raubt Ihnen die Hecke nicht den Schlaf oder Ihr Ärger? – Gut, ja, Entschuldigung, ich halt mich da raus.

Sie möchten also die regelmäßige Spareinlage mit garantiertem Mottenschutz und Wurm-Frei-Absicherung. In Ordnung, ist notiert.
Vielen Dank für Ihren Anruf.“

Philipp van Oorschot
Pfarrer in Kirchzarten

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Im Watt

Heftig bläst der Wind, es ist kühl und nass, der Sommer scheint heute zu pausieren – und doch stehen einige Menschen barfuß im Schlick des Wattenmeeres – mitten im August vor der Nordseeinsel Baltrum. Sie feiern Gottesdienst – vor einem Tisch, der ins Watt gestellt ist. Darauf ein Kreuz, ein Rosenstock, eine Bibel und eine Tischdecke, die schon ziemlich verzogen ist durch den Wind.

Eindrücklich, dieser Altar im Sandschlick. Er hat etwas Vorläufiges, Provisorisches. Rechtzeitig muss er abgebaut werden, wenn er nicht in den Fluten untergehen soll. Genauso wie auch wir zeitig ans Land zurückmüssen. Die Urgewalt des Meeres ist an diesem einfachen Tisch im Wattschlick ablesbar.

Das riesige Meer. Ein ewiges Kommen und Gehen. Und ich kleiner Mensch hier im Watt. Mein kleines Leben. Wenn ich sehe das Meer … deiner Finger Werk, Sterne, Sonne, Mond … was ist schon der Mensch, dass du seiner gedenkst – so ähnlich fragt ein alter Psalm (Psalm 8). Und er gibt selbst die Antwort: keine Sorge – Gott gedenkt ja seiner Menschen, Gott nimmt sich seiner Menschenkinder an, sie liegen ihm am Herzen.

Manchmal fühlt sich das Leben an wie ein tosendes Meer: rau, unbarmherzig, nicht zu beruhigen oder gar zu bezwingen. Mittendrin fühlt man sich hilflos ausgeliefert, hin- und hergetrieben, auf der Suche nach einem Halt. Da ist es dann gut, sich zu erinnern, dass Gott selbst es ist, der „all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz in Meeres Tiefen hin“ werfen kann (Evang. Gesangbuch 322, 5). 

Am Ende klappen die Leute den Tisch zusammen und tragen ihn aufs Land zurück. Nur kurze Zeit später überflutet das Wasser den Gottesdienstort wieder. 
Was bleibt, ist die tiefe Sehnsucht nach der Weite des Meeres:
Danach, immer wieder gerettet zu werden aus den Fluten und Stürmen des Lebens. Und zu spüren, dass wir in einen großen Zusammenhang gehören – zwischen Himmel und Meer.

Erich Fried formuliert das so:

Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer 
(Aus Erich Fried, Warngedichte, 1964)

Daniela Hammelsbeck, Müllheim

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Was sagt eigentlich die Bibel ...

... zum Thema "Urlaub"? Auf den ersten Blick nichts, denn die Idee "Urlaub" ist noch garnicht so alt. Den Luxus so viel Zeit und Geld zu haben, dass "man" Urlaub machen kann, gibt es noch nicht wirklich lange. Das Bedürfnis der Menschen nach Ruhe und Erholung aber natürlich schon. Und dazu haben wir Christen ja ein (hoffentlich) entspanntes Verhältnis - wenn doch Gott selbst nach Schöpfung dieser Welt einen Tag Ruhe brauchte.

Was sagt die Bibel denn nun so zum Thema "Ruhe und Entspannung"? Ich habe mal für Sie gestöbert...
 

"Halte den Sabbat, indem du ihn heiligst, wie der Herr, dein Gott, es befohlen hat. Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen. Der siebte Tag aber ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott. An diesem Tag darf kein Angehöriger deines Hauses irgendeine Arbeit verrichten. Das gilt für dich, deine Söhne und Töchter, deine Sklaven und Sklavinnen, deinen Ochsen, deinen Esel und dein übriges Vieh sowie für alle Fremden, die bei dir wohnen. Alle deine Sklaven und Sklavinnen sollen ausruhen, so wie auch du ausruhst." 5. Mose 5, 12-14
 

"Und deshalb spricht der Herr auch: »Bleibt stehen! Schaut euch um! Erkundigt euch nach den Wegen, auf denen eure Vorfahren gegangen sind, und prüft, was der Weg ist, der mir gefällt! Auf dem sollt ihr gehen. Dann werdet ihr innerlich ruhig werden." Jeremia 6,16


"Nehmt mein Joch auf euch. Ich will euch lehren, denn ich bin demütig und freundlich, und eure Seele wird bei mir zur Ruhe kommen." Matthäus 11,29-30


"Wer in Gottes Ruhe hineingekommen ist, wird sich von seiner Arbeit ausruhen, so wie auch Gott nach der Erschaffung der Welt geruht hat. Deshalb wollen wir uns bemühen, in diese Ruhe hineinzukommen, um nicht wie sie durch den gleichen Ungehorsam vom Weg abzukommen." Hebräer 4,11


Vielleicht möchte einer dieser Verse für Sie ein Begleiter im Urlaub werden?


Ich wünsche Ihnen viel Freude und Gewinn beim Nachsinnen über Gottes Wort, Ihre Work-Life-Balance, Ihre Erwartungen an sich selbst und das Leben.


Ihr Florian Böcher, Gemeindediakon in Ihringen

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Ich sehe was, was du nicht siehst!

Ich sehe was, was du nicht siehst … Ein Spiel aus Kindertagen.

„Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist: blau!“
„Mein T-Shirt?“
„Nein!“
„Das Auto da?“
„Nein!“
„Jetzt weiß ich’s: der Himmel!“
„Ja genau.“

Auf langen Zug-, Bus- oder Autofahrten haben wir uns als Kinder mit diesem Spiel die Zeit vertrieben. Es trainiert das Scharfsehen und den Scharfsinn. Denn manches, was ich sehen kann, kann mein Spielpartner ja tatsächlich nicht sehen – jedenfalls nicht ohne Hilfsmittel: seine eigene Augenfarbe zum Beispiel. Oder die Sommersprossen auf seiner Nase. Die Zahnlücke zwischen den eigenen Zähnen oder die Ohren.

Ich sehe was, was du nicht siehst. Auch anderes kann ich sehen, was mein Gegenüber nicht sieht. Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die mit sich selbst wahnsinnig streng ins Gericht geht. Sie hadert mit ihrem Körpergewicht, ihrem Aussehen, ihrer Arbeit. Und manchmal, da möchte ich ihr am liebsten sagen: „Du, ich sehe was, was du nicht siehst. Wo du zu viele Kilos siehst, da sehe ich wunderbare Weiblichkeit. Und wo du dich zu groß findest, da sehe ich eine Frau, die man wahrnimmt, wenn sie den Raum betritt. Wo du dich kritisierst für all das, was du nicht kannst, da sehe ich all das, was du statt dessen kannst. Wo du dich selbst nicht leiden kannst, da sehe ich einen Menschen, der mir lieb und teuer ist. Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist: eine treue Freundin, die ich schätze und mag, so wie sie ist.“

Überlegen Sie doch mal: ob Sie Menschen in Ihrem Umfeld wissen, die von einer solchen Sehschule profitieren könnten? Vielleicht gehören Sie ja selbst dazu…?

Und raten Sie mal, wie Gott wohl auf uns schaut, auf mich und dich!

Ich sehe was, was du nicht siehst:
und das ist ein Kind Gottes, wunderbar gemacht.
Mit einem Lachen, das ansteckt,
mit einer Meinung, die aneckt,
aber zum Weiterdenken zwingt.
Mit Sommersprossen zum Niederknien,
mit Ideen, die andere mitziehen,
mit einem Zuhören, das stille Wasser zum Reden bringt.

Ich sehe was, was du nicht siehst:
und das ist deine gastfreundliche Art,
das ist Mut und Bescheidenheit,
das ist eine Umarmung ganz zart.
Das ist dein Lächeln, dein Verzeihen,
von dir kann man alles ausleihen,
bei dir findet meine Seele Ruh.
Du kannst Schweres leichter machen,
Begeisterung entfachen,
mit Zuversicht aufwachen,
über dich selbst lachen –

Ich sehe was, was du nicht siehst: und das bist du.

Wenn wir das einander immer wieder sagten: was wir sehen an Schönem, an Großartigem, an Liebenswertem! Wenn wir das immer wieder hörten: was an uns wunderbar ist – dann könnten wir vielleicht irgendwann aus ganzem Herzen einstimmen in den Jubelruf des Psalmdichters: „Ich danke dir, mein Gott, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke! Das erkennt meine Seele.“

Viele Grüße
Laura Artes, Pfarrerin

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Nein - keine Idylle!

Nur auf den ersten, flüchtigen Blick ... Der zweite Blick offenbart die vieltausendfachen menschlichen Tragödien, für die solche gekenterten Flüchtlingsboote stehen. Was wir nun schon im fünften Sommer diesbezüglich erleben, wird wohl vermutlich viele Menschen in eine deutlich mulmigere Stimmung versetzen, wenn sie ihren Urlaub am Mittelmeer verbringen.

Es ist zu einem der gefährlichsten Orte der Welt geworden. Was für die Urlauber ein Sehnsuchtsort ist, ist für unzählige Menschen eine letzte, lebensgefährliche Barriere auf ihrer Flucht aus Krieg und Terror oder aus aussichtslosen Lebenssituationen.

Bleiben wir menschlich, wenn wir diesen so bei uns gestrandeten Brüdern und Schwestern begegnen!

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Willkommen im Urlaub!

Endlich ist es soweit. Die Temperaturen laufen auch Hochtouren, die Sommerferien haben begonnen. Vielleicht wird es auch bei Ihnen etwas ruhiger, selbst wenn Sie arbeiten müssen. 

Urlaub, eine Zeit, auf die wir hin fiebern.
Urlaub, eine Zeit, in der wir Dinge planen, für die wir im Alltag nicht allzu viel Zeit finden. 

In all den Planungen kann es passieren, dass wir den Urlaub irgendwann als Stress empfinden, weil wir ihn so voll packen, dass er auch wirklich gut genutzt ist. Und dann könnten wir Urlaub vom Urlaub gebrauchen.

Jesus sagt im Matthäusevangelium: „Kommt alle her zu mir, dir ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11,28). 

Zu Gott kommen bedeutet auch ablassen von allem, was wir noch tun müssen und ablassen von allem, was wir noch tun wollen. Für kurze Zeit zählt nicht, was ich erlebe, was ich tue oder was ich sage. Es zählt einfach, DASS ICH BIN. 

Dem Gedanken entfliehen, dass ich nur gut bin, wenn ich leiste und erlebe. Auftanken in der Ruhe und Stille vor Gott. Neue Kraft bekommen für das, was mich erwartet.  

Ein paar Minuten am Tag.

Das wünsch ich Ihnen!
Ihre Celina Häs

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Urzeitkrebse ...

Erinnern Sie sich an die Urzeitkrebse? Ein Tütchen voll scheinbar getrocknetem ... (ja, was eigentlich?), was dann mit Wasser auf wundersame Weise tatsächlich kleine lebende Viecher entstehen ließ. Ein Gimmick des sogenannten „Yps-Heftes“, ein Comic-Magazin für Kinder, was von 1975 bis 2000 im deutschsprachigen Raum erschien.

Regelmäßig wurde das Taschengeld dafür ausgegeben, um die neuen Gimmicks zu erstehen: die Agentenserie (mit praktischem Fingerabdruckset), das Abenteuerequipment (legendär das Yps-Zelt – aus heutiger Sicht einfach ein unten offener großer Müllsack), Zauberequipment und Pupskissen. Immer war es irgendwie spannend und schon in meiner Phantasie dazu gedacht, meine Vorhaben noch mehr aufzuwerten. 

Was in den Heften stand und ob ich die Comics darin eigentlich je gelesen habe, kann ich heute nicht mehr sagen.

Was bleibt, ist die Marke und die Erinnerung an Abenteuer und Spaß.

Zurzeit führen wir Interviews mit Menschen zwischen 15 und 40, um zu hören, was sie für Bedürfnisse, Erwartungen und Bilder von Kirche haben und mit dem Ziel hoffentlich Angebote entwickeln zu können, die diesen Bedürfnissen entsprechen. 

Da gibt es viel ehrliche Kritik. Noch steht die Auswertung aus. Dennoch habe ich den Eindruck, dass sich gerade diese Zielgruppe oft nicht abgeholt fühlt. Das Format des sonntäglichen Gottesdienstes um 10 Uhr wird synonym mit Kirche und wenig attraktiv beschrieben. 

Wenn es eigenes kirchliches Engagement gibt, so werden Spaß, die Gemeinschaft, der Austausch über existentielle Themen und die Annahme der eigenen Person ohne Vorbehalte als attraktiv beschrieben. Wir haben also auch Gimmicks! Wäre schön, wenn wir es schaffen würden, auch unser „Heft“ für diese Zielgruppe attraktiver zu machen.

Ich bin gespannt, wo die Reise hin geht ...
Heike Siepmann, Bezirksjugendreferentin

 

Bild von Franklin Medina auf Pixabay
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Leben Nummer 2

Leblos hängt der rechte Arm in einer Schlinge. Nichts geht mehr so wie vorher. Sprechen, Heben, Anziehen, ganz alltägliche Dinge – er ist auf Hilfe angewiesen. Völlig aus heiterem Himmel kam der Schlaganfall, er ist erst Anfang 50. Tagelang hat er mit dem Leben gerungen, jetzt ist er stabil, aber es sind Schäden zurückgeblieben. Er wird nicht mehr arbeiten können, wahrscheinlich auch nicht im Haus bleiben, die vielen Treppen schafft er nicht mehr, Autofahren geht auch nicht mehr. Und dann dieser furchtbare Schwindel.

Einige Wochen war er so verzweifelt, dass er Schluss machen wollte, aber das kann er seiner Frau und den Kindern nicht antun. Inzwischen hat sich irgend etwas verändert, genau kann er es gar nicht sagen. Die tiefe Erschütterung, sie ist noch da, aber sie beherrscht nicht mehr jede Minute. Da ist noch etwas anderes in ihm – etwas, worüber er nur staunen kann. „Ich entdecke täglich Neues.“, erzählt er. „Dafür hatte ich früher keine Zeit in all dem Stress und der Hektik. Jetzt rieche ich den Wald, lausche morgens auf die Vögel, lasse mich vom Windhauch streicheln, trinke Farben, sehe die Gesichter der Menschen um mich herum – spüre mein Leben. In den letzten Jahren, ja Jahrzehnten habe ich das Leben aus den Augen verloren. Jetzt ist alles fremd und neu und wie verzaubert.“ Und dann sagt er: „Mein Leben Nummer 2!“.

Ist das nicht eine feinsinnige, aufwühlende Liebeserklärung an das Leben? Das mehr ist als Karriere und körperliche Unversehrtheit?

Manchmal ist es ein Zusammenbruch, der Menschen dazu bringt, „Leben Nummer 2“ zu ergreifen. Ich frage mich: Können wir nicht auch auf andere Weisen lernen, dass das Leben kostbar ist und jeder Moment ein Geschenk Gottes? „Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele.“ (Psalm 139, 14).

Ihre Daniela Hammelsbeck, Müllheim

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Aufgerichtet!

Petrus sagte zu dem Gelähmten beim Tempel: „Gold und Silber habe ich nicht; doch was ich habe, will ich dir geben. Im Namen von Jesus Christus aus Nazaret: Steh auf und geh umher!“ Und er fasste den Gelähmten bei der rechten Hand und half ihm auf ... Und der sprang vor Freude und dankte Gott mit lauter Stimme.(Apg 3,6ff)

Da sieht einer den anderen in seiner Not. Sieht ihn an. Wendet sich ihm zu im Namen Jesu. Reicht die Hand. Hilft auf. Und so kann dieser Mensch sich aufrichten. Kann sich wieder freuen - und hat Grund, Gott ausdrücklich zu danken.

