Ferien

Überall sind die Menschen jetzt unterwegs, auf der Straße, den Autobahnen, mit dem Fahrrad, der Bahn, mit Flugzeug und Schiff. Eine seltsame Völkerwanderung, die der gewohnten Umgebung, dem Alltag zu entfliehen sucht. Urlaubszeit. Ferien.

Gibt es Ratschläge für diese schöne Zeit? Ich denke schon. Einer hat gemeint, man solle doch einfach einmal das Wort »Ferien« durchbuchstabieren. Eine gute Idee, fangen wir an:

Da ist als erstes der Buchstabe F. Woran denke ich da? - F, das ist: Fahren, Fliegen. In die Ferne, in fremde Länder. Freiheit, frei sein fällt mir ein. Auch Faulenzen, Feiern, Familienglück. Mancher denkt an Foto, an Filmen, Fußballspielen oder Fischengehen. Und sollen wir's nicht nennen, das Wort Freude? Und Fröhlichsein?

Dann E, woran denke ich bei E? An Erholung, Entspannung. An Erlebnisse, Eindrücke, neue Entdeckungen, Einfälle, Erfahrungen. Auch neue Energie wäre zu gewinnen. An Edelweiß und Enzian mag man sich erfreuen . . .

Als nächstes der Buchstabe R: Reise natürlich, aber nicht unbedingt Raserei. Statt dessen lieber eine Rast unterwegs, auf dem grünen Rasen. An ein Rasenstück denke ich, wie es Dürer gemalt hat, oder an rote Rosen. An Ruhe. Ratsam dann auch Rudern, Radfahren, Reiten oder Rugby. Warum nicht mal Rommé? Auch ein Regentag im Urlaub kann reizvoll sein (wenn man nicht gerade Rheuma hat!).

Danach der Buchstabe I: Dazu fallen mir sogleich neue Stichwörter ein: Interessen zum Beispiel. Initiativen. Oder Ideen haben. Ideale, warum nicht? Auch In-sich-Gehen wäre ein gutes Wort. Ebenso natürlich In-die-Luft-Gucken. Man kann von einer Insel träumen, Indianer spielen, Im-Bett-Bleiben.

Und nochmals ein E. Wir kennen es ja schon von Erholung und Entspannung, von Erlebnissen und Eindrücken her. Essen gehört auch sicher dazu. Ein Eis zwischendurch. Und Einkehr. Vielleicht auch Ehrfurcht. Etwas wie Ehre sei Gott.

Als letztes schließlich der Buchstabe N: Das mag für Natur stehen. Naheliegendes, Niegesehenes.

Nennenswert wären auch Nachdenken, Nächster und Nachbar. Vielleicht auch Nachtleben und Närrischsein, nur nicht nervös! Um am Ende dann: Nach Hause kommen ...
So können wir's durchbuchstabieren, das Wort »Ferien«. Und die Ferien selbst, Stück für Stück, Tag um Tag genießen. Möglichkeiten bieten sich genug. Das ist wie das Leben: ein Angebot. Man kann es dankbar annehmen und nutzen. Aber auch das Gegenteil ist denkbar: dass man es vertut.

Alles kann man vertun, selbst das schöne Wort "Leben« kann einer am Ende so buchstabieren, dass es sich aus Langeweile, Enttäuschung, Betrug, Ekel und Nichts zusammensetzt.

Aber ich bin sicher: So hat es der nicht gemeint, der uns ins Leben rief, der uns dieses Leben geschenkt hat. Und auch der nicht, der im Namen des Vaters auf die Erde gekommen ist, damit - so sein Wort - die Menschen im Glauben das Leben haben und es in Fülle haben.

Etwas vom Glück des siebten Tages könnte über dieser Ferienzeit liegen, da Gott ruhte und auf alles sah, was er geschaffen hatte, und es gut, ja sehr gut gelungen fand. Vielleicht sogar eine Vorahnung vom Glanz der kommenden Herrlichkeit, wenn alles vollendet sein wird.

Ich wünsche es Ihnen und mir!

Rainer Heimburger, Dekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald

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Rainer Heimburger