Ökumenische Partnerschaften

Ein Dach trägt niemand allein - Partnerschaft mit Kamerun: Geht das überhaupt?
„Ein Dach trägt niemand allein“
Dieses Sprichwort aus Kamerun ist ein schönes Motto für ein gemeinsames Leben der Menschen in einer Welt. Ein Leben über verschiedene Kontinente und Kulturkreise hinweg. Der Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald pflegt seit inzwischen fast 40 Jahren eine Partnerschaft mit dem Kirchenbezirk Bui der presbyterianischen Kirche in Kamerun durch wechselhafte Zeiten.
Im Jahre 1987 wurde die Partnerschaft zwischen dem damaligen Kirchenbezirk Müllheim und dem Bezirk Bui der Presbyterian Church of Cameroon (PCC) gegründet. Der Bezirk Bui liegt im englischsprachigen Teil Kameruns im Nordwesten, ca. 4.700 km Luftlinie von Freiburg. Die Hauptstadt des Bezirks Bui ist Kumbo. Gemeinsam Gottesdienste feiern, z.B. in den jährlich im Juli stattfindenden Partnerschaftsgottesdiensten, voneinander lernen und einander helfen - das sind die geistigen Grundlagen unserer Partnerschaft.
Neben Austausch und Gebet ist das Tun das schlagende Herz der Partnerschaft. Im Tun ergänzen sich die Menschen, lernen voneinander und helfen einander. Die gegenseitigen Besuche sind ein wesentlicher Baustein der Partnerschaft. Zuletzt hat im November 2022 eine Delegation aus Breisgau-Hochschwarzwald an einer Partnerschaftsreise nach Kamerun teilgenommen. Im Juli 2025 werden Gäste aus Bui zu uns kommen.
Es gab und gibt Projekte und Aktivitäten, die die Partnerschaft konkret erfahrbar machen:
- Über Spenden wurden viele Jahre lang Schulen mit Schulbüchern ausgestattet. Daneben wurden rund 80 Waisenkinder regelmäßig gefördert, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen. (Projekt der Frauengruppe der Kirchengemeinde Müllheim)
- Seit 2002 leisten junge Menschen regelmäßig einen einjährigen Freiwilligendienst in Kumbo. Sie sind unsere Botschafter*innen und geben der Partnerschaft vor Ort ein Gesicht. Leider pausiert der Freiwilligendienst seit einigen Jahren wegen des anglophonen Konflikts in Kamerun (s.u.)
- Mehrere Bau-Projekte am und im Jugendzentrum in Kumbo wurden gemeinsam entwickelt und durch Spenden finanziert.
- Im Ort Kishong (ca. 20 km von Kumbo) wurde 2007 eine Gesundheitsstation eingerichtet. So ist der sehr ländliche Raum medizinisch besser versorgt.
- Durch Auseinandersetzungen zwischen Separatisten und Regierungstruppen mussten Menschen aus dem englischsprachigen Teil Kameruns in den französischsprachigen Teil fliehen. Deshalb wurde die Bezirkskollekte für unseren Partnerbezirk im Jahr 2019 für die Versorgung Geflüchteter mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Werkzeugen verwendet. Mit der Kollekte von 2021 wurde ein Fonds eingerichtet, aus dem zivile Opfer Unterstützung für Krankenhaus- oder Arztkosten erhalten.
- Viele Freundschaften und sogar zwei Ehen sind entstanden aus der Partnerschaft sowie dem Freiwilligendienst.
- Durch den „Kumboja-Kaffee“ konnten wir die Partnerschaft sogar riechen und schmecken. Wegen zunehmender Risiken in der Liefersicherheit und der Finanzierung musste dieses Projekt jedoch leider beendet werden.
Der anglophone Konflikt
Seit Herbst 2016 rumort es in Kamerun. Die englischsprachigen Landesteile lehnen sich wegen einer zunehmenden Benachteiligung durch die französischsprachige Regierung auf, bis hin zu Rufen nach einer Sezession. Streiks wurden mit staatlichen Repressalien beantwortet, das Internet wurde abgeschaltet, es kam zu gewalttägigen Zusammenstößen. Friedensgespräche sind im Sande verlaufen.
Dieser Konflikt bestärkt uns erst recht, die Partnerschaft verlässlich und nachhaltig weiterzuentwickeln, im Geiste wie im Tun. Das Partnerschaftskomitee freut sich auf Menschen, die an dieser Partnerschaft teilhaben und sich einbringen möchten. Die Aufgabe ist lohnenswert, erfüllend und nie endend.
Für das Partnerschaftskomitee
Otfried Köhn Marika Trautmann
Ev. Kirchengemeinde Müllheim Bezirksbeauftragte für Ökumene und Kirche weltweit