Was Diakonie, der Dienst am Nächsten im Namen Jesu Christi, dem Wesen nach ist und wirkt - diese kleine Szene aus dem Neuen Testament führt es eindrücklich vor Augen und erinnert gleichzeitig daran, wozu jeder Christenmensch und die Kirche im Ganzen bleibend berufen ist. 

Noch eindrücklicher ist, sich vor Augen zu führen, wo überall und durch wen Vergleichbares unter dem Dach der Diakonie geschieht. Jeden Tag. Zehntausendfach. Da sieht eine die andere. Sieht sie an. Wendet sich ihr zu im Namen Jesu. Reicht die Hand. Hilft auf. Im Arbeitslosenprojekt und beim Treff für Menschen mit psychischer Erkrankung, in der Bahnhofsmission und in der Migrationsberatung, im Seniorenheim und in der KiTa, in der Sozialstation und in der Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung, in der Jugendhilfeeinrichtung und bei der Schwangerschaftskonfliktberatung. Mehrere zehntausend haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die Diakonie in Baden. Dass sie alle miteinander alltäglich segenreich Großes wirken – darauf verweist das Motto der diesjährigen Woche der Diakonie „Unerhört! Diese Alltagshelden.“ vom 29. Juni bis 7. Juli. 

Segensreich wird ganz gewiss auch das wieder sein, was wir an „Gold und Silber“ übrig haben für die Sammlung der Diakonie. Sie unterstützt dieses Jahr Projekte, die besonders die Begegnung zwischen Menschen fördern, Einsamkeit durchbrechen und die Chancen zu einem selbstbestimmten Leben verbessern. Auch durch sie werden Menschen sich aufrichten können, sich freuen und Gründe finden, Gott ausdrücklich zu danken. Wie gut!

Pfarrer Rolf Kruse

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Ich sehe dich!

Falls jetzt gerade jemand neben Ihnen sitzt, dann nehmen Sie sich doch kurz die Zeit, diesem Jemand tief in die Augen zu blicken, inne zu halten und „Hallo“ zu sagen. Falls Sie alleine diesen Impuls lesen, dann heben Sie sich diese kleine Übung für später auf. 

Ein kleiner aufrichtiger Blick genügt manchmal, um einen anderen glücklich zu machen oder auch ins Nachdenken zu bringen. Blicke haben Wirkung! Sie sind der Schlüssel zur Seele des anderen.

Auch Gott hat seine Wege, uns zu sagen: „Ich sehe dich!“. In der Bibel finden wir einige Geschichten davon. Eine davon ist die von Nathanael. Jesus beruft Philippus in seine Nachfolge, dieser geht zu seinem Freund Nathanael und sagt ihm: „Wir haben den gefunden, von dem die Propheten sprechen. Es ist Jesus, der Sohn Josef aus Nazareth.“ Nathanael ist kritisch: „Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?“. Bei Jesus angekommen fragt er ihn: „Woher kennst du mich?“ Jesus antwortete: „Bevor Philippus dich rief, sah ich dich unter dem Feigenbaum!“ (Johannes 1,43-51)

Einfach nur sehen, wahrnehmen, interessieren. Signalisieren: Du bist mir wichtig! Das ist das, was für Jesus in diesem Moment zählt. Und auch für Nathanael… Denn er verliert seine Skepsis und sagt zu Jesus: „Du bist der Sohn Gottes“. Jesus hat wohl eines seiner Grundbedürfnisse getroffen: gesehen zu werden - und verändert damit Nathanaels Leben. 

Sehen, wahrnehmen, zeigen: Du bist mir wichtig - zu verstehen geben: Ich sehe dich. 

Gott sieht auch Sie: In Ihren Kämpfen, in Ihrer Traurigkeit, in Ihrem Zweifeln, in Ihren Fragen. Er sieht Sie in Ihren schönen Momenten und in Ihren Freuden. Und er ruft Ihnen zu: Ich sehe dich, weil du mir wichtig bist. 

Manchmal braucht es aber auch kleine „Starthilfen“, diesen Gottes Blick zu sehen. Und wir können dazu beitragen. 

Deshalb - falls Sie es noch nicht getan haben: Drehen Sie sich Ihrem Nächsten zu und zeigen Sie ihm, dass er gesehen wird.  

Herzliche Grüße
Celina Häs

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Wonnemonat

Der Mai gehört dem Garten. Pflanzen, die Erde berühren, an Blüten riechen, Farben bestaunen, Gras in den Händen haben. Das alles ist Mai. Das Leben fühlen mit allen Sinnen. Egal, ob es kühl ist oder warm. 

An warmen Tagen sitze ich unter unserem Kirschbaum. Und tue nichts. Sehe den Wolken und Vögeln zu. Staune auch über Bienen, die jetzt schon damit beschäftigt sind, unsere Ernte vorzubereiten. 

Leben ist mehr als Machen. Leben ist auch mal nichts machen. Nur staunen, tief atmen, sich der Schöpfung überlassen. Und dabei zusehen, wie alles neu wird. 

Dann dauert es nicht mehr lange, und ich danke dem Schöpfer. Wir haben ja nichts selbst gemacht von dem, wovon wir leben. Natürlich säen und ernten wir. Das Gelingen aber haben wir dann nicht mehr in der Hand. Größe und Schönheit der Ernte hängen nicht von uns ab. Wir sorgen und mühen uns. Das ist gut. Aber was daraus wird, müssen wir abwarten. Und hoffen. Hoffen darauf, dass mehr Weisheit ist als unsere. Und jemand mehr Übersicht hat, als ich mit meinem meist doch schmalen Blick. Hoffen darauf, dass Gott wohl macht, was ich beginne. 

Rainer Heimburger
Dekan

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Arbeit

Arbeit ist das halbe Leben, das liegt halt bei uns so drin
Ordnung ist die andre Hälfte, nur mit Ordnung hat das Leben Sinn
Gehorsam dienen, Pflicht und Macht
Alles muss geregelt sein, wenn es geht auch Tag und Nacht
So nur kann der Staat gedeihen.“ (Arbeit ist das halbe Leben, Peter Maffay)

So singen die Ameisen im Kindermusical „Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“ von Peter Maffay. Während die Ameisen vom Arbeitsrhythmus musikalisch angetrieben werden, erklären sie Tabaluga, wie der Staat und die Gemeinschaft bei ihnen funktioniert – nur durch Arbeit und Ordnung. 

Deutschland - laut der aktuellen Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes liegt die „durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Voll- und Teilzeiterwerbstätigen zusammengenommen [bei] 35 Stunden“1. In einer Woche haben wir 168 Stunden Lebenszeit zur Verfügung, damit verbringen wir ganz grob formuliert zwischen einem Viertel und einem Fünftel Lebenszeit bei der Arbeit. Ohne Feiertage und Urlaub einzurechnen. 

Auch wenn es statistisch zunächst nicht so wirkt, so ist doch unser Alltag vereinnahmt durch unsere Arbeit. Die Suche nach Arbeit oder das Finden des richtigen Ausbildungsplatzes, Studiums oder Arbeitsplatzes kann das natürlich auch umfassen. Arbeit kann uns Sorgen bereiten, Stress verursachen, gesundheitlich einschränken - in die Arbeitssucht oder zum Burnout führen. Aber Arbeit strukturiert auch unseren Tag, gibt uns einen Status, eine Aufgabe, die uns mit Sinn erfüllen kann, ermöglicht uns Finanzielles. Arbeit ist ein Teil unseres Lebens und gehört dazu. Aber alles im Leben hat seine Zeit. Gott schenkt uns diese Zeit. Und vielleicht kann ein lästiger Arbeitstag dadurch versüßt werden, wenn ich diesen Tag Gott, dem Schöpfer, widme und mich daran erinnere, dass auch er am siebten Tage geruht, aber eben auch 6 Tage gearbeitet hat.  

Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Prediger 3,12f. 

1 (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2019/PD19_18_p002.html, Stand: 30.4.2019).

Herzliche Grüße
Medea Frey

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Frieden

Über Unfriede könnte ich seitenlang klagen, aber damit werde ich Gott und den Menschen nicht gerecht. Lieber lasse ich mich mitten im Jahr und mitten im Alltag von der Jahreslosung an der Hand nehmen lassen: Suche Frieden und jage ihm nach (Psalm 34,15).

An vielen Stellen gedeiht Frieden – oder um es biblisch auszudrücken: Schaut, wo Frieden und Gerechtigkeit sich küssen. Das fordert heraus, Beispiele von Frieden wahrzunehmen, anderen zu zeigen und für sich selbst zu übernehmen:

  • Schüler/innen demonstrieren freitags für den Frieden mit der Schöpfung und hinterfragen den großen Fleischkonsum.
  • Mein Sohn hat mir gezeigt, dass auf Mehltüten aufgedruckt ist, aus welchem Land das Mehl kommt, ob es also weite Transportwege zurückgelegt hat. Wo ich Bescheid weiß, kann ich regional kaufen.
  • Nachdem die Klassenarbeit schlecht ausgefallen ist, schreibt eine Freundin am Abend eine Whatsapp: „Es wird wieder besser“
  • Ein Mann ist zwar nicht völlig gesund geworden, aber er kann gut mit seiner Krankheit leben, weil er keine Höchstleistungen mehr von sich erwartet.
  • Eine Gemeinde hat die Kollekte für die Opfer der Flut in Mosambik erbeten und konnte mit über 500 € Leben retten.
  • Aus der „Erbfeindschaft“ mit Frankreich ist ein Miteinander geworden. Schulen praktizieren regelmäßig einen Schüleraustausch.

Regt Sie diese bunte, aber keineswegs vollständige Mischung an, es nachzutun und dem Frieden nachzujagen? Fallen Ihnen ganz andere Beispiele ein? Dann erzählen Sie sie bitte weiter. Denn diese Beispiele machen Mut zu eigenen Schritten zum Frieden. Die Friedenstifter beglückwünscht Jesus, wenn er in der Bergpredigt verspricht: Selig sind die Friedenstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Dass Sie mitten im Jahr im Alltag viele Formen von Frieden erleben und stiften, wünsche ich Ihnen.
Friedrich Geyer

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Losgehen

Eigentlich hätte mein Impuls hier schon am 1. April (kein Aprilscherz) stehen sollen.

Aber kennen Sie das? Keine Idee! Und da habe ich gedacht: die Andacht, die da stand (s.u. "Sei kein Träumer - Erlebe das Leben") war super – durfte gerne länger gelesen werden.

Heute aber eine Idee!

Wir waren unterwegs – ökumenisch – mit Kolleg*innen – auf dem Lebensweg am Kloster St. Ulrich – oberhalb von Bollschweil.

Landschaftlich großartig – ein faszinierendes Zusammenspiel von Kunst und Natur. 15 Stationen auf 3,8 km, die zur Besinnung einladen. Keine Antworten, außer denen, die man selber gibt oder im Gespräch miteinander findet – unterwegs...

Daher diesmal keine Andacht, sondern ein Tipp für die Karwoche: LOSGEHEN!

Herzlich

Ihr Dirk Boch, Schuldekan

 

P.S. Die Impulstexte gibt‘s auf dem Rathaus in Bollschweil oder an der Klosterpforte St. Ulrich!

Links zu homepage: https://www.lebensweg-st-ulrich.de/

 

 

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Sei kein Träumer - Erlebe das Leben

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten im Bildarchiv einer großen, bekannten Zeitung. Folgende Problematik liegt vor: Die Zeichen der Zeit machen auch an ihrer Zeitung keinen Halt. Die Druckauflagen sind zu teuer. Die Zukunft liegt im Online-Dienst. Nun soll die letzte gedruckte Ausgabe mit einem letzten Cover erscheinen. Das Bild erhalten Sie von einem Sensationsfotografen, der eigentlich immer auf der Jagd nach dem nächsten Foto, nie lange an einem Ort und auch telefonisch leider schlecht zu erreichen ist. Und jetzt kommt’s: Das Bild ist verloren gegangen und sie als „Archivar*in“ werden dafür verantwortlich gemacht und stehen kurz vor ihrem Rauswurf. Was würden Sie tun?

Genau das passiert Ben Stiller in einem meiner Lieblingsfilme: „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“. Walter, der Stubenhocker, der Langweiler, das Beta-Männchen trifft eine für ihn ungewöhnliche Entscheidung: Er begibt sich auf die Suche nach Sean, dem Fotografen und dem Bild für das Cover. Seine Reise führt ihn unter anderem nach Grönland und zu meiner Lieblingsszene des Films. Er kommt in eine Bar und er lernt einen Mann kennen, der Pilot ist und mit seinem Helikopter Schiffe anfliegt und sie mit Post, Ersatzteilen usw. versorgt. Dieser Pilot meint zu wissen, auf welchem Schiff Sean gerade ist. Und wie es der Zufall will, fliegt der Pilot genau dieses Schiff an und zwar gleich. Er fragt Walter, ob er mit will. Super, denken Sie? Eine Kleinigkeit habe ich vergessen: Der Pilot ist stockbesoffen, er hat sich Mut angetrunken, weil ein Sturm auf hoher See aufzieht. Die zentrale Frage ist nun: Geht die Reise für Walter hier weiter oder nicht?

Auch wir, meine Kirche und ich sind auf einer Reise. Vieles liegt hinter uns, viel Gutes haben wir geschafft. Nur, wie geht die Reise weiter? Was wird aus Liegenschaftsprojekten und Berufsbildprozessen? Vor Kurzem las ich in der Badischen Zeitung, dass im Jahr 2030 nur noch sechs Prozent der Katholiken ein gottesdienstliches Angebot nutzen werden. Wie wird es in meiner Kirche aussehen in elf Jahren?

Eines nehme ich vorweg: Walter lehnt das Angebot des Piloten zunächst dankend ab. Doch durch einen kleinen motivierenden Tagtraum springt er in letzter Sekunde an Bord des Helikopters - musikalisch untermalt mit David Bowie´s Space Oddity. Wahnsinn! Für Walter geht die Reise weiter …

Was werden wir als Kirche tun in den nächsten elf Jahren? Haben wir den Mut zu springen?

Apropos, wie sieht das Bild des letzten Covers aus? Ist es ein Einhorn, ein Bild von Bigfoot? Wenn Sie es erfahren möchten, springen Sie! Oder Sie schauen sich erstmal den Film an. Hier geht´s zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=sEigl7h8MsM

Mit den Worten David Bowie's grüße ich Sie herzlich: „Check ignition and may God’s love be with you!“

Ihr Oliver Zulauf
Bezirksjugendreferent

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Laufen

Sportschuhe an, raus aus der Bude und loslaufen. Die ersten zwei Kilometer sind noch locker. Dann wird der Atem kürzer. Also: Langsamer. Nicht gleich aufgeben. Geht doch. Läuft sich gar nicht so schlecht. Jetzt noch die Strecke bergauf. Das geht in die Beine. Jetzt nicht schlappmachen. Da die Aussichtsbank. Kurze Pause. Dann der Heimweg, locker. Macht richtig Spaß. Die Muskeln spüren. Den Kopf freikriegen. 

Jetzt im Frühling ist wieder Bewegung angesagt: Laufen, Joggen, Walken. Ausdauer entwickeln. Spüren: Das geht. Das tut gut. Ein Ziel haben – und ankommen, verschwitzt, aber glücklich. 

Laufen ist wie Glauben: Übung. Glauben heißt auch: Dranbleiben, Durchhalten. Manchmal müde werden und den Sinn nicht sehen, am liebsten stehen bleiben wollen. 

Glauben heißt aber auch: Weiterlaufen, neue Kraft gewinnen – wie durch ein Wunder. 
Den Kopf und die Seele frei bekommen und durchatmen. 

Glauben ist wie Laufen. Nur nicht ganz so sportlich. 

Viele Grüße,
Rainer Heimburger, Dekan

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Morgestraich

Mir ist kalt, trotz der vielen Menschen um mich herum. Langsam steigt die Kälte durch die Sohlen und die Wollsocken meine Beine herauf. Die ganze Stadt ist abgedunkelt, Schaufenster und Straßenlaternen ausgeschaltet. Zusammen mit tausenden Menschen stehe ich morgens um vier Uhr in der Basler Innenstadt. Und warte. Alle anderen warten auch, auf den Beginn des Basler Morgenstreichs, den großen Fastnachtsumzug. Irgendwann höre ich die ersten Töne, sehe eine Gruppe Pfeifer an mir vorbeimarschieren, sehe die beleuchteten Lampions und Wagen der einzelnen Musikvereine.

