Nur nicht zu viel Angst!

„Wenn ich so richtig Angst habe, bringt das gar nichts, dass einer sagt: Hab keine Angst!“ – so ein Mädchen neulich in unserem Kindergottesdienst. Das gibt mir zu denken. Was bedeutet dann der Satz: „Fürchte dich nicht!“, der sich wie ein roter Faden durch die Bibel zieht? Bringt der was?

Vieles macht Angst: die Dunkelheit, das Warten auf eine Diagnose, der mögliche Verlust der Arbeitsstelle, die Sorge um die Lieben, Schmerzen, der Tod. Im Gespräch mit Jugendlichen wird mir bewusst, dass ihre Ängste in den letzten Jahren zunehmen: die Angst zu versagen angesichts von großem Leistungsdruck, die Angst vor Terror und Krieg. Hilft da ein „Hab keine Angst!“?

Mary Ward (1585-1645), englische Ordensgründerin, sagt: „Fürchte nur, zu viel Furcht zu haben!“. Also nicht einfach: Hab keine Angst - wirkliche Angst lässt sich eben nicht weg reden. Aber: Hab nicht zu viel Furcht! Denn wenn die Furcht mich gleichsam überrollt, dann werde ich blind. Wie das Kaninchen vor der Schlange starre ich nur auf das, wovor ich Angst habe, unfähig zu reagieren und mögliche Auswege zu sehen. Ein Übermaß an Angst blockiert.

Fürchte dich nicht! – heißt dann: Lass dich nicht beherrschen von deinen Ängsten. Du bist ihnen nicht vollends ausgeliefert. Du kannst wieder freier durchatmen. Und einen ersten Schritt heraustreten aus der Angst.

Pfingsten ermutigt dazu, „nicht zu viel Furcht zu haben“. Gefangen in ihrer Angst sitzen die Jünger*innen hinter verschlossenen Türen. Gottes Geist befreit sie aus diesem Gefängnis. Sie können nach draußen treten, die Angst ist handhabbar geworden. Fürchte dich nicht! „Fürchte nur, zu viel Furcht zu haben!“

Daniela Hammelsbeck, Pfarrerin in Müllheim

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Daniela Hammelsbeck