"Der undankbare 4. Platz"
Am Samstag wird bei der WM in St. Petersburg um den dritten Platz gespielt. Belgien – England. Das kleine Finale.
Natürlich wird auch um den 4. Platz gespielt. Aber das sagt keiner. Und trotzdem ist es so. Wer gewinnt, wird Dritter. Wer verliert wird Vierter. Und das nennt man dann den „undankbaren 4. Platz“.
Übrigens: Wissen Sie noch wer vor 4 Jahren 3. oder 4. bei der WM wurde? Holland (!) schlug Brasilien im kleinen Finale 3:0.
Aber an den Dritten erinnert man sich kaum. Und schon gar nicht an den Vierten.
Schade eigentlich. Wenn man bedenkt, dass man sich ja erst einmal für eine solche Weltmeisterschaft qualifizieren muss, um überhaupt dabei zu sein. Das haben immerhin 32 Mannschaften geschafft.
Und dann gab es die Vorrunde, das Achtelfinale, das Viertelfinale, das Halbfinale. Und jetzt endlich - die beiden Endspiele. Und da soll es schlimm sein, wenn eine Mannschaft nur Vierter wird? Merkwürdig.
Auch bei den Olympischen Spielen ist das immer so. Weil es eben nur 3 Medaillen gibt. Und nur 3 Stufen auf dem Treppchen. Dabei ist die Zahl 4 doch so unverzichtbar.
Auch für den Fußball. Das Runde – heißt es - muss ins Eckige. Und das hat nun mal 4 Ecken. Der ganze Platz hat 4 Ecken, ist sozusagen ein Viereck.
Es gibt die vier Himmelsrichtungen, die 4 Räder und die 4 Jahreszeiten.
Die 4 ist sonst doch eine anständige Zahl. Eigentlich unverzichtbar. Und trotzdem will keiner gerne Vierter werden.
Ist doch klar. Ist doch menschlich. Aber nicht unbedingt göttlich. Denn Jesus hat einmal ganz bescheiden gesagt: „Wo 2 oder 3 in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Er ist also gerne Vierter.
Vier gewinnt eben doch auch. Wer am Samstag verliert, gewinnt trotzdem, gewinnt den 4. Platz.
Rainer Heimburger, Dekan des Kirchenbezirks Breisgau-Hochschwarzwald