Kalt, dunkel, in Wartestellung – so fühlt sich der Februar an. Das Kirchenjahr feiert den soundsovielten Sonntag nach Epiphanias, Ferien sind keine in Sicht und auf Arbeit läuft alles seinen Gang.

Kalt, dunkel, in Wartestellung – auch die Natur fühlt sich so. Der Schnee ist fort, der Frühling noch nicht da und die Felder bieten dem Auge wenig Sehenswertes. Hin und wieder ein Vogel, eine Blüte. Lebendigkeit sieht anders aus.

Ich stapfe herum, vertreibe die Kälte aus den Gliedern. Die Musikkapellen ziehen durchs dunkle Basel und ich ziehe hinterher. Endlich hat das Warten ein Ende! Kostümiert und ausgelassen feiern die Basler ihren Morgenstreich, setzen dem Dunkel und der Kälte Lärm und Musik entgegen. Mit großem Schwung soll etwas Neues beginnen.

In der Gemeinde erlebe ich das anders. Auch hier warte ich. Doch statt des großen Radaus beginnt die Passionszeit; das Warten wird verlängert, ausgedehnt. Ich warte in Gesellschaft, nicht allein. Ich lerne, bewusst zu warten: Ungeduld gehört dazu und Vorfreude. Worauf warte ich denn? Fastnacht und Schützenfest; Frühling und Gartenarbeit; Karfreitag und Ostern. Auch Jesus wird gefragt: „Bist du es, von dem alle reden oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Er antwortet nicht mit Ja oder Nein, sondern mit der Aufforderung: „Berichtet, was ihr gesehen und gehört habt. Erzählt davon, was hier geschieht.“ „Dann“ – so lese ich zwischen den Zeilen – „werdet ihr entscheiden können, ob sich das Warten auf mich gelohnt hat.“

Eine gesegnete Wartezeit wünscht
Ihr Philipp van Oorschot, Pfarrer in Kirchzarten

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Vorausschauend leben

Als ich mich auf meine Führerscheinprüfung vorbereitet habe, gings ja vor allem um die Regeln der Straßenverkehrsordnung. Die lagen schriftlich vor und galten als unabänderlich. Daneben gab es aber auch ungeschriebene Gesetze beim Autofahren, z.B. immer beide Hände ans Steuer, den Verkehr hinter dir beobachten und natürlich: vorausschauend fahren. 

Das war vor 40 Jahren. Ich habe das beherzigt und konnte manche Gefahr bannen. Paulus tut das im Brief an die Römer auch. Vorausschauend leben. Vorausschauend glauben. „Die Leiden dieser Zeit fallen nicht ins Gewicht. Ihr werdet es sehen.“ Er sagt, dass die Welt, wie wir sie jetzt sehen und haben, nicht genug ist.  Hier nämlich erscheint er sehr oft rätselhaft und sehr weit weg. Leiden krümmen uns. Was Menschen Menschen antun, verschlägt uns die Sprache und ist schwer aushaltbar. Manchmal überhaupt nicht aushaltbar. Aber das irdische Leben ist nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere ist die Vision der göttlichen Herrlichkeit. Die kennen wir nur wenig oder gar nicht. Der Glaube sagt: Gott, der das Leben ermöglicht, wird es am Ende verwandeln in seine Herrlichkeit. Das ist keine Fantasterei, sondern fester Glaube. Es ist das Vertrauen, dass das Leid dieser Welt nicht Gottes einziges Wort ist. Wir wissen, dass jedes Leiden ein Ziel hat: Leben in Gottes Gegenwart. Mit diesem Glauben wird unser Leben heil.

„Ich bin überzeugt, dass die Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“(Römer 8,18) - Monatsspruch für Februar 2019

Dr. Gernot Schulze-Wegener
Pfarrer in Auggen

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Skispringen

Vierschanzentournee. Haben Sie die ein bisschen verfolgt? Ich finde Skispringen irre. Ich würde mich für kein Geld der Welt so eine Schanze runterstürzen.

Allerdings hat dieser Sport eine faszinierende Geschichte. Wussten Sie, dass die ersten Skispringer noch wild mit den Armen ruderten, um weiter zu kommen? Später streckten sie die Arme aus. Dann nahmen sie sie eng an den Körper. Und dann kam Anfang der 90er Jahre dieser verrückte Jan Boklöv mit seinen v-förmig gespreizten Skiern.

„Das sieht total dämlich aus“, schimpften die Weitenrichter – und gaben Boklöv ganz schlechte Haltungsnoten. Das machte dem Schweden aber nichts aus. Der flog nämlich aufgrund der besseren Aerodynamik viel viel weiter als alle anderen und gewann trotz Punktabzugs.

Und was nehmen wir für uns mit?

Wer große Sprünge machen will, muss manchmal seine Einstellung ändern – auch gegen Widerstände. Viele Menschen halten ja an Traditionen fest, obwohl sie mit neuen Ideen wesentlich weiter kämen. Die rudern irgendwie noch mit den Armen.

Auch wenn die Kirchen oft als Hort der Traditionen gelten, den Mut zur Veränderung kann man schon bei Jesus lernen. Der war nämlich immer bereit, Dinge zu verändern, wenn dadurch das Leben gefördert wurde.

In diesem Sinn für uns alle: Guten Sprung ins neue Jahr!

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Von Treuepunkten, Schnäppchen und - ach ja: Frieden!

Wie geht es Ihnen eingentlich mit der Jahreslosung 2019? "Suche Frieden und jage ihm nach!" heißt es im Psalm 34. Ich fühle mich mit diesem Auftrag etwas allein gelassen. Ich bin ein Mensch unserer Zeit. Meine Kompetenz im Bereich "Jagen" konzentriert sich auf Bonusmiles, Treuepunkte, Schnäppchen und Onlineangebote. So wirklich ambitioniert wird mein Jagdverhalten, wenn es um freies W-LAN oder einen Hotspot in der Nähe mit freiem Internet geht. Aber Frieden nachjagen? So gänzlich ohne Barcode-, Wifi- oder Onlinelösung? Ich brauche Hilfe!

Ich entscheide mich für die Problemlösestrategie unserer Zeit: Ich "google" das mal. Suchanfrage: "Frieden nachjagen". Schon jetzt weiss ich, dass diese Suchanfrage mir bei Facebook, Instagram und Amazon in den nächsten Wochen hartnäckig ausführliche Verbraucherinformationen und Schnäppchenangebote aus dem Bereich "Jagdausrüstung- und zubehör" samt einschlägiger Literatur und Bekleidungsangebote einbringen wird. Nun gut. Diese Kröte muss ich nun schlucken.

Nach einigem scrollen ein erster hilfreicher Hinweis einer Kollegin aus Eisenach: Dort haben verschiedene religiöse Gruppen ein Friedenspapier miteinander "errungen". "Errungen" gefällt mir schon viel besser als "Jagen". Unsere Sprache ist es ja oft, die den Unterschied macht. Hier denke ich jetzt gerade an "Gewaltfreie Kommunikation". Weniger "Du-Botschaften" und "gleichzeitig" statt "aber" wirken wahre Deeskalations - sprich: Friedenswunder! Sie wissen nicht was ich meine? Dann sind Sie jetzt dran mit "googeln".

Das könnte meine Strategie für 2019 sein. In Gesprächen, Besprechungen, Sitzungen einfach mal einfühlsamer kommunizieren. Daraus ergeben sich dann viele kleine Versuche Frieden zu stiften um dem einen großen Frieden näher zu kommen. Viele kleine Bonuspunkte - um zu meinem Bild vom Anfang zurück zu kehren - ergeben ja am Ende dann auch eine stattliche Prämie. Versuchen wir doch einfach um eine friedliche Sprache zu ringen. Das ist sicher ein guter Anfang!

Ein gesegnetes und friedvolles neues Jahr 2019 für Sie und Ihre Famile wünscht Ihnen,

Florian Böcher, Gemeindediakon in Staufen und Münstertal
Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald


Bild: Mit freundlicher Genehmigung von www.verlagambirnbach.de - Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

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Gebote der Gelassenheit I Frohe Weihnachten

Es ist unübersehbar, dass das große Fest am Ende des Jahres unmittelbar bevorsteht. Weihnachten. Für viele sind damit unzählige und schöne Kindheitserinnerungen verbunden, für andere eine anheimelnde Zeit, gerade wenn sie kleine Kinder oder Enkel haben. Für Geschäftsleute ist es das Fest, das die meisten Gewinne einbringt. Es ist keine Frage: Weihnachten, die Geburt von Jesus Christus, ist immer noch das zentrale kirchliche und gesellschaftliche Fest des Jahres. Alles läuft darauf zu. Die Vorbereitungen sind schon lange im Gang. In jedem Jahr stelle ich mir die Frage, wie ich ein wenig mehr Ruhe und Besinnung in diese im Ganzen sehr unbesinnliche Zeit bringen kann. Der Besuch eines Weihnachtsmarktes jedenfalls bringt keine Stille. Vielleicht sollte ich es mal mit Ohrstöpseln versuchen. „Stille to go“, heißt ein Projekt der Badischen Landeskirche.“Doof“, sagt dazu ein Journalist in der BZ. Hmm. Was kann ich also tun?

In jedem Fall möchte ich auf mich und meine Bedürfnisse horchen. Das Lied von Otto Abel-im evangelischen Gesangbuch Nr. 54: “Hört, der Engel helle Lieder..- gibt mir einen guten Hinweis. „Hört!“, lautet seine erste Aufforderung. Nicht: “Kauf!“ oder: “Macht dies und macht das… Nun aber schnell…“. Sondern: Innehalten und die Ohren spitzen. Hinhören. In sich hinein hören. Was brauche ich und was kann ich anderen geben, was sie benötigen? Wie entwickele ich mehr Gelassenheit in dieser aufgeregten Zeit?

Papst Johannes  XXIII. hat Gebote der Gelassenheit formuliert. Einige sind es wirklich wert, in unserer heutigen Zeit neu gehört zu werden:

1. Nur heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben. Ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

2. Nur heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten. Ich werde niemanden kritisieren.

3. Nur heute werde ich eine gute Tat vollbringen und niemandem davon erzählen.

4. Nur heute werde ich 30 Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen.

Ich wünsche Ihnen eine stimmungsvolle, gesegnete Weihnachtszeit und ein friedliches neues Jahr 2019!

Ihr Pfarrer Dr. Schulze-Wegener aus Auggen

 

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Mut des Herzens!

Wie verbreitet sich der Mut des Herzens?
Wie enteilt man der Raserei?
Und bring' ich Ruhe in die Bewegung?
Und steh' ich auf für ’ne weite Zeit?

Rund um den geweihten Abend
Zieht das Jahr Bilanz
Erlässt die Fehler
Und lehrt verzeih’n

Das Leben ist ein Seiltanz
Ein hauchzartes Porzellan
Versuchung und Unwägbarkeit
Doch der Funke glimmt
Für einen Aufbruch,
Der gegen alle Ströme schwimmt 

(Herbert Grönemeyer, Mut, 2018) 

 

Viele Fragen... 

aber wann - wenn nicht im Advent - ist es dran, sich diese(n) zu stellen?

Vielleicht kann Sie mein kleines Video zum Song anregen, zum Weiterfragen und Antwort finden.

Einen gesegneten Advent...

Ihr Dirk Boch
Schuldekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

 

P.S. Vielen Dank an Pixabay für die Bilder im Video!

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Heliumleben

Im November erinnern wir uns ja immer wieder an die Vergänglichkeit unseres Lebens. Vielleicht ist es mit unserem Leben ja so wie mit Helium? Hä, denken Sie jetzt? Helium? Wieso das denn?

Na ja - Helium kommt aus der Tiefe der Erde und verflüchtigt sich, sobald es zutage tritt. Für immer. Also, wenn Sie Ballons füllen und das Helium dann einatmen und lustige Mickymaus-Stimmen machen oder die Ballons bei einer Hochzeit zum Himmel steigen lassen, dann steigt das Helium anschließend in der Erdatmosphäre auf und verflüchtigt sich. Ist dann einfach weg.

Gutes Bild für unser Leben. Wir kommen auch irgendwie aus der Tiefe ans Licht. Ab da läuft die Uhr. Hoffentlich bringen wir die Leute immer mal wieder zum Lachen, nicht nur mit lustigen Stimmen, sondern machen sie glücklich, und hoffentlich auch mal uns selbst. Hochzeiten und andere Höhenflüge kommen auch vor – Gott sei Dank. Mit etwas Glück und Verstand sehen wir die Dinge mit wachsenden Jahren auch immer mehr im Überblick von oben.

Und irgendwann verflüchtigen wir uns mit unserem Heliumleben in die Unendlichkeit. Sind dann aber nicht weg. Nur anders hier. Bei Gott.

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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„Mit Christen auf der ganzen Welt befreundet“ (Unionsurkunde)

Dieser kurze und einfache Satz aus der Unionsurkunde bestimmt die Arbeit bei uns in der Abteilung ‚Mission und Ökumene’. Er macht deutlich, wie sehr die Beziehungen zu anderen Christen in der weltweiten Ökumene keine Nebensächlichkeit sind, sondern zum Kern unseres Glaubens gehören.  Unsere katholischen Geschwister haben es da etwas leichter. Sie sind Teil der Weltkirche. Es ist die eine heilige katholische Kirche ob in Afrika, Europa, Asien oder wo auch immer. Wir müssen dagegen mühsam die Beziehungen knüpfen und pflegen. Das ist auch für Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, nicht leicht. Zu welcher Kirche gehöre ich hier? Wo finde ich meinen Platz im Gefüge der vielen unterschiedlichen Kirchen? Gerade feiert der „Internationale Konvent christlicher Gemeinden“ bei uns in Baden sein 10-jähriges Bestehen.

Ich bin gespannt, wie sehr es unseren ökumenischen Horizont prägen und weiten wird, wenn im September 2021 die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen hier bei uns in Baden (Karlsruhe und Umfeld) stattfinden wird. 350 Mitgliedskirchen gehören zu diesem weltweiten Zusammenschluss. Es ist wahrlich ein bunter Strauß unterschiedlichster Glaubenstraditionen.
Zum Schluss möchte ich daran erinnern, dass drei Kirchen, mit denen wir besonders verbunden sind, gerade sehr schwierige Zeiten durchlaufen. Das ist zunächst und ganz aktuell die Presbyterianische Kirche in Kamerun, zu der ja unser Kirchenbezirk auch eine langjährige Partnerschaft unterhält. Die bürgerkriegsähnliche Gewalt hat sich in den vergangenen Monaten immer mehr zugespitzt. Sehr viele Menschen sind zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden, viele Tote sind bereits zu beklagen. Noch länger leidet die Kirche der Geschwister in Nordnigeria seit Jahren unter der Terrororganisation Boko Haram, die Angst und Schrecken verbreitet.


Und schließlich nun die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe auf der indonesischen Insel Sulawesi. Dort leben Christen als ganz kleine Minderheit. Etliche kleine Kirchen sind mit uns über die Evangelische Mission in Soldarität oder über Mission 21 in Basel verbunden.

Wer Näheres über diese Nöte erfahren will, kann dies auf den Webseiten von EMS, Basler Mission Deutscher Zweig oder Mission 21 finden.

Gerade in diesen Notzeiten ist die Solidarität mit den Geschwistern besonders wichtig. Im Gebet und in der praktischen Solidarität zeigt sich, wie tief unsere Freundschaft mit den Christen auf der ganzen Welt reicht.

Pfarrer Eberhard Deusch, Landeskirchlicher Beauftragter für Mission und Ökumene und Gemeindepfarrer in Umkirch

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Gott und Alltag

„Gott und Alltag - das hat doch nichts miteinander zu tun.“ Das sagen jedenfalls immer wieder Schüler und Schülerinnen zu mir. Hinter dieser Aussage stecken für mich zwei verschiedene Gedanken, denen ich hier nachgehen will.

