Du siehst mich

In 10 Tagen fahre ich zum Kirchentag nach Berlin. Seit ein paar Wochen steht eine Postkarte mit dem Kirchentagsmotto auf meinem Schreibtisch: auf Orange schauen mich zwei fröhliche Wackelaugen an, darunter, gebogen wie ein Lächeln: „Du siehst mich“.

Gesehen, beachtet, wahrgenommen werden – Selfies und Facebook-Posts sprechen eine deutliche Sprache: Wie wichtig es ist, nicht übersehen zu werden! Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen es um´s Hinsehen geht. Nicht mit einem oberflächlichen oder schaulustigen Blick, sondern mit Gottes liebevoller Zuwendung. Ihm bleibt kein Kummer verborgen. Vor ihm kann, vor ihm brauche ich mich nicht zu verstecken. Er meint es ja gut mit mir.

„Du siehst mich!“ – das sagt in der Bibel eine junge Frau, die auf der Flucht ist und der Unrecht angetan wird. Den Blick auf die werfen, denen Unrecht angetan wird, das gehört zum Kirchentag dazu. Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde – mögen vom Kirchentag in Berlin Impulse für Kirche und Gesellschaft ausgehen. Das erhoffe ich, wir haben es ja so bitter nötig!

Die Postkarte auf meinem Schreibtisch erinnert mich täglich daran: Gott sieht mich – in allen meinen Facetten. Und er meint es gut mit mir. Nicht, dass er alles gut findet, was ich tue, aber sein Blick ist dennoch liebevoll. Als wollte er mit einem Lächeln sagen: „Ich bin für dich da!“ Oder „Hey, ist doch nicht so schlimm!“ oder auch „Mensch, so geht es nicht weiter. Ich zeig dir einen anderen Weg.“ Ich werde die Postkarte wohl auch nach dem Kirchentag noch stehen lassen.

Daniela Hammelsbeck, Müllheim

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