Impuls zu Ostern
Der Wanderprediger, den ich gerne in seiner Muttersprache „Jehoschua“ nenne, hätte sicher sein Interesse daran: Junge Leute in der Polizei-Schule deuten zum ganz großen Teil an, dass sie mit einem „Danach“ nichts anfangen können. Es geht um das Thema „Tod“, das im Praktikum auf die meisten zukommen wird. Ein „Danach“, wie es von den Religionen angenommen wird und einen Weg dorthin, „sehen“ sie nicht.
Ein Motiv durchbricht die Aussichtslosigkeit: Ein Fluss als Sinnbild für das Leben, für den „Lebensfluss“ mit Kindheit und Jugend, Lebensmitte und Alter; der Fluss mündet ins Meer. Was geschieht da? „Kontroll-Verlust“ sagt jemand, „Verlust der Orientierung“ eine andere. Ängste kommen so zur Sprache. Der Tod weckt Ängste. Aber dann auch: Jemand spricht vom Zusammenfließen der Lebensflüsse; es gibt Gemeinschaft; eine andere sieht eine „große Weite“; jemand redet von „Freiheit“ und dass es „etwas zu entdecken“ gibt. Das alles kommt in den Blick und öffnet das Herz.
Der Wanderprediger hätte sicher seine Freude daran: Er, der am nördlichen Ufer vom See Genezareth den Jordan einmünden sah – und ein Meister war, in Phänomenen des Alltags, der Natur und Allem, was sie verkörpert, einen Hinweis auf das Zukommen und Ausweiten von Gottes Reich zu sehen: Ihm würde es wohl gefallen, dass junge Leute in ihrer Weise umgehen mit dem, was sich an der Mündung des Lebensflusses auftut.
Ein Impuls zu Ostern von Michael Hannemann, Pfarrer in Breisach am Rhein und Ethik-Lehrer an der Hochschule für Polizei in Lahr.
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Hallo Michael,
deinen Text finde ich sehr gut, gerade weil er nicht nur aus biblischen Erzählungen und hypothetischen Deutungen besteht, sondern den Blick öffnet, zu anderen Sichtweisen einlädt und dadurch auch nicht bedrückend wirkt.
Das reelle Weltgeschehen ist beunruhigend genug!
Herzliche Grüße
Corinna Holst