Zum einen nehmen ich Gott im Besonderen wahr. Das Göttliche dringt weniger bei alltäglichen Situationen ins Bewusstsein, wie beim Geschirrspülen oder Laubfegen. Wir denken eher bei besonderen Situationen an Gott oder spüren ihn bei Gottesdiensten oder wie beim Konfi-Camp, wenn wir Gemeinschaft erleben und viel von Gott hören.

Zum anderen ist für mich aber auch die Frage danach verbunden, was Gott mit meinem Leben zu tun hat und wie sehr ich mich ihm verbunden fühle. In den Fürbitten beten wir gerade auch für Alltagssituationen: Wir beten für Gesundheit, ein gutes Miteinander, Frieden, Versöhnung, Trauernde, Freunde und vieles mehr, dass genau damit zu tun hat. Unser Alltag ist damit ganz gezielt gemeint. Und Jesus Christus spricht uns zu: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende! (Mt 28,20) Und nicht etwa: „Alle Tage außer in eurem Alltag“. Nein auch genau hier ist er bei uns.

Aber das fordert auch etwas von uns. Wir müssen uns dafür auch bereit machen. Paulus rät der Gemeinde in Rom:

„Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung. Es soll wie ein lebendiges und heiliges Opfer sein, das ihm gefällt. Das wäre für euch die vernünftige Art, Gott zu dienen. Und passt euch nicht dieser Zeit an. Gebraucht vielmehr euren Verstand in einer neuen Weise und lasst euch dadurch verwandeln. Dann könnt ihr beurteilen, was der Wille Gottes ist: Ob etwas gut ist, ob es Gott gefällt und ob es vollkommen ist.“ Röm 12,1+2

Dies soll uns als Leitlinie im Alltag dienen und nach Gottes Willen zu verhalten auch in ganz alltäglichen Situationen. Das kann bedeuten, beim Laub fegen an Gottes Schöpfung zu denken und ihm zu danken oder beim Geschirr abspülen dankbar zu sein, dass Gott uns versorgt. Wenn wir unser Leben so nach Gott ausrichten, wie Paulus es beschreibt, dann muss die Antwort auf die Frage der Schüler und Schülerinnen lauten: Gott hat unbedingt mit dem Alltag zu tun, und er freut sich, wenn er auch in deinem Alltag Platz findet!

Medea Frey, Gemeindediakonin in Müllheim

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Hörst du nicht die Glocken?

Wo eine Kirche steht, da läuten Glocken. Die Nachbarschaft findet das nicht immer schön. Aber es gehört dazu. Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz haben für 2018 die Kampagne „Hörst du nicht die Glocken?“ ausgerufen. Damit erinnern die Kirchen an ihr klingendes Kulturgut. Die Anfänge der Glocke liegen vermutlich in China vor 5000 Jahren, seit etwa 1300 Jahren werden Glocken im Christentum eingesetzt.

Traditionell läuten sie, um zum Gottesdienst zu rufen. Sie erklingen zu liturgischen Handlungen: zum Vaterunser, zur Wandlung (katholisch) oder zur Einsegnung der Konfirmand*innen. Vielerorts laden sie drei Mal am Tag zum Gebet ein. Der Stundenschlag geht ins Mittelalter zurück, als die Kirchturmuhr die einzige Möglichkeit war, die Uhrzeit zu erfahren.

Hörst du nicht die Glocken? Ich finde die Kampagne eine gute Sache, und seitdem ich davon weiß, achte ich viel mehr auf den Klang unserer Glocken und auf die an anderen Orten. Die Glocken läuten und machen mich aufmerksam. Sie laden mich ein, mein Tun regelmäßig zu unterbrechen. Dabei sind es ja keine zarten Angebote oder vorsichtigen Einladungen, sondern Glocken setzen sich durch, sind laut, läuten an gegen die anderen Geräusche der Welt. Sie rufen, sie wecken, sie mahnen, sie jubeln.

Was sie wollen? Sie wollen eine Verbindung für uns aufmachen. Sie erinnern uns beschäftigte Menschen an eine Dimension, die uns so leicht abhandenkommt. Wenn uns die Dinge zu wichtig werden. Manchmal ja sogar die allertrivialsten Sachen ungeheuerliche Größe bekommen. Dann funken die Glocken mit ihrem lauten Ton dazwischen. Weisen auf Großes hin, das die kleinen Sachen angenehm zurechtrückt und wieder schrumpfen lässt. Aber sie wollen nicht nur relativieren, sie wollen auch trösten, bergen, mein einzelnes Erleben in Gottes großem Ganzen einen Platz finden lassen. Sie wollen der Zuversicht Stimme geben, dass da in meinem Leben immer auch Gott am Werk ist. Ist es nicht großartig, dass die Kirchenglocken immer noch läuten?!

Ihre Daniela Hammelsbeck, Pfarrerin in Müllheim

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Ein (REISE-)SEGEN

Ein Segen, nicht nur für diejenigen, die in den Urlaub fahren:

Gott segne dich,
wenn du in aller Herrgottsfrühe aufstehst oder wenn du noch eine Runde liegen bleibst.
Er segne dein Aufbrechen, dein Unterwegs sein und dein Ankommen.
Er segne die Menschen, die dir begegnen, die dich begleiten und die du verlässt.
Gott schenke dir kühle Gedanken, wenn’s heiß hergeht,
erfrischende Begegnungen
und ein schattiges Plätzchen, an dem ihr gut reden könnt – über ihn und die Welt.
Er schenke dir Zeiten der Stille, in denen deine Sehnsucht Raum hat
und in denen du offen bist für sein Wort.
Er schenke dir Besonnenheit zu erkennen, wo andere dich brauchen
und er schenke dir den Mut und die Kraft dann auch zu handeln.
Und so segne dich Gott,
durch Jesus Christus, im Heiligen Geist.
Amen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne und erholsame Sommerzeit!

Ihr Florian Böcher, Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Gedanken

Wenn alle Klamotten in den Koffer passen;

Wenn das Auto aus allen Nähten platzt

Wenn sich der Stau aufgelöst hat 

Dann beginnt der Urlaub.

 

Wenn das Hotel-Frühstück besser ist als zuhause

Wenn die Sonnengarantie ihre Versprechen einlöst

Wenn die Kinder endlich mal ausschlafen (bis 8.30 Uhr!)

Wenn man zum Pool pendelt und nicht zur Arbeit

Wenn man vergisst, welcher Wochentag ist

Dann ist endlich Urlaub

 

Wenn die Sonnenbräune gleichmäßig ist

Wenn die Nachbarn sich für die Postkarte bedanken

Wenn die Kollegen über meine Fotos staunen

Dann war ich im Urlaub.

 

Wenn ich noch vier Monate durchhalte

Wenn ich noch drei Monate durchhalte

Wenn ich noch zwei Monate und drei Wochen durchhalte

Dann ist wieder Urlaub (wird auch höchste Zeit)

 

Wenn ich Pausen hätte, Zeit für mich hätte

Wenn nicht jeden Tag Alltag wäre

Dann hätte mein Kopf mal Urlaub, und meine Seele gleich mit.

Dann würde ich Kraft tanken, nicht nur im Urlaub

Sondern auch sonntags.

 

Wenn einer mal sagte: „Du brauchst das nicht allein zu schaffen.“

Dann würde ich länger durchhalten

Vielleicht nicht bis zum Urlaub, aber vielleicht bis Sonntag.

 

Wenn alle mal den Mund hielten

Wenn ich sogar das Handy ausschalte,

dann könnte ich selber ruhig werden

dann wäre es auch in mir mal ruhig

dann könnte ich die Worte nochmal hören

die Worte von letztem Sonntag: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Bei mir werdet ihr Ruhe finden.“

Wenn diese Worte etwas bedeuten, dann doch dies:

Da schenkt mir jemand Urlaub, mitten im Alltag.

 

Philipp van Oorschot, Pfarrer in Kirchzarten

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Dieser Tage läuft bei mir das Handy heiß...

... und mein Akku kratzt ständig an 0 %. Das hat aber nichts damit zu tun, dass der BND unbemerkt eine Spyware auf meinem Smartphone installiert hat - zumindest hoffe ich das…

Vielmehr hat es damit zu tun, dass ich in den letzten Tagen für insgesamt über 150 Jugendliche 44 Gruppen auf verschiedenen Messenger-Diensten installiert habe. Und die Jugendlichen stellen munter ihre Fragen und melden sich zurück. Und das zu Recht.

Warum? Es geht um die Baden Games. Vom 20.-22.07. machen sich Jugendliche aus ganz Baden auf den Weg, um Baden und die Welt zu retten. Dabei müssen sie mutig Aufgaben lösen, sich als Team finden und den Umstand aushalten, dass sie noch nicht wissen werden, wo sie ihre Reise hinführen wird. Dabei müssen sie sich auf ein Team von Bezirks- und Landesjugendreferenten in einer „geheimen Zentrale“ verlassen, die sie ständig mit neuen Informationen, Zielen und Aufgaben über ihr Handy versorgen. Die „Baden Games“ schlagen Wellen. Es gibt viele Befürworter bis in oberste Kirchenämter. Oberkirchenrat Prof. Dr. Schneider-Harprecht lässt es sich nicht nehmen, persönlich zu erscheinen. Das freut mich sehr. Ich stelle mir vor, wie er in diesen sommerlichen Nächten beim zu Bette gehen zufrieden in sein Kissen flüstert: „Hach, Baden Games - super Sache!“

Es gibt aber auch kritische Stimmen: Was ist genau das Christliche an diesem Projekt? Tatsächlich ertappe ich mich bei solchen Fragen immer wieder, wie ich innerlich die Augen verdrehe. Ich kann den Kritikern aber auch eine klare Antwort geben:

Wo sich Jugendliche aufmachen ins Ungewisse, bewusst als „Gemeinde auf Zeit“, wo Jugendliche mit T-Shirts und Bannern als Christ*innen erkennbar sind, wo ein Projekt nur umgesetzt werden kann, weil es viele Ehrenamtliche und Hauptberufliche gibt, die (fremden) Jugendlichen Schlafunterkünfte zur Verfügung stellen und sie mit Essen versorgen, wo man sich also traut, übergemeindlich zu denken, wo morgens und abends teilweise mit klassischen Elementen, aber auch neuen (Online-) Andachten gefeiert werden und das, wo eben nicht nur zwei oder drei in Christi Namen versammelt sind, wo ein Projekt in einen großen Jugendgottesdienst mündet, da sage ich: Das ist gelebtes Christentum, das Tradition und Moderne miteinander verbindet.

Ich bin stolz auf die vielen helfenden Hände und sage jetzt schon „Danke“ an alle, die dieses Projekt ermöglichen. Mit euren unterschiedlichen Gaben, Aufgaben und Fähigkeiten seid ihr wichtige Glieder am Leibe Christi! Übrigens: Aus unserem Bezirk nehmen Gruppen aus Ehrenkirchen, Müllheim und Bad Krozingen teil. Ich wünsche allen Gruppen viel Spaß und Gottes Segen auf ihrer Reise. Wir freuen uns, wenn Sie die Baden Games unter dem Hashtag #badengames verfolgen.

Oliver Zulauf, Bezirksjugendrefrent im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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"Der undankbare 4. Platz"

Am Samstag wird bei der WM in St. Petersburg um den dritten Platz gespielt. Belgien – England. Das kleine Finale.

Natürlich wird auch um den 4. Platz gespielt. Aber das sagt keiner. Und trotzdem ist es so. Wer gewinnt, wird Dritter. Wer verliert wird Vierter. Und das nennt man dann den „undankbaren 4. Platz“.

Übrigens: Wissen Sie noch wer vor 4 Jahren 3. oder 4. bei der WM wurde? Holland (!) schlug Brasilien im kleinen Finale 3:0.

Aber an den Dritten erinnert man sich kaum. Und schon gar nicht an den Vierten.

Schade eigentlich. Wenn man bedenkt, dass man sich ja erst einmal für eine solche Weltmeisterschaft qualifizieren muss, um überhaupt dabei zu sein. Das haben immerhin 32 Mannschaften geschafft.

Und dann gab es die Vorrunde, das Achtelfinale, das Viertelfinale, das Halbfinale. Und jetzt endlich - die beiden Endspiele. Und da soll es schlimm sein, wenn eine Mannschaft nur Vierter wird? Merkwürdig.

Auch bei den Olympischen Spielen ist das immer so. Weil es eben nur 3 Medaillen gibt. Und nur 3 Stufen auf dem Treppchen. Dabei ist die Zahl 4 doch so unverzichtbar.

Auch für den Fußball. Das Runde – heißt es - muss ins Eckige. Und das hat nun mal 4 Ecken. Der ganze Platz hat 4 Ecken, ist sozusagen ein Viereck.

Es gibt die vier Himmelsrichtungen, die 4 Räder und die 4 Jahreszeiten.

Die 4 ist sonst doch eine anständige Zahl. Eigentlich unverzichtbar. Und trotzdem will keiner gerne Vierter werden.

Ist doch klar. Ist doch menschlich. Aber nicht unbedingt göttlich. Denn Jesus hat einmal ganz bescheiden gesagt: „Wo 2 oder 3 in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Er ist also gerne Vierter.

Vier gewinnt eben doch auch. Wer am Samstag verliert, gewinnt trotzdem, gewinnt den 4. Platz.

Rainer Heimburger, Dekan des Kirchenbezirks Breisgau-Hochschwarzwald

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Abgeben

Natürlich verfolge ich die WM; auch nach dem Ausscheiden unserer Mannschaft. Und manchmal spreche ich auf einmal mit dem Fernseher. „Abgeben. Abgeben. Mensch, gib doch ab!" Abgeben. Das gehört zum guten Spiel. Wenn einer alles alleine machen will, dann läuft nichts, dann geht es schief.

Abgeben. Mensch, gib doch ab. - Ein toller Satz. Nicht nur beim Fußball. Sondern auch im Leben.

Abgeben: andere einbeziehen, seinen Part gut ausführen und dann abspielen. Den anderen auch etwas überlassen. Sie beteiligen am Spiel, eben: zusammenspielen.

Abgeben ‑ zusammenspielen ...

Das gilt nicht nur auf dem Fußballplatz und auf dem Spielfeld des Lebens, von Mensch zu Mensch. Ich glaube, das gilt auch im Zusammenspiel von Gott und seinen Menschen.

Abgeben. Mensch, gib doch ab.

Das klingt wie eine moderne Übertragung des altes Psalmverses: Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen.

Ich stelle mir vor, Gott steht manches Mal auf dem Spielfeld des Lebens und ruft mir zu: Abgeben! Mensch, gib doch ab!

Deine Fragen kannst du mir lassen und für deine Sorgen hab ich ein offenes Ohr.

Wenn du müde bist und keinen Mut mehr hast zum Weitergehen, dann schick ich Dir einen Engel so wie dem Elia, der brachte ihm, was seine Lebensgeister wieder wachrief.

Dann kann ich Kraft schöpfen und mich mit frischer Energie ins Spiel einbringen. Dabei will ich den Zuruf nicht überhören: Abgeben! Mensch, gib doch ab!

Rainer Heimburger, Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Breisgau-Hochschwarzwald

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Raum für Gutes

Eine alte Dame mit schlohweißem Haar sicher deutlich jenseits der 80 sitzt am Tisch, ihre Hörhilfe im Ohr, einen Pinsel in der rechten Hand. Das Bild auf der Leinwand vor ihr hat schon Gestalt angenommen. Aber wie geht´s jetzt weiter ...?

Über Eck am selben Tisches sitzt ein Mädchen, keine acht. Sie könnte gut und gerne die Urenkelin sein. Auch sie hat einen Pinsel in der Hand und malt gerade, während sie aufmerksam schaut, was ihre Mitmalerin tut. Sie malen zusammen – ein schönes Bild!

Wie gut, dass es einen solchen Raum der Begegnung über die Generationen hinweg gibt. Es ist ein Raum für Gutes.

Szenenwechsel.

Freude spricht aus den Gesichtern der Jugendlichen mit Handicap und der Frau um die 30. Sie sind sich nah, haben die Köpfe zusammensteckt dort unter leichten Decken und offensichtlich viel miteinander zu lachen.

Wie gut, dass es einen solchen Raum der Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Handicap gibt. Es ist ein Raum für Gutes.

