Ich bin da...
Gut vier Monate ist sie bei uns - unsere kleine Tochter. Die erste Kennenlernphase haben wir hinter uns. Nun wissen wir schon einiges voneinander. Wir können Babylaute einordnen, wissen wie unsere Tochter gerne liegt und getragen wird. Und wir wissen was sie beruhigt. Immer wieder aus allen Ecken unserer Wohnung rufen wir unserer Tochter zu: Ich bin da! Wenn sie im Stubenwagen liegt, aufwacht und ruft - unsere Antwort: Ich bin da. Wenn wir zusammen ins dunkle Schlafzimmer gehen und unsere Tochter beunruhigt ist: du brauchst keine Angst haben: Ich bin da! Wenn ein plötzliches Geräusch für Erschrecken oder Weinen sorgt: Ich bin da! Mama und Papa sind da! Diese drei Worte beruhigen unsere Tochter.
Am Ende seines Evangeliums erzählt uns Matthäus, dass Jesus Christus nach seiner Kreuzigung und Auferstehung seine Jünger in Galiläa trifft. Er hinterlässt ihnen "letzte Worte". Dazu zählt auch das Versprechen: "Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt!" Ich bin da - das ruft uns Jesus zu - aus jeder "Ecke unseres Lebens" - hinein in jede Situation, die uns beunruhigt, verunsichert, sorgenvoll macht und lähmt.
Sophie Scholl, die im Mai diesen Jahres ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, war in ihrem Widerstand gegen das Hitler-Regime ganz wesentlich von ihrem Glauben an Jesus Christus motiviert. Selbst in den schrecklichen Tagen in der Gestapo-Haft in Ulm hat sie der Glaube an Jesus Christus getragen. Sie hat sich darauf verlassen, was Jesus ihr und uns zuspricht: Ich bin da. Von diesem Versprechen wusste sie sich getragen. In einem Brief schreibt sie, dass Jesus das Rettungsseil sei, das Gott ihr zugeworfen habe. An dieses Rettungsseil klammere sie sich, um nicht im Angstmeer zu versinken. Das schenkt ihr Ruhe.
Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie Ruhe finden in dem Versprechen: Ich bin da. Wie unsere kleine Tochter, wie Sophie Scholl, wie all die Frauen und Männer des Glaubens, die sich darauf verlassen haben.
Diakon Florian Böcher, Evangelische Kirchengemeinde Ihringen am Kaiserstuhl