Zur Woche der Diakonie

An Litfaßsäulen kommt die Diakonie zur Zeit groß raus. „Mein Beruf ist, die Würde des Menschen zu pflegen.“ Das sagt auf einem der Plakatmotive eine junge Pflegekraft, während sie einer alten Dame im Rollstuhl die Fingernägel rot lackiert. „Mein Beruf ist, die Begabung statt die Behinderung zu sehen.“ Das sagt der Mann, der in einer Werkstatt einen anderen an einer Maschine anleitet. „Mein Beruf ist, Menschen Wärme entgegen zu bringen.“ Das sagt der junge Mann, der einem Obdachlosen irgendwo am Straßenrand aus einer Thermoskanne einschenkt. Keine Frage: Da waren PR-Profis am Werk. Was aber von diesem plakativ transportierten Selbstverständnis der Diakonie findet sich in unserer Nähe wieder? Welche Menschen sind dort im Blick?

Im Generationenhaus Demant in Kirchzarten sind es Menschen mit Demenz aus dem Dreisamtal. Zweimal die Woche können sie dort ab 9.30 Uhr betreut den Tag verbringen - für die Angehörigen ein Segen. An diesem Dienstag ist u.a. Gedächtnistraining angesagt. Die Sprache wiederfinden, ins Reden kommen, erinnern, was möglich ist - darum geht´s. Aber nicht in jedem Fall. Eine alte Dame sitzt schon die ganze Zeit mit gesenktem Kopf da und scheint ganz in ihrer eigenen Welt. Doch auch sie erfährt durch die Betreuerinnen Zuwendung, freundliche Ansprache und menschliche Nähe. Würde, Wärme und Ansehen stehen nicht nur auf Diakonie-Plakaten. Jeden Dienstag und Donnerstag kommen sie den Gästen im Generationenhaus Demant zu. Für den Fall, dass auch ich einmal fremd und immer fremder werde im eigenen Leben, wünsche ich mir sehr, ähnliche Erfahrungen machen zu dürfen.

Kaffee und Kuchen gibt´s auch im Rahmen des Projekts „Zämme“ (Allemannisch für: gemeinsam, zusammen) in Müllheim. Das Ziel hier: Menschen, die seit langem arbeitslos sind oder Grundsicherungsleistungen erhalten, ein Stück Teilhabe und Gemeinschaft sowie neue Perspektiven zu eröffnen. Ein großes Thema an diesem Nachmittag ist das geplante Repair-Café – eine tolle Initiative. Wer von Armut, Vereinsamung und Ausgrenzung bedroht oder betroffen ist, findet hier einen Ort, der gut tut. Hier werden die Menschen respektvoll und wertschätzend behandelt. Hier können sie nach ihren Möglichkeiten aktiv werden und bekommen Beratung und Hilfe bei der Umsetzung ihrer Ideen.

Auch bei der Diakonischen Initiative Hügelheim wird Diakonie ganz praktisch gelebt – zum Segen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit geistigen Einschränkungen. Hier ist jeder und jede herzlich willkommen und darf sich nach den eigenen Möglichkeiten und Begabungen einbringen. Schön zu sehen, wie liebevoll an diesem Nachmittag der Geburtstag einer Teilnehmerin gefeiert wird.

Nur drei von vielen Angeboten des Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald. Diakonie ist ein starkes Stück Kirche – zum Segen vieler Menschen. Das verdient unsere Anerkennung und Unterstützung – nicht nur im Rahmen der Woche der Diakonie Ende Juni.

Rolf Kruse, Pfarrer in Bad Krozingen

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Rolf Kruse