Das ist das Motto der diesjährigen Woche der Diakonie: „Raum für Gutes“. Es begegnet auf dem Aktionsplakat über den beiden Bildern, die sich beliebig fortsetzen ließen mit denen aus der tagtäglichen Arbeit unter dem Dach unseres Diakonischen Werkes Breisgau-Hochschwarzwald.

Da tut sich in der Schwangerenkonfliktberatung ein Raum für Gutes auf, in dem hilfesuchende Frauen in Ruhe überlegen können, welche Wege aus der Krise herausführen. Da tut sich in der Begleitung psychisch kranker Menschen ein Raum für Gutes auf, in dem sie Wertschätzung und praktische Lebenshilfe erfahren. Da tut sich im Rahmen der Flüchtlingsarbeit ein Raum für Gutes auf, in dem Menschen mit Fluchterfahrung die so wichtige Begleitung und Beratung finden.

Ein Segen, dass Menschen durch die Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes Wertschätzung erfahren – in welcher (Not-)Lage auch immer -, aufatmen können und aufgerichtet werden. Das entspricht von jeher dem Wunsch und Willen Gottes. Der Mensch aus dem Volk Israel erinnert daran, wenn er betet: „Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum" (Ps 31,9).

Rolf Kruse, Pfarrer in Bad Krozingen und Bezirksdiakoniepfarrer im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Der Heilige Geist

Ich erinnere mich noch zu gut an die letzte Schulstunde vor den Ferien. Das Thema war Pfingsten und einige Kinder hörten die Pfingstgeschichte zum ersten Mal. Als ich mit erzählen fertig war, starrte ich in einige staunende Gesichter. „Was? Frau Häs? Wie kann das sein, das die nicht wissen, was sie sprechen???“.

Ja, wie kann das sein? Das ist nur eine von vielen Geschichten in der Bibel, die uns manchmal vor Herausforderungen stellt. Manchmal lesen wir Geschichten, in denen Dinge passieren, die für uns nicht logisch erscheinen. Und bei denen wir deshalb Schwierigkeiten haben zu glauben, dass es so passiert ist. Vor allem die Wissenschaft zeigt uns immer wieder auch Wege einer logischeren Erklärung für ein Geschehen.

Trotz aller Forschungen und Beweise frage ich mich dabei: Warum trauen wir Gott in seiner Trinität nicht zu, dass er manchmal Dinge tun kann, die unser Denken übersteigt?

Ich schaue skeptisch… und erinnere mich zurück an meine Schüler*innen.

Ich erinnere mich daran, dass ihre Gesichter nicht mit einer Skepsis erfüllt waren - sondern mit einer Begeisterung.

Be-geist-erung, das ist für mich ein Sinnbild für den Heiligen Geist.

Ich jedenfalls möchte mich wieder anstecken lassen. Anstecken von der Be-geist-erung, die der Heilige Geist in mir bewirken kann. Begeisterung und staunen für die vielen Geschichten in der Bibel. Und begeistern lassen von seiner Vielfalt, in der er mir heute noch persönlich begegnet: Tröster, Heiler, Ratgeber, Freudespender, Hoffnungssäer, Vertrauensgeber …

Oder eben einfach: Gott in mir!

Nun bleibt mir nur noch eines zu wünschen:

„Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.“ Röm. 15,13

Celina Häs, Gemeindediakonin in Umkirch und Bötzingen

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Nur nicht zu viel Angst!

„Wenn ich so richtig Angst habe, bringt das gar nichts, dass einer sagt: Hab keine Angst!“ – so ein Mädchen neulich in unserem Kindergottesdienst. Das gibt mir zu denken. Was bedeutet dann der Satz: „Fürchte dich nicht!“, der sich wie ein roter Faden durch die Bibel zieht? Bringt der was?

Vieles macht Angst: die Dunkelheit, das Warten auf eine Diagnose, der mögliche Verlust der Arbeitsstelle, die Sorge um die Lieben, Schmerzen, der Tod. Im Gespräch mit Jugendlichen wird mir bewusst, dass ihre Ängste in den letzten Jahren zunehmen: die Angst zu versagen angesichts von großem Leistungsdruck, die Angst vor Terror und Krieg. Hilft da ein „Hab keine Angst!“?

Mary Ward (1585-1645), englische Ordensgründerin, sagt: „Fürchte nur, zu viel Furcht zu haben!“. Also nicht einfach: Hab keine Angst - wirkliche Angst lässt sich eben nicht weg reden. Aber: Hab nicht zu viel Furcht! Denn wenn die Furcht mich gleichsam überrollt, dann werde ich blind. Wie das Kaninchen vor der Schlange starre ich nur auf das, wovor ich Angst habe, unfähig zu reagieren und mögliche Auswege zu sehen. Ein Übermaß an Angst blockiert.

Fürchte dich nicht! – heißt dann: Lass dich nicht beherrschen von deinen Ängsten. Du bist ihnen nicht vollends ausgeliefert. Du kannst wieder freier durchatmen. Und einen ersten Schritt heraustreten aus der Angst.

Pfingsten ermutigt dazu, „nicht zu viel Furcht zu haben“. Gefangen in ihrer Angst sitzen die Jünger*innen hinter verschlossenen Türen. Gottes Geist befreit sie aus diesem Gefängnis. Sie können nach draußen treten, die Angst ist handhabbar geworden. Fürchte dich nicht! „Fürchte nur, zu viel Furcht zu haben!“

Daniela Hammelsbeck, Pfarrerin in Müllheim

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Heute teile ich mal nicht ...

… das lustige Katzenvideo.

… Bilder von meinem Essen.

… meinen gesamten Alltag mit der Welt.

Teilen im Internet via Facebook, WhatsApp, Instagram, YouTube oder wo auch immer, ist das sozial? Es heißt doch immerhin Social Media.

Teilen gilt ja in unserer Gesellschaft allgemein als etwas Gutes. Man gibt von seinem eigenen etwas her – das macht mein beim Teilen im Internet auch. Man gibt Informationen weiter und stellt sie anderen zur Verfügung. Nach meinem Verständnis vom Teilen, so wie ich es in der Bibel lesen, sorgt es auch für mehr Gerechtigkeit. Wo geteilt wird, da können Wunder geschehen, so wie bei Fisch und Brot, wo von zwei Fischen und fünf Brote fünftausend Menschen satt werden (Markus 6,30-44).

Ich frage kritisch, macht das Teilen von Katzenvideos unsere Welt zu einem besseren Ort? Oder die zur Schaustellung perfekter Urlaubsbilder auf Instagram? Teilen im Internet kann natürlich auch nützlich sein, wenn beispielweise jemand vermisst wird und man diese Nachricht teilt und es sich so schneller verbreitet. Dann könnte es auch als Teilen im biblischen Sinne verstanden werden.

Dennoch habe ich für mich überlegt: In diesem Monat will ich einfach mal wieder andere Dinge teilen. Ich teile einfach meine gute Laune, Kleider, Essen, meinen Block und Stift, meinen Sitzplatz im Zug oder vielleicht auch mein Geld. Und was teilst du?

Medea Tenberg, Gemeindediakonin in Müllheim

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Zu spät für dieses Bild? Jetzt Kreuz, Dornenkrone, Nägel und … auf der Homepage des Bezirks

Leider ist es nicht zu spät für das Bild des Arma-Christi-Kreuzes. Zwar ist es fast zweitausend Jahre her, dass Jesus gequält und gekreuzigt wurde. Aber wie Jesus gequält wurde, wird bis in die Gegenwart wiederholt:

Mord an Menschen, die anders sind als erwartet; Mord und Verfolgung von Menschen, die Unrecht beim Namen nennen. Die Geißel steht für Folter. Der Hahn erinnert an Petrus und sein Versprechen: „Jesus, ich lasse dich nie im Stich“; als Mut erforderlich war, hat Petrus Jesus verleugnet. Noch ein Detail: Unten auf dem Gewand sind drei Würfel abgebildet: Die Soldaten haben an Jesus ihr blutiges Geschäft erledigt, dann würfeln sie, wer Jesu Gewand bekommt. Mitleid mit dem Sterbenden ist ihnen fremd. Ich schreibe diese Zeilen, als entschieden wurde, an Saudi-Arabien Militärboote zu liefern: Wirtschaftlich verlockend – todbringend für die Menschen im Jemen.

Aktuell ist und bleibt vor allem: All die Erinnerungen an Jesu Tod sind von einem Ei umgeben, von einem Osterei. Aus all der Quälerei, aus dem Grab hat Gott Jesus Christus auferweckt. Wie auch immer das Leben mit Füßen getreten wird, Gott lässt das Leben siegen. Auch wenn es für den Augenblick anders aussieht: Der Tod hat verloren, die Quäler und Mörder sind nicht die Sieger.

Gott ist ein Freund des Lebens, deshalb setzen sich Kirchen für das Leben ein: Krieg ist keine Option, so haben viele Gremien der Kirchen entschieden. Und Sie sind um Ihre Hilfe gebeten, damit Fachleute helfen durch die Diakonie und Brot-für-die-Welt.

Auch wenn Ostern Wochen zurückliegt, wünsche ich Ihnen, dass Sie die Perspektive von Ostern begleitet: Gott lässt das Leben siegen. Mit diesem Segenswunsch grüße ich Sie

Friedrich Geyer, Pfarrer in Stegen mit Buchenbach, St. Märgen, St. Peter

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Umparken im Kopf - oder: "Die Hummel fliegt"

Umparken im Kopf...

... eine Werbekampagne einer großen Autofirma und ein Bild für Ostern.

Umparken beginnt mit dem Ausparken:

  • Brich auf! Bleib nicht stehen! Das ist schon schwer genug, wenn der Tod uns ergreift. Schockstarre. Unbeweglichkeit.
  • Um Ausparken zu können, muss ich den Kopf drehen können – nach links und rechts, ja sogar zurück schauen können.
  • Wer ausparkt, muss wissen, wohin die Reise gehen soll. Sonst werde ich stehen bleiben. Wer weiß denn schon, ob ich nochmal einen Parkplatz finde...

Umparken im Kopf...

... ein Leben nach dem Tod - dem eigenen Tod - dem Tod eines geliebten Menschen?

Die Hummel – kann ein Bild für diese Hoffnung sein!

Schauen wir die Hummel an, dieses kleine, possierliche Tierchen! Die Hummel hat eine Flügelfläche von 0,7 Quadratzentimetern bei einem Gewicht von 1,2 Gramm. Nach den uns bekannten Gesetzen der Physik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis von Flügelfläche und Gewicht zu fliegen.

Die Hummel weiß nichts von den Gesetzen der Physik. Sie fliegt einfach, was jedermann sehen kann.

So ist es mit der Auferstehung. Sie kann gar nicht sein, und trotzdem gibt es sie: jetzt und dereinst. Dessen bin ich gewiss.

Ostern wird es, wenn wir für uns einen Weg sehen, wo es scheinbar nicht mehr weitergeht.

Wenn wir miteinander noch einmal von vorn beginnen können.

Wenn wir nach einer Zeit der Trauer oder Krankheit eines Morgens aufwachen und wieder Kraft und Lust auf den Tag verspüren.

Im Angesicht von Ostern dürfen wir ein wenig tapferer werden, österlicher, vielleicht sorgloser. Wir dürfen ein wenig tapferer werden, was die Trauer um unsere schon Verstorbenen und unsere Angst vor dem Tod betrifft.

Darum: frohe Ostern! Der Friede des auferstandenen Herrn sei mit euch! Traut eurem Glauben, traut euren Träumen!

Und vergesst nicht: die Hummel fliegt.

 

Dirk Boch, Schuldekan im Kirchenbezirk

- in Erinnerung an eine liebe, inzwischen gestorbene Kollegin. Ihr verdanke ich das Hoffnungsbild der „Hummel“. Sie schaut nun, worauf sie getraut hat. Gewiss.

 

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Disziplin: Fasten

Es ist Mittwochmorgen und der Beginn der fünften Fastenwoche. Auch ich habe mir vorgenommen zu verzichten: Auf Gummibärchen, Schokolade und Knabbersachen. Und was merke ich mal wieder in der Fastenzeit? Verzicht ist eine harte Disziplin! Auch Jesus hat gefastet. In der Wüste fastete er 40 Tage und 40 Nächte. Für Jesus war es sicherlich kein Spaziergang. Am Ende hatte er Hunger, unglaublichen Hunger. Aber warum? Warum fasten wir und warum hat Jesus gefastet? Ein Blick in die Bibel zeigt uns, dass Fasten mit dem Gebet in Verbindung gebracht wird. Wo gefastet wird, da wird auch gebetet. Mit Gott kommuniziert. Freude geteilt, Zweifel ausgesprochen, Sorgen gebracht; kurz gesagt: einfach die Herzensangelegenheiten an Gott weitergegeben.

Zurück zu Jesus. Wir lesen am Ende seiner Wüstenzeit von seiner Begegnung mit dem Teufel, der ihn dreimal versuchte. Doch Jesus blieb standhaft. Er widerstand bei jeder einzelnen Versuchung. Wie konnte er das tun? Ich denke, er zog seine Standhaftigkeit und Klarheit aus dem Gebet - aus der Beziehung zu Gott. Auch wenn er Hunger hatte, wurde eine andere Ebene von Hunger gestillt. Er wurde gestärkt für das, was auf ihn zukam. Für mich wird in dieser Geschichte deutlich, dass es kein Fasten ohne Gebet gibt – ohne den Kontakt zu Gott. Denn dann kann auch ich in dieser Zeit gestärkt werden – für meinen Alltag, aber auch für Zeiten, in denen es mal stürmisch wird. 

Und ich wünsche uns allen, dass wir diesen Verzicht in der Fastenzeit nicht nur als hart und schwer ansehen, sondern auch als Chance und als einen Gewinn, der uns im Leben bereichert.

Celina Häs, Gemeindediakonin in Umkirch und Bötzingen

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Nieder mit Tina!

Nein, ich meine nicht Tina Turner, die unverwüstliche Rockröhre („We don’t need another hero“). Die Tina, die ich meine, ist viel einflussreicher und zwar auf allen Gebieten des Lebens. Tina ist die Abkürzung von „There is no alternative. – Es gibt keine Alternative.“ „Klimawandel? – Müssen wir was tun, unbedingt! Aber Kohlekraftwerke abschalten? Dazu gibt es noch keine Alternative. – Gewalt, Kriege, Hunger, Ungerechtigkeit? Die gab’s doch schon immer.“

Aber Alternativen sind möglich. Jesus beginnt sein Wirken mit dem Ruf: „Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist herbeigekommen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) Die gute Nachricht beginnt mit dem Satz: „Es gibt einen anderen Weg. Umkehr ist möglich.“ Deshalb ist „Da kann man nichts machen“ ein gottloser Satz. „Als Einzelner kann ich sowieso nichts machen“. Mit diesem Satz schneide ich mich selbst von den Kraftquellen Gottes ab. Wo Jesus Christus ist, da ist die Welt veränderbar.

Und wie kann das praktisch aussehen? Unser Kleiderschrank quillt über. Zwei Milliarden praktisch ungetragene Kleidungsstücke schlummern in den Schränken der Deutschen. Damit könnte man drei volle Wäscheleinen bis zum Mond spannen! Und dabei wissen wir: Die meisten unserer Klamotten werden unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. „Kleiderfasten“ könnte ein Weg sein, mehr Übersicht in den Kleiderschrank zu bringen. Weniger kaufen und einen Teil des gesparten Geldes an „Brot für die Welt“ geben, oder damit Initiativen für eine gerechtere Textilproduktion unterstützen.

Ich glaube: Es gibt Alternativen.

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Ein leises Wort

Monatsspruch für Februar 2018:

„Es ist das Wort ganz nah bei dir, in deinem Mund und in deinem Herzen, dass du es tust.“

Ein leises Wort. Vorsichtig. Sanft. Dahingehaucht. So kann Gott sein. Nicht mit Härte oder Allmacht, heiligem Zorn oder Forderung. Eher milde, werbend, anrührend. So liegt er uns in den Ohren. Es ist nur die Frage, warum ich Gott so selten höre. Dabei ist er nahe mit dem, was er schenkt und erwartet. Sein Wort ist in den Zehn Geboten klar zum Ausdruck gebracht. Und in den vielen Details zur Lebensgestaltung, die dem Dekalog folgen. Vielleicht hören wir sein Wort nicht, weil wir selbst zu laut sind.

