Christus lebt und segnet

Vor kurzem war ich in Rio de Janeiro, Brasilien, und selbstverständlich besuchte ich diese Sehenswürdigkeit: die große Statue „Christus, der Erlöser“ aus dem Jahr 1931 und 30 Meter hoch.                                          
Imposant steht er da, die Arme ausgebreitet zum Segen, hoch über Rio, hoch über den Menschenmassen, die sich da lärmend und fotografierend versammeln. Viele stellen die segnenden Arme nach und lassen sich quasi als Doppel der Statue fotografieren. Oder meinten sie es segnend, den Segen Christi weitergebend?                                                                                        Einen Moment lang hätte ich mir Stille gewünscht, um zu lauschen, um die Botschaft dieses Monuments lebendig werden zu lassen. Denn es stimmt: Christus lebt und er segnet. Da waren die vielen Touristen, stellvertretend für die Völker der Welt. Da sah man die Favelas mit ihren armen Bewohnern unterhalb des Monuments und recht nahe die Villen der Reichen. Ich sah die Tiere, die neugierig die Touristen im Auge behalten, Affen und Nasenbären, die sich gerne füttern lassen - sie stehen stellvertretend für die ganze Schöpfung, für die Tiere der Welt. Allen gilt sein Segen!
Christi Arme segnen aber nicht nur - sie laden auch ein, an seiner himmlischen Wirklichkeit teilzuhaben. Wie nötig haben wir das! Christus segnet und lädt ein, damit wir zur Ruhe kommen in einer Welt, die sich in Aufruhr befindet. Damit wir besonnen werden und besonnen und hoffnungsvoll mit anderen reden, gerade jetzt. Manche Mächtigen denken womöglich, sie könnten Jesus wie einen Talisman oder ein kleines Souvenir in seine Tasche stecken. Aber da irren sie.
Nach gut zwei Stunden machte ich mich auf den Rückweg, zusammen mit vielen anderen. Diese Wahrheit bleibt: so wie die Statue dort steht über Rio de Janeiro, so breitet Jesus unerschütterlich die Arme über uns aus.
Amen


Gabriele Heuß, Pfarrerin in Lenzkirch und Schluchsee

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Christus Statue