Das Zarte geht rasch verloren in einer Welt, in der immerzu geredet, geplappert oder auch gebrüllt wird. Flüstertöne sind rar. Das Zarte geht auch verloren, wenn die glatte Lüge zur Wahrheit erklärt wird. Wahre Worte werden verdreht in „alternative Fakten.“ Da sei Gott vor!, sagte man früher manchmal und meinte, dass Gott sich dazwischen werfe möge mit seinem wahren und lebensspendenden Wort. Das liegt in unseren Herzen, wie der Monatsspruch ausdrücklich sagt. Wenn wir das wollen und den eigenen Worten nicht zuviel Gewicht beimessen. Die vor uns liegende Fastenzeit mit dem Motto „Sieben Wochen ohne!“ bietet die Chance, einmal ganz bewusst auf seine Worte zu achten und selber all das laute Plappern zu vermeiden. Sieben Wochen ohne lautes Reden. Eine Bußübung, die für viele ein hartes Training sein könnte.

Gernot Schulze-Wegener, Pfarrer in Auggen

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Alles Gute zum Alltag

Eine kleine Melodie hab ich geschrieben,
schenk sie dir komm pack sie aus und
nimm sie mit ganz egal wohin du gehst,
sie geht mit dir.
Alles Gute zum Alltag!
Ich wünsch dir einen schönen Tag!
Alles Gute zum Alltag!
Ja mein Freund, ich wünsch dir was.
Nimm das Leben bei der Hand,
grab die Träume aus dem Sand!
Träume hellwach, Träume groß,
lass die Hoffnung niemals los.
Alles Gute zum Alltag!
Ich wünsch dir einen schönen Tag.
Alles Gute zum Alltag!
Ja mein Freund, ich wünsch dir was!

Manchmal kommt uns der Alltag ziemlich trist und langweilig vor, dabei sind es doch die kleinen Dinge im Leben, die unser Leben lebenswert machen. Es muss nicht jeden Tag etwas großes Geschehen um einen guten Tag zu haben. Viele kleine Nettigkeiten, ein Lächeln, ein einfaches Dankeschön, eine Umarmung sind meist besser, als ein großes Geschenk.

“Nimm das Leben bei der Hand grab die Träume aus dem Sand“, wie schon Samuel Harfst gesagt hat. Träume erreicht man durch Leben und deshalb sollten sie nicht verloren oder vergessen werden. Nimm deine Träume in den Alltag mit und lass sie Mitgestalten. Lasst eure Sorgen auch mal liegen und genießt was ihr habt. Schätzt den Moment, euren Alltag und Leben. Man kann die Zeit nicht zurück drehen aber das beste daraus machen. Lasst eure Hoffnung auf eure Träume nicht los. Genießt euren Alltag!

Vielleicht auch beim Konzert mit Samuel Harfst am 26. Januar in der Martin-Bucer-Kirche?

Judith Sudahl, Gemeindepraktikantin – Martin-Bucer-Gemeinde, Breisach

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Wasser? Och...

Eine ganze Zeit denke ich nun schon über die neue Jahreslosung nach: "Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst" (Offenbarung 21,6). Mit Wasser lockt man mich ehrlich gesagt nicht unbedingt hinter dem Ofen hervor. Ich glaube damit bin ich nicht allein. Zudem heißt es ja: "... Wasser umsonst." Umsonst. Was gibts heute schon noch umsonst? Leise Zweifel werden in mir wach. Ich ahne misstrauen angesichts dieses Versprechens. Ob es diese Jahreslosung einfach haben wird?

Wobei - lebendiges Wasser! Da spüre ich schon eine Sehnsucht in mir. Nach Lebendigkeit, nach Kraft, nach Optimismus und Stärke - angesichts des neuen Jahres 2018! Wir alle sind gespannt was kommt. Die weltpolitischen Entwicklungen geben ja auch Anlass dazu. Da ist Durst nach Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Demut und Mitgefühl... In meinem christlichen Glauben finde ich die "Quelle" dafür. Wenn wir Gott an die erste Stelle stellen, findet alles/jeder andere seinen Platz. Let's make God great again!

Florian Böcher, Gemeindediakon in Staufen und Münstertal

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Was ist für Sie das Wichtigste an Weihnachten?

„Weihnachten ist das Fest der Liebe Gottes zu den Menschen. Wir feiern, dass Gott Mensch wird, mitten in unserem Alltag, im Tunnel der Stadtbahn, in den Wärmestuben für Obdachlose wie in den Wohnzimmern an Heiligabend. Christi Geburt unterbricht die Arbeit der Hirten und führt sie zum Stall. Dort bei den einfachen Menschen zeigt sich Gottes Liebe. Sie lässt uns innehalten in unserem Alltag und schenkt uns eine Zeit der Besinnung. Sie gilt gerade auch jenen, die wenig Hoffnung haben, dass sich etwas ändern lässt. Sie stärkt den Lebensmut der Menschen, die daran zweifeln, dass sie etwas dazu beitragen können, dass die Liebe Gottes die Welt verändert. Gerade ihnen rufen die Engel zu: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!

An Weihnachten kommt Gottes Liebe in unsere Welt, verändert unser Leben und nimmt uns in die Verantwortung: Für die, die uns in unseren Familien besonders wichtig sind, und für die, die uns fern sind und uns trotzdem besonders brauchen. Für einen Frieden, der nicht den Sieg, sondern die Versöhnung mit den Feinden sucht. Für eine Gerechtigkeit, die nicht dem „wie du mir, so ich dir“ folgt, sondern für mehr Freundlichkeit, Barmherzigkeit und Solidarität, die eigenen Interessen zurückstellt. Für einen Umgang mit Gottes Schöpfung, der sie so bewahrt, dass sich auch noch unsere Enkel an ihr freuen können."

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Ja! Aber

So reden wir oft, nicht wahr? Zum Beispiel: „Ja, das hast Du gut gemacht, ABER Du hättest etwas schneller sein können.“ Es war also schon wieder nichts, hören wir! Im Gedächtnis oder Bauchgefühl bleibt das „ABER“ – nicht das „JA“.

Mein Vorschlag: Verzichten Sie bis Weihnachten auf das „ABER“ – und ersetzen Sie es durch das Wort „GLEICHZEITIG“. Meist meinen wir nämlich zwei gleichwertige Dinge, wenn wir „ABER“ sagen. Warum? „GLEICHZEITIG“ hebt die Zusage, das „JA“ nicht auf! Diese GLEICHZEITIGKEIT zeichnet unser Leben aus – auch im Vorschein des Weihnachtsfestes: Gott wird Mensch: JA und GLEICHZEITIG ist er Gott. Er ist arm und ohnmächtig – GLEICHZEITIG Retter und Herr. Er liebt mich – und GLEICHZEITIG spüre ich, dass ich im Lichte seines Lebens neu werden soll und kann. Im Advent bereiten wir uns darauf vor: JA und GLEICHZEITIG gilt uns das schon immer.

Einen gesegneten Advent wünscht Ihr Dirk Boch, Schuldekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald.

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Ein Gott der Lebendigen

Totensonntag oder Ewigkeitssonntag heißt der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Eigentlich sind die beiden Begriffe zwei Seiten einer Medaille. Beim „Totensonntag“ geht der Blick zurück. Wir denken an die, die gestorben sind. Den Ehemann, die Freundin, die Tochter. Sie waren uns lieb. Ihr Verlust schmerzt immer noch. Wir werden sie nicht vergessen.

Der „Ewigkeitssonntag“ versucht, diesem traurigen Tag einen Weitblick zu geben. Mit dem Tod ist zwar das irdische Leben zu Ende, aber nicht das Leben an sich. Das Leben geht weiter – in einer anderen Welt und in einer Weise, die wir uns nur schlecht vorstellen können. In seinen „Leichenreden“ erzählt der Dichter und Pfarrer Kurt Marti von einer Frau:

„wenn ich gestorben bin
hat sie gewünscht
preiset das leben
das hart ist und schön
preiset DEN
der ein gott von lebendigen ist“

Vom ewigen Leben, von dem wir uns nur schlecht Vorstellungen machen können, ist hier nicht die Rede. Stattdessen spricht Marti von den Erfahrungen, die wir immer wieder hier machen: vom sich Durchkämpfen, von schwierigen Zeiten, aber auch von erfahrener Liebe, interessanten Begegnungen und von schönen Sommerabenden.

Aber obwohl die Frau in dem Gedicht von Kurt Marti weiß, dass sie sterben muss, will sie nicht, dass die Trauer ihren Tod bestimmt. Sie hat in ihrem Leben Gott als Gott des Lebens erfahren. Deshalb hat sie Hoffnung über den Tod hinaus. Deshalb geht sie dem neuen jenseitigen Leben getröstet entgegen.

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Toller Rand? Oder tolerant?

Das Reformationsjubiläum ist begangen. Kontrovers wurde diskutiert über den Einfluss der Reformation in der heutigen Zeit. Was uns der gute Luther so alles heute noch sagen kann. Auch die negativen Auswirkungen der Reformation und des Menschen Martin Luthers kamen in diesem Jahr nicht zu kurz.

Um ehrlich zu sein, konnten mich viele der Predigten, die ich in diesem Jahr zum Thema Reformation gehört habe nicht überzeugen. Zu oft wurde versucht zu viel zu sagen. Die Folge war das alles Fragment geblieben ist. Ich hätte mir vieles etwas pointierter gewünscht und weniger allumfassend. Ich möchte an dieser Stelle, aber nicht nur kritisieren, sondern auch Impulse geben. Mich beschäftigt aktuell nicht nur in Verbindung mit der Reformation das Thema „Toleranz“. Auf der einen Seite ist Toleranz ein hohes Gut, denn sie gewährleistet, dass man Meinungen, Auffassungen und Einstellungen neben sich duldet, die nicht den eigenen entsprechen. Toleranz hat für mich aber auch immer Grenzen, die wenn sie überschritten werden meinen Widerspruch zur Folge haben.

Dieses Thema verdient mehr, als nur eine kurze Abhandlung auf einer kirchlichen Homepage. Deswegen möchte ich sie liebe Leserinnen und Leser dazu einladen, darüber nachzudenken, was Toleranz bedeutet. Und mehr noch möchte ich Sie bitten ihre Meinung auch kundzutun. Eine Möglichkeit dafür ist der nächste interaktive Gottesdienst „Heavenbreak“ aus Breisach mit dem Thema: „Toller Rand? Oder tolerant?“, den Sie live unter www.heavenbreak.de am 19. November um 17 Uhr mit ihrer Meinung mitgestalten können.

Oliver Münch, Gemeindediakon in Breisach

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Nun ist es bald soweit...

Der 31. Oktober steht vor der Tür. Zehn Jahre lang hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland an das Jubiläum angenähert. Viele sind vielleicht sogar froh, wenn es jetzt endlich vorbei ist. Aber was hat es uns gebracht? Mehr öffentliche Aufmerksamkeit? Gar Impulse für die Zukunft? Auch für die Ökumene? Oder geht es danach einfach weiter wie zuvor? Das kann noch niemand beantworten.

Aber wenn es nicht in die Zukunft reicht, dann es viel Energie in den Sand gesetzt worden. In Umkirch ist deshalb die Anregung aufgegriffen worden, 95 Umkircher Thesen zu formulieren. Sie werden im Monat des Reformationsjubiläums an verschiedenen Orten des Dorfes aushängen und so, hoffen wir, zum Dorfgespräch werden. Thesen zum Nachdenken, Innehalten, Krafttanken oder sich einfach inspirieren lassen, so die Einladung auf den Thesenplakat.

Deshalb einfach einige „Kostproben“: „Immer der Druck, sich verstellen und/oder lügen zu müssen, um besser dazustehen!" "Hier stehe ich, ich kann nicht anders!’ – Wo stehe ich wirklich? Wo stehst du?“ „Ist es wirklich so einfach? ‚allein Christus, allein aus Gnade, ..."

Pfarrer Eberhard Deusch, Umkirch

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Auch eine Gurke macht schon eine Ernte oder?

„Ob eine Gurke bei Ihnen auf dem Balkon wächst, das kann ich Ihnen nicht versprechen!“ So begann unser Frühjahr mit dem Einkauf der Jungpflanzen für den Balkon. Die Umstellung von Garten auf Balkon war gar nicht so einfach. Doch wir wollten das Experiment wagen, und nahmen eine Gurkenpflanze vom Verkäufer mit. Nun hieß es erst einmal Umtopfen, Düngen, den richtigen Platz auswählen, ein passendes Gestänge zum Entlanghangeln suchen und nicht zuletzt gießen, gießen, gießen. Sehr viel Zeit und Pflege haben wir in unsere Gurke, die Tomaten, Paprika, Kräuter und Gewürze gesteckt. Im Urlaub musste Vertretung gesucht werden, die sich auch gut um die Pflanzen kümmert. Es wurde nochmal richtig kalt, es wurde wieder super heiß. All diese Turbulenzen haben unsere Pflanzen gut überstanden. Und dann tatsächlich der erste Gurkentrieb. Er wurde größer und größer und schließlich zu einer leckeren Gurke. Unsere kleine Gurkenpflanze hatte es tatsächlich geschafft, wider Erwarten des Verkäufers und gegen unseren Zweifel. Für diese Ernte war ich wirklich dankbar! Immerhin habe ich die Gurke wachsen sehen und gepflegt.

Aber im Alltag vergesse ich oft, wer die ganze Arbeit geleistet hat für Obst und Gemüse, für alle Art der Lebensmittel, aber auch Kleidung und Spielwaren. Und selten bin ich so dankbar, wie bei der kleinen Gurke. Eher vergesse ich, welche Arbeit dahintersteckt. Eher bin ich froh über den günstigen Preis, als mir zu überlegen, wie es dazu kommt, dass ich hier im Supermarkt so wenig dafür zahle. Den Menschen die alltäglich diese Arbeit für uns leisten sei ein Dank ausgesprochen! Und auch Gott dem Schöpfer, der diese Wunder erschaffen hat, sei Dank! Vielleicht denke ich in Zukunft, wenn ich eine Gurke sehe, an die viele Arbeit und Pflege, die in ihr steckt und bin dankbar für das was ich habe.

Medea Tenberg, Gemeindediakonin in Müllheim

 

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Einfach dasitzen

"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“ schreibt Astrid Lindgren in ihren Tagebüchern. Eine gute Nach-den-Ferien-Devise, finde ich. Einfach dasitzen und vor sich hin schauen – können wir uns das leisten?

Der Alltag sieht anders aus. Zeitdruck, möglichst viel gleichzeitig tun, funktionieren, oft rastlos von Termin zu Termin hetzen. Manche von uns bewältigen ihr umfangreiches Pensum an Arbeit und Ehrenamt nur durch ein immer besseres Zeitmanagement. Die vielen Ratgeberbücher sollen uns dabei helfen.

Einfach dasitzen und vor sich hinschauen – können wir das überhaupt? Oder beschleicht uns unwillkürlich das Gefühl, eigentlich etwas tun zu sollen? Dabei übersehen wir leicht etwas ganz Wichtiges: Gott setzt unserem Leben einen Anfang und ein Ende. Dass meine Lebenszeit begrenzt ist, bedeutet Verzicht: ich kann nicht alles erreichen, aber – und das ist das Tolle: ich muss auch nicht alles erreichen. In den von Gott gesetzten Grenzen leben, das heißt verzichten, aber das ist eben auch wunderbar befreiend.

Einfach dasitzen und vor mich hinschauen – das habe ich mir vorgenommen für die Wochen, die sich jetzt nach den Ferien wieder so schnell füllen. Einfach dasitzen und vor mich hinschauen – immer mal wieder zwischendurch, egal was ist. Absichtslos und ungehetzt. Mich frei machen von Ansprüchen und Erwartungen. Den eigenen Körper spüren. Loslassen. Den Kopf leeren, das Herz leeren. In der eigenen Mitte sein. In Gottes Gegenwart. Das genügt.

Ihre Daniela Hammelsbeck, Pfarrerin in Müllheim

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Schick di!

Am 1. September sin’s no 10 Täg Schuelferie. Jetz aber schnell. Was mache mer no demit? Mir sin emol mit ere Fähri uf e Schottischi Insel gfahre. Vor is in de Schlange dütschi Urlauber, villicht so alt wie mir. Do seit eini: »Du, unse Bus isch scho uf de Fähri, gli als erschter. Er stoht uf de pole position.« Am liebschte het i als höfliche Alemann grieft: »Häbitte? Machet ihr Ferie oder sin ihr uf de Flucht - mit ere ganze Reisegsellschaft?« Un was sot do besser sie, wenn mer in de erschte Reihe stoht? Isch es Meer blauer, wenn mer’s als Erschte sieht? Oder schmeckt’s Ale besser, wenn mer alli andere abghängt het? Oder isch des e Befriedigung, wenn mer alli überholt het? Stellet euch emol vor was des gebti: De Erschti an der Ampel, der Erschit uf em Gipfel, de Erschti in de Baiz, der Erschti, wo Karriere macht? Guet? Aber s’ goht jo no witer: De Erschti mit em Herzinfarkt, de Erschti, wo in de Vorruestand gschickt wird un dann au dä, wo am Erschte stirbt? Hauptsach immer uf de »pole positon«? Gang mer furt.

Un dann sait Jesus emol: »Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein; und es sind Erste, die werden die Letzten sein« (Lk.13,20). Macht dä do am End au mit? Mängi läse selli Stell bim Lukas äso, as do de ganze Drängler endlich emol eins uf de Deckel ge wird. I weiss nit. Mir sin do die wichtig, wo suscht immer am End gsi sin, eweg dränglet die eine, die andere immer scho hilfloser as die Schnelle. Un dene am End sait er: »Passet uf, s’ chönnt sie, dass me euch füre bittet. Nit um alles uf de Chopf z’stelle, nai, damit jeder dä Platz überchunnt, wo de richtig für en isch.

« S’ muess nit emol vorne dra si. S’ muess nit alles schneller und »effizienter« goh, s’ längt, wenn öbbis in sim eigene, richtige Tempo goht. Also machet nit so wild. Machet öbbis eso, dass ihr und anderi öbbis dervo hennt. Keine muess sich allwil produziere vor de andere, wil mir bi unserem Gott alli unser richtiges Plätzli hän. Do chunnt’s nit uf d’ Gschwindigkeit an. Bis dass alli wieder afange z’schaffe, wünsch i euch - ja was? D’ Angelsachse hen dodefür e luschtige Usdruck, er heisst »Godspeed«. Nämmet euch die Zit un lueget emol, was des heisst (e chleine Tip: Mit Gschwindigkeit het des nüt zum due).

Eue Hellmuth Wolff us Hinterzarte

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Ferien

Überall sind die Menschen jetzt unterwegs, auf der Straße, den Autobahnen, mit dem Fahrrad, der Bahn, mit Flugzeug und Schiff. Eine seltsame Völkerwanderung, die der gewohnten Umgebung, dem Alltag zu entfliehen sucht. Urlaubszeit. Ferien.

Gibt es Ratschläge für diese schöne Zeit? Ich denke schon. Einer hat gemeint, man solle doch einfach einmal das Wort »Ferien« durchbuchstabieren. Eine gute Idee, fangen wir an:

Da ist als erstes der Buchstabe F. Woran denke ich da? - F, das ist: Fahren, Fliegen. In die Ferne, in fremde Länder. Freiheit, frei sein fällt mir ein. Auch Faulenzen, Feiern, Familienglück. Mancher denkt an Foto, an Filmen, Fußballspielen oder Fischengehen. Und sollen wir's nicht nennen, das Wort Freude? Und Fröhlichsein?

Dann E, woran denke ich bei E? An Erholung, Entspannung. An Erlebnisse, Eindrücke, neue Entdeckungen, Einfälle, Erfahrungen. Auch neue Energie wäre zu gewinnen. An Edelweiß und Enzian mag man sich erfreuen . . .

Als nächstes der Buchstabe R: Reise natürlich, aber nicht unbedingt Raserei. Statt dessen lieber eine Rast unterwegs, auf dem grünen Rasen. An ein Rasenstück denke ich, wie es Dürer gemalt hat, oder an rote Rosen. An Ruhe. Ratsam dann auch Rudern, Radfahren, Reiten oder Rugby. Warum nicht mal Rommé? Auch ein Regentag im Urlaub kann reizvoll sein (wenn man nicht gerade Rheuma hat!).

Danach der Buchstabe I: Dazu fallen mir sogleich neue Stichwörter ein: Interessen zum Beispiel. Initiativen. Oder Ideen haben. Ideale, warum nicht? Auch In-sich-Gehen wäre ein gutes Wort. Ebenso natürlich In-die-Luft-Gucken. Man kann von einer Insel träumen, Indianer spielen, Im-Bett-Bleiben.

Und nochmals ein E. Wir kennen es ja schon von Erholung und Entspannung, von Erlebnissen und Eindrücken her. Essen gehört auch sicher dazu. Ein Eis zwischendurch. Und Einkehr. Vielleicht auch Ehrfurcht. Etwas wie Ehre sei Gott.

Als letztes schließlich der Buchstabe N: Das mag für Natur stehen. Naheliegendes, Niegesehenes.

Nennenswert wären auch Nachdenken, Nächster und Nachbar. Vielleicht auch Nachtleben und Närrischsein, nur nicht nervös! Um am Ende dann: Nach Hause kommen ...
So können wir's durchbuchstabieren, das Wort »Ferien«. Und die Ferien selbst, Stück für Stück, Tag um Tag genießen. Möglichkeiten bieten sich genug. Das ist wie das Leben: ein Angebot. Man kann es dankbar annehmen und nutzen. Aber auch das Gegenteil ist denkbar: dass man es vertut.

Alles kann man vertun, selbst das schöne Wort "Leben« kann einer am Ende so buchstabieren, dass es sich aus Langeweile, Enttäuschung, Betrug, Ekel und Nichts zusammensetzt.

Aber ich bin sicher: So hat es der nicht gemeint, der uns ins Leben rief, der uns dieses Leben geschenkt hat. Und auch der nicht, der im Namen des Vaters auf die Erde gekommen ist, damit - so sein Wort - die Menschen im Glauben das Leben haben und es in Fülle haben.

Etwas vom Glück des siebten Tages könnte über dieser Ferienzeit liegen, da Gott ruhte und auf alles sah, was er geschaffen hatte, und es gut, ja sehr gut gelungen fand. Vielleicht sogar eine Vorahnung vom Glanz der kommenden Herrlichkeit, wenn alles vollendet sein wird.

Ich wünsche es Ihnen und mir!

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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„An den Bock zu Köln“

Wenn ich mit Kolleg*innen über das Thema Gottesdienste ins Gespräch komme, höre ich immer wieder auch (Selbst-)kritisches über die Liturgie und die Art wie wir sprechen.

„Fürbitten sind im Gottesdienst manchmal so deplatziert“, „Mir erschließt sich der Sinn von im Wechsel gesprochenen Psalmen nicht“, „warum drücke ich mich so umständlich aus?“. Überraschend ehrliche Statements.

Im Buch von Erik Flügge „Der Jargon der Betroffenheit - wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt“ geht es genau darum. Um eines klarzustellen: Zu kritisieren lohnt sich nur das, was man liebt und was einem wichtig ist. Insofern übe ich ein bisschen Kritik an meiner Kirche und als Teil dieser Kirche kritisiere ich mich damit auch selbst. Ich ertappe mich häufig wie mir Formulierungen fremd vorkommen. „Brüder und Schwestern“, „Jesus lädt dich ein“. Selten erlebe ich eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern und ich oute mich jetzt mal: Eine persönliche Einladung von Jesus habe ich so auch noch nicht erhalten…

Wie kann ich von anderen erwarten, dass sie meine Sprache verstehen, wenn ich es oftmals selbst nicht verstehe? Und warum machen wir nichts dagegen, wenn es doch scheinbar anderen auch so geht? Wovor haben wir Angst?

Vor 500 Jahren hat die Reformation die Welt auf den Kopf gestellt. Die Vision einer für alle verständlichen Kirche wurde Realität. Als Martin Luther an den Erzbischof und Kurfürsten von Köln schrieb, adressierte er den Brief an: „Den Bock zu Köln“. Es scheint mir überlegenswert, welches Schimpfwort 500 Jahre später adäquat wäre. Die Sprache der Reformation war radikal. Ich glaube, dass wir uns da gerne eine Scheibe abschneiden können.

Long story short: Ich weiss, dass ich auch vielen Unrecht tue. Nur wenn wir relevant für die „normalen Leute“ und vor allem für die jüngeren Generationen bleiben wollen, müssen wir etwas an unserer Sprache tun und Formen der Verkündigung überdenken.

Einen ehrlichen und konstruktiven Austausch darüber wünsche ich mir so sehr. Und ich hoffe darauf, dass wir das schaffen. Das Reformationsjubiläum wäre ein guter Anlass dafür.

Oliver Zulauf
Bezirksjugendreferent im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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„Summertime – and the living is easy“

„Summertime – and the living is easy“ – Sommerzeit und das Leben ist leicht. Ein wunderbares Lied über den Sommer. Sommer, das ist Wärme, Gelassenheit und Entspannung. Sommer – das ist die Erlaubnis sich leicht zu fühlen. Am Morgen schon einstimmen in das Lied der Amsel. Rosenduft durch die Nase und Seele wehen lassen. Staunen über das Rot des Klatschmohns. Das kühle Wasser im See auf der Haut spüren. Der Sommer schließt uns das Herz auf für die Schöpfung und den Schöpfer. Summertime – Sommerzeit. Jeden Sonntag irgendwo ein Fest.

Ich finde das gut. Dass wir da sind, dass wir einander haben, das muss doch gefeiert werden. Jesus selbst hat auch ganz gern gefeiert. Manchen war das schon zu viel. Die haben ihn schon mal einen Fresser und Weinsäufer genannt. Aber feiern, das muss ihm gelegen haben. Ich stelle ihn mir vor, Jesus, wie er anstößt und lacht und tanzt, viel heiterer als wir uns das vorstellen. Dabei beschreibt uns die Bibel den Himmel wie eine einzige Feierlichkeit: Da wird gesungen und gelacht. Da herrscht ausgelassene Freude.

Summertime – Zum Üben auf diese himmlische Freude schenkt uns der Schöpfer den Sommer. Gott wünscht uns jetzt schon, dass wir aus Vorfreude Feste feiern. Das geht am besten in Gemeinschaft. Treffen wir uns an allen Ecken und Enden der Lebensfreude.

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Zur Woche der Diakonie

An Litfaßsäulen kommt die Diakonie zur Zeit groß raus. „Mein Beruf ist, die Würde des Menschen zu pflegen.“ Das sagt auf einem der Plakatmotive eine junge Pflegekraft, während sie einer alten Dame im Rollstuhl die Fingernägel rot lackiert. „Mein Beruf ist, die Begabung statt die Behinderung zu sehen.“ Das sagt der Mann, der in einer Werkstatt einen anderen an einer Maschine anleitet. „Mein Beruf ist, Menschen Wärme entgegen zu bringen.“ Das sagt der junge Mann, der einem Obdachlosen irgendwo am Straßenrand aus einer Thermoskanne einschenkt. Keine Frage: Da waren PR-Profis am Werk. Was aber von diesem plakativ transportierten Selbstverständnis der Diakonie findet sich in unserer Nähe wieder? Welche Menschen sind dort im Blick?

Im Generationenhaus Demant in Kirchzarten sind es Menschen mit Demenz aus dem Dreisamtal. Zweimal die Woche können sie dort ab 9.30 Uhr betreut den Tag verbringen - für die Angehörigen ein Segen. An diesem Dienstag ist u.a. Gedächtnistraining angesagt. Die Sprache wiederfinden, ins Reden kommen, erinnern, was möglich ist - darum geht´s. Aber nicht in jedem Fall. Eine alte Dame sitzt schon die ganze Zeit mit gesenktem Kopf da und scheint ganz in ihrer eigenen Welt. Doch auch sie erfährt durch die Betreuerinnen Zuwendung, freundliche Ansprache und menschliche Nähe. Würde, Wärme und Ansehen stehen nicht nur auf Diakonie-Plakaten. Jeden Dienstag und Donnerstag kommen sie den Gästen im Generationenhaus Demant zu. Für den Fall, dass auch ich einmal fremd und immer fremder werde im eigenen Leben, wünsche ich mir sehr, ähnliche Erfahrungen machen zu dürfen.

Kaffee und Kuchen gibt´s auch im Rahmen des Projekts „Zämme“ (Allemannisch für: gemeinsam, zusammen) in Müllheim. Das Ziel hier: Menschen, die seit langem arbeitslos sind oder Grundsicherungsleistungen erhalten, ein Stück Teilhabe und Gemeinschaft sowie neue Perspektiven zu eröffnen. Ein großes Thema an diesem Nachmittag ist das geplante Repair-Café – eine tolle Initiative. Wer von Armut, Vereinsamung und Ausgrenzung bedroht oder betroffen ist, findet hier einen Ort, der gut tut. Hier werden die Menschen respektvoll und wertschätzend behandelt. Hier können sie nach ihren Möglichkeiten aktiv werden und bekommen Beratung und Hilfe bei der Umsetzung ihrer Ideen.

Auch bei der Diakonischen Initiative Hügelheim wird Diakonie ganz praktisch gelebt – zum Segen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit geistigen Einschränkungen. Hier ist jeder und jede herzlich willkommen und darf sich nach den eigenen Möglichkeiten und Begabungen einbringen. Schön zu sehen, wie liebevoll an diesem Nachmittag der Geburtstag einer Teilnehmerin gefeiert wird.

Nur drei von vielen Angeboten des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald. Diakonie ist ein starkes Stück Kirche – zum Segen vieler Menschen. Das verdient unsere Anerkennung und Unterstützung – nicht nur im Rahmen der Woche der Diakonie Ende Juni.

Rolf Kruse, Pfarrer in Bad Krozingen

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Weihnachten – Ostern – und was tun?

Was wir an Weihnachten feiern, ist klar: Ein Mensch kommt zur Welt; wenn auch ein ganz anderer als wir…

Was wir an Ostern feiern, geht über alle Erfahrung hinaus und wird uns zur Hoffnung: Dieser Mensch durchbricht die Mauern der Todes.

Und was wir an Pfingsten feiern, ist einfach „unfasslich“ – trotz Begleiterscheinungen wie „Windesbrausen“ und „Feuerzungen“. Zeichen dafür, dass Jesu Jünger von dem Unfasslichen erfasst werden.

Anschließend gehen sie freimütig an die Öffentlichkeit und zeugen in der Kraft des empfangenen Geistes von „den großen Taten Gottes“ und - stoßen auf ein geteiltes Echo. Die einen halten sie schlicht für besoffen, die andern wundern sich nur. Was Petrus daraufhin sagt, geht den Menschen durchs Herz; es trifft sie – und sie fragen betroffen: „Was sollen wir tun?“

Daraufhin spricht Petrus von einer anderen Ausrichtung des Lebens. Sein Wort kommt bei den Menschen an – und viele lassen sich taufen zum Zeichen für den Beginn eines anderen Lebens.

Ein geistgewirktes Wort, das trifft – die Herzen der Menschen; jenseits von Diskussion und Debatte, sondern zu der entscheidenden Frage führt: „Was sollen wir denn tun?“

Und solch eine Frage stellt in Frage – den flachen „Mainstream“, den Trend, den Trott der Massen und Moden; und führt ins tiefere und ernsthafte Nachdenken, das dann vielleicht auch keinen Spaß mehr macht. Doch damit fängt jede sinnvolle Veränderung an – nicht mit klugen Statements oder persönlichen Meinungen oder wiedergekäuten Stichworten und Schlagworten.

In der biblischen Geschichte vom Kommen des Geistes Gottes (Apostelgeschichte 2) könnte jene Frage und ihre Folgen durchaus das Ziel des ganzen turbulenten Ereignisses sein. Dann aber scheint es nicht nur „treffende“ Worte wie die des Petrus zu geben, sondern auch betroffene Fragen und kritische Anfragen.

Vielleicht müssen wir in einer Welt voller Antworten gerade um solche geistgewirkte Fragen bitten!?

Wenigstens in der Kirche.

Ihr

Werner Häfele, Pfr. von Vogtsburg im Kaiserstuhl

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Du siehst mich

In 10 Tagen fahre ich zum Kirchentag nach Berlin. Seit ein paar Wochen steht eine Postkarte mit dem Kirchentagsmotto auf meinem Schreibtisch: auf Orange schauen mich zwei fröhliche Wackelaugen an, darunter, gebogen wie ein Lächeln: „Du siehst mich“.

Gesehen, beachtet, wahrgenommen werden – Selfies und Facebook-Posts sprechen eine deutliche Sprache: Wie wichtig es ist, nicht übersehen zu werden! Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen es um´s Hinsehen geht. Nicht mit einem oberflächlichen oder schaulustigen Blick, sondern mit Gottes liebevoller Zuwendung. Ihm bleibt kein Kummer verborgen. Vor ihm kann, vor ihm brauche ich mich nicht zu verstecken. Er meint es ja gut mit mir.

„Du siehst mich!“ – das sagt in der Bibel eine junge Frau, die auf der Flucht ist und der Unrecht angetan wird. Den Blick auf die werfen, denen Unrecht angetan wird, das gehört zum Kirchentag dazu. Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde – mögen vom Kirchentag in Berlin Impulse für Kirche und Gesellschaft ausgehen. Das erhoffe ich, wir haben es ja so bitter nötig!

Die Postkarte auf meinem Schreibtisch erinnert mich täglich daran: Gott sieht mich – in allen meinen Facetten. Und er meint es gut mit mir. Nicht, dass er alles gut findet, was ich tue, aber sein Blick ist dennoch liebevoll. Als wollte er mit einem Lächeln sagen: „Ich bin für dich da!“ Oder „Hey, ist doch nicht so schlimm!“ oder auch „Mensch, so geht es nicht weiter. Ich zeig dir einen anderen Weg.“ Ich werde die Postkarte wohl auch nach dem Kirchentag noch stehen lassen.

Daniela Hammelsbeck, Müllheim

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Frühjahrsputz

Vor einigen Wochen las ich in der Zeitung „Gibt es den Frühjahrputz noch?“. Anscheinend machen immer weniger Menschen einen großen Frühjahrputz. Es gibt sogar Seminare, in denen man(n) lernt, richtig zu putzen. Das spornte mich an, nach dem Putzlappen zu greifen und für zwei Stunden die Küche in Angriff zu nehmen und Fronten, Lampen, Herd und Arbeitsflächen gründlich zu reinigen. Ganz im Putz- und Aufräummodus nahm ich mir anschließend auch noch mein Arbeitszimmer zu Hause und in der folgenden Woche mein Büro in Umkirch vor. Ich putzte dort nicht nur, sondern mistete auch gründlich aus. Mindestens zwei Mal lief ich mit einem vollen Papierkorb zur Mülltonne. Das war ein gutes Gefühl.

Dabei fiel mir auch ein Glas Bohnen in die Hände und ich musste an einen Erntedankgottesdienst denken. Ich habe damals folgende Geschichte erzählt:

Vor langer Zeit lebte einmal ein Mann, bis ins hohe Alter glücklich, zufrieden und im Einklang mit sich, mit Menschen und Tieren. Man erzählte sich, dass der Alte immer eine gute Handvoll Bohnen mit sich trug. Wenn er den Tag begann, steckte er diese gute Handvoll Bohnen in seine rechte Mantel– oder Hosentasche. Die Bohnen warteten auf Erlebnisse, kleine Momente des Staunens, des Wahrnehmens, des Glücks. Immer wenn der Alte etwas sah und staunte, wanderte seine Hand voller Dankbarkeit in die rechte Tasche, nahm eine Bohne und steckte diese in die linke Tasche. Und was sah oder hörte der Mann alles?

Das Lächeln eines Menschenkindes, fröhliches Spielen, eine besonders schöne Blume … Und so wanderte eine Bohne nach der anderen von der rechten Tasche in die linke.

Abends zog er dann die Bohnen aus der linken Tasche hervor und dachte zurück. Und wenn er auch nur eine Bohne in der Hand hielt, so war es doch wegen dieser einen Bohne ein guter Tag.

Diese Geschichte berührt mich immer wieder und erinnert mich daran, auch für die Kleinigkeiten dankbar zu sein. Kurzum steckte ich mir eine Handvoll Bohnen in die rechte Tasche. Und für den guten und erfüllenden Moment, den mir das Ausmisten im Büro beschert hatte, wanderte eine Bohne von rechts nach links.


Probieren Sie es doch auch mal aus!

Annika Nickel, Gemeindediakonin in Umkirch

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Den ganzen Brocken kann niemand herunterschlucken

Den ganzen Brocken kann niemand hinunterschlucken. Er muss langsam gekaut werden, damit er bekömmlich ist. So ist es mit Ostern – niemand kann es ganz fassen, was es heißt: Jesus ist als Erster von den Toten auferstanden. Aber die Sonntage nach Ostern geben uns kleine Stücke von Ostern, die wir besser aufnehmen können:

In der Verbindung mit dem Auferstandenen sind wir wie neu geboren – wir sind in das Leben ohne Grenzen bei Gott hineingenommen (1. Sonntag nach Ostern, Quasimodigeniti),

Gott führt uns wie ein Hirte zum guten Ziel, auch wenn der Weg durch ein finsteres Tal führt, das hat er an Jesus Christus mit Ostern gezeigt (2. Sonntag nach Ostern, Misericordias Domini). Was uns Gott an Ostern schenkt, ist Grund, Gott zu loben, froh zu singen und zu ihm zu beten (3. bis 5. Sonntag nach Ostern).

Es braucht Zeit, Ostern aufzunehmen. Das wussten schon unsere Vorfahren, deshalb geht die Osterzeit bis Himmelfahrt. Noch einige Wochen können uns Ostereier daran erinnern: Aus dem Grab heraus ist Jesus Christus ins Leben zu Gott auferstanden – uns voraus. Das bedeutet viel für unser Leben.

Friedrich Geyer, Pfarrer der Versöhnungsgemeinde Stegen mit Buchenbach, St. Märgen und St. Peter

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April, April!

Einer macht sich auf, konsequent – liebevoll – in Gottes Namen.

Er bleibt nicht stehen, als sie ihn versuchen – verraten - verhaften – verlassen – verhören – verklagen – verspotten und verurteilen.

Er macht nicht kehrt, das Kreuz vor Augen – die Angst im Nacken.

Nein, kein April-Scherz. Es ist zum Weinen: Passionszeit.

Und doch zum Lachen – aber erst am dritten Tag. Kein Scherz. Erlittene Wahrheit. Damals wie heute. Machen wir uns auf – bleiben wir nicht stehen – machen wir nicht kehrt. Zu viele werden vertrieben – verraten – verlassen und verspottet.

Hinter Ostern kommen wir nicht zurück – am Ende. Das ist die Verheißung – jetzt und hier! Kein Scherz – und doch zum Lachen – oder besser: zum Freuen!

Herzliche Grüße, Ihr
Dirk Boch, Schuldekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Deutschland erliegt dem Martin-Schulz-Hype

Diverse Umfragen zeigen: Wechselstimmung macht sich im deutschen Lande breit. Nun möchte ich keine Wahlkampfwerbung für Herrn Schulz machen. Interessant ist es aber doch, was alles in diesen Mann hinein interpretiert wird:

Dieser Tage musste ich herzhaft lachen, da nun der Kanzlerkandidat der SPD mit Chuck Norris, einem Actionhelden der 80/90-er Jahre verglichen wird. Vielleicht kennen Sie ja Chuck Norris-Witze: „Wie viele Liegestütze kann Chuck Norris? – Alle!“ Um nur einen zu nennen.

Auf Martin Schulz umgemünzt lautet nun mein Lieblingswitz: Wenn Martin Schulz ins Wasser springt, wird er nicht nass. Das Wasser wird sozialdemokratisch.

Martin Schulz, ein Mann scheinbar mit Superheldenkräften, dem sogar die Naturgewalten gehorchen?!

Da ist ein Vergleich mit Jesus naheliegend, oder? Und doch wissen die Menschen, dass Martin Schulz eben keine übermenschlichen Fähigkeiten besitzt. In Interviews wird betont, dass man die ehrliche Haut von ihm schätze. Ein Mann, der Missstände direkt anspricht und sich seiner emotionalen Seite nicht schämt.

Als Christ glaube ich, dass Jesus als Sohn Gottes Berge versetzen und Wasser zu Wein verwandeln kann. Doch ist es das, was mich an Jesus so fasziniert? Die Antwort lautet: Nein! Gerade seine Emotionalität bewegt mich. Ein Mann, der mit seinen Nächsten mit leidet, der empathisch ist, sich fürchtet, trauert, wütend und manchmal auch aggressiv ist. Und ja, auch ausgelassen und fröhlich feiern kann. All das ist menschlich, ein Mensch mitten im Leben. Nicht abgehoben. Einer, der sich nicht als etwas Besseres sieht, sondern eben „einer von uns“ ist. Das macht für mich die Strahlkraft Jesu aus.

Ich hoffe, dass eben dieser Jesus Sie in ihrem Alltag inspirieren möge.

Ihr Oliver Zulauf
Bezirksjugendreferent im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Frühling

Jetzt geht‘s wieder los. Die Schneeglöckchen sind schon raus. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Überall grün, und das wächst und blüht und macht und tut – Das ist doch Wahnsinn mit dem Frühling. Erst die Mandelbäume und die Magnolien, dann die Narzissen, Tulpen, die Apfel- und die Kirschbäume – die stehen da wie riesige Blumensträuße auf den saftig grünen Wiesen. Was das für’n Aufwand ist – allein die Farben! Das ist doch Verschwendung, wenn sie mich fragen!

Also jemand, der rechnen muss, wie unsereins, der würde doch da ganz anders rangehen! Kosten-Nutzen-Plan, zack, fertig. Z.B.: Wieviel Liter Sauerstoff brauchen wir diesen Monat? O.K. - also so und soviel Quadratmeter Blattgrün muss da sein. Nahrungsbedarf, Klima, die biologischen Kreisläufe – das kann man doch heutzutage alles ausrechnen. Ist doch alles erforscht!

Na ja gut. N’ bisschen fürs Auge muss auch da sein, geb ich zu. Aber da draußen – also ich weiß nicht. Der da oben scheint überhaupt nicht zu rechnen. Gott ist es wohl egal, was dabei für ihn rausspringt – der teilt aus – mit vollen Händen und jedes Jahr wieder. Obwohl das nicht leicht sein kann, das jedes Mal wieder so hinzukriegen – na hörn Sie mal, bei der Umweltverschmutzung. Irgendwie Wahnsinn... und das alles nur für uns. Sagen Sie mal selbst: Gott muss ein Verschwender sein!

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Warte ...

Villicht hän sie friener druf gwartet, dass sie endlich volljährig werde, oder uf die erschti eigeni Wohnig. Villicht hän sie druf gwartet, bis s’erscht Chind do gsin isch un spöter do druf, dass d’ Chinder gross werde und irgend wenn uf de eigeni Ruhestand und denn do druf, as sie wieder gsund werde. Un was chunnt denn no? Mängi hän mer scho verzellt, as sie uf de Tod warte, wil sie d’ Schmerze nümmi ushalte, oder d’ Einsamkeit.

In eme Vers us de Bible goht’s um so öbbis: »Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen (Psalm 130,6).« Do goht’s um e Nachtwache. Säll chönnt im Summer no öbbis Schöns si, aber nit, wen mer ellei isch und d’ Chälti eim d’ Bei uffestigt, wenn mer Angst het vor de Gräuscher, wo me nit chennt. Wer so ellei isch un nit weiss, was chunnt, für dä werde d’ Stunde lang un länger.

D’ Läbenschunscht b’stoht wohl do drin, dass mer s’ Warte chönne aneh un derbi nit vergesse, z’ läbe. So Mänge het mit e paar Ziel gwartet, bis er im Ruhestand isch un plötzlich het de Tod uff en gwartet, viel z’ frieh.

Am End isch’s guet, wenn unse Warte e Ziel het, wenn eine s’ Warte mit is teilt un derbi e offenes Ohr het für is. Eine, wo merkt, was es Warte mit is macht, grad, wenn’s umesuscht gsin isch. Glaubet mer, mit Gott cha me au die Zite teile. Mit ihm chönne mir derbi strite und über alles schwätze, was is schwer fallt im Läbe.

S’ chönnt denn sogar eso si, dass mir irgend wenn s’ Gliich erläbe, wie de, wo dä Psalm bätet het: »Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm.«

Säll wünscht Euch de Hellmuth Wolff vo Hinterzarte

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Wann haben Sie zuletzt die Kirche gelobt?

Meine Augen blieben dieser Tage an einem Lutherwort hängen.

Luthers Landesherr, Kurfürst Friedrich, war krank geworden. Luther schrieb ihm einen kleinen Traktat: „Vierzehn Tröstungen für Mühselige und Beladene.“

Man schrieb 1519, Frühzeit der Reformation. Eine der Tröstungen geht aufs Konto der Kirche. Da ist Erstaunliches zu lesen: „Wenn ich leide, leide ich nicht mehr allein. Mit mir leiden Christus und alle Christen ... So tragen andere meine Last, ihre Kraft ist meine. … Der Glaube der Kirche kommt meiner Angst zu Hilfe … Eines anderen Gebet ist um mich bekümmert … Mit ihrer Ehre wird meine Schande geehrt … Eine so große Sache ist die Gemeinschaft der Heiligen und die Kirche.“

Ob die Trostgründe Luthers heute trösten können, lasse ich dahingestellt. (Obwohl ich schon angefangen habe zu fragen, wer die Menschen sind, die mir geholfen haben, Christinnen und Christen, die für mich gebetet, mir beigestanden haben auf den schwierigen Wegstrecken meines Lebens.)

Doch jetzt geht es mir darum: Wann habe ich zuletzt einen Christenmenschen erlebt, der ohne offiziell veranlasst zu sein, gesagt hat, was er an seiner Kirche hat, was er an ihr schätzt, wo er ihr dankbar ist?

Es ist, finde ich, typisch evangelisch, seiner Kirche mit kritischer Distanz zu begegnen. Doch wo bleibt die kritische Sympathie für die Kirche?

Die ersten evangelischen Gemeinden zeigten vermutlich ähnliche Schwächen und Fehler wie die heutigen. Luther hat sie dennoch geliebt, auch mit ihren „Ärgernissen und Rotten … Sie singt mit ihrem Herrn auch das Lied: Selig ist, der sich nicht an mir ärgert. " Sie will allerdings „nicht ersehen, sondern geglaubt sein" (aus der Vorrede zur Offenbarung des Johannes).

Ein Grund, meines Erachtens, 'die Kirche' ab und zu auch mal zu loben.

Ihr Rainer Heimburger, Dekan des Kirchenbezirks Breisgau-Hochschwarzwald

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Es ist an der Zeit

2017 und Hoffnung, dass es besser wird als 2016? Eher nicht. Trump, Wahlen in Frankreich und Deutschland, Fake News, Hetze in sozialen Netzwerken und vielerorts auch auf der Straße. Ereignisse, die uns bevorstehen und über die berichtet wird, verdrängen oft die Dinge, die schon gelingen. In einer ruhigen Minute am Ende des letzten Jahres habe ich folgende Zeilen geschrieben, die als Refrain mit vielem, was mich sonst noch beschäftigt, zu einem Lied wurden:

Es ist an der Zeit, etwas zu verändern
Es ist an der Zeit für mehr Menschlichkeit
Es ist an der Zeit für Liebe und Wärme in der Welt
Es ist an der Zeit, kommt reicht euch die Hände

Sie sind meine Antwort auf die Machtlosigkeit im Angesicht dessen, was in der Welt passiert. Ein Appell an jeden und jede zum Umdenken zum Besinnen auf das, was wirklich zählt. Um aufzuzeigen, was Christ sein für mich ausmacht. Als Lied werden diese Verse in diesem Jahr noch in vielen Gottesdiensten in Breisach gesungen werden. Als Zeichen der Hoffnung, dass 2017 eben doch ein besseres Jahr werden